Mainz

94,8 Prozent: Mainzer SPD schickt Michael Ebling mit Top-Eregbnis ins OB-Rennen

"MEinz": Michael Ebling verbinden mit seiner Stadt nicht nur die Anfangsbuchstaben.
"MEinz": Michael Ebling verbinden mit seiner Stadt nicht nur die Anfangsbuchstaben. Foto: Bernd Eßling

Seit Dienstagabend, 20.47 Uhr, kann sich auch Michael Ebling offiziell OB-Kandidat nennen. Auf einer SPD-Vertreterversammlung wählten 110 von 119 Delegierten den 44-Jährigen aus Mombach.

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Mainz – Seit Dienstagabend, 20.47 Uhr, kann sich auch Michael Ebling offiziell OB-Kandidat nennen. Auf einer SPD-Vertreterversammlung wählten 110 von 119 Delegierten den 44-Jährigen aus Mombach.

Sechs stimmten gegen ihn, es gab drei Enthaltungen. Mit 94,8 Prozent entspricht das Resultat fast genau etwa dem Ergebnis einer vorangegangen Mitgliederbefragung.

Im Bürgerhaus Finthen feierten die Genossen, darunter seine Eltern und sein Lebensgefährte, ihren Hoffnungsträger mit stürmischen minutenlangen Beifall und schenkten ihm ein T-Shirt mit der Aufschrift „MEinz“.

Von Alt-OB Herman-Hartmut Weyel und enfrüheren Parteivorsitzenden Eckhart Pick und Thomas Will über die Minister Doris Ahnen und Carsten Kühl bis hin zum Ministerpräsidenten Kurt Beck: Die SPD hatte jede Menge Spitzenpersonal aufgeboten, um die Bedeutung der OB-Frage zu dokumentieren.

Seit dem Krieg waren alle Mainzer Oberbürgermeister Sozialdemokraten.

Dabei geht es nicht nur um die Stadt, stellt Kurt Beck klar: „Die Landeshauptstadt ist für das ganze Land von großer Bedeutung.“ Ausdrücklich bedankte sich Beck bei „allen, die an der Spitze der Stadt mitgearbeitet haben“. Eine indirekte Rückenstärkung für den scheidenden OB Jens Beutel.

Ein klares Bekenntnis legte der Regierungschef zum Staatstheater und den Museen ab: „Trotz aller Sparzwänge sind das Werte, die wir nicht klein halten dürfen.“

Dem Kandidaten bescheinigte Beck kommunalpolitische Erfahrung, gepaart mit jugendlichem Elan.

Wichtig sei auch Eblings Fröhlichkeit: „Wer immer so guckt, als hätte man ihm morgens das Frühstücksei geklaut, den wählt man nicht.“

Der so Gelobte gab sich nicht nur fröhlich, sondern auch kämpferisch: „Ich werde mich in den nächsten Monaten derart in den Wahlkampf werfen, dass es nur ein Ziel gibt: Ich will Oberbürgermeister dieser wunderbaren Stadt werden.“ Da brandete der erste große Applaus auf.

Eine dreiviertel Stunde später standen die Delegierten und feierten Ebling für eine rhetorisch brillante Bewerbungsrede.

Ob Wohnbau, politische Erneuerung, soziale Gerechtigkeit, Sparpolitik, Einkaufszentrum oder Fluglärm: Der Kandidat streifte alle relevanten Themen, gewürzt mit einem Schuss Humor und Sticheleien gegen die Konkurrenz: „Ich bin nicht kalt berechnend“ (gegen CDU-Augustin), „auch nicht polternd und polarisierend“ (gegen Grünen-Beck). „Ich möchte zusammenführen.“

Den CDU-Vorschlag, bei der Stadt pauschal 3 Prozent einzusparen, vergleicht er mit der einstigen Bierdeckel-Steuererklärung von Friedrich Merz: „Dämlich.“ Für Sozialeinrichtungen hätten die CDU-Pläne bittere Konsequenzen: „Solche Vorschläge sind das Ende von Kinderschutzbund, Diakonie oder Caritas. Das gibt's bei mir nicht.“

Und noch eine Spitze gegen Günter Beck, der als Finanzdezernent harte Einschnitte beim Staatstheater gefordert hat: „Mit mir gibt es keine Politik des Kaputtsparens, selbst wenn jemand polternd zu viel für den Haushalt verlangt.“

Die von Ebling immer wieder betonte „Erneuerung nach dem beispiellosen Wohnbauskandal“ reiche allerdings nichts aus. Eine neue Politik müsse sich bei den Menschen erst wieder Vertrauen verdienen.

Einem Verhaltenskodex für Kommunalpolitiker, der heute im Stadtrat beschlossen werden soll, fühlt sich auch Ebling verpflichtet. Und er erwartet dies auch von seinen Mitbewerbern: „Das wäre eine gute Grundlage, um Vertrauen zu stärken.“

Von unserem Lokalchef Thomas K. Slotwinski