1:1 in Schalke: Mo Zidan krönt die brillante Abwehrleistung

Eiskalt nutzte Mohamed Zidan (links) in Schalke in der 15. Minute seine erste Torchance zum 1:0 für die Mainzer. Gegenspieler Christian Fuchs, der Ex-05er, kam einen Schritt zu spät. 05-Winterzugang Zidan ließ sich umgehend in der Mainzer Fankurve feiern.
Foto: Jan Hübner
Eiskalt nutzte Mohamed Zidan (links) in Schalke in der 15. Minute seine erste Torchance zum 1:0 für die Mainzer. Gegenspieler Christian Fuchs, der Ex-05er, kam einen Schritt zu spät. 05-Winterzugang Zidan ließ sich umgehend in der Mainzer Fankurve feiern. Foto: Jan Hübner

- 14 Minuten und 15 Sekunden waren von der Spieluhr runter, da kniete Mohamed Zidan in der riesigen Veltins-Arena schon schon vor der Mainzer Fankurve.

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- 14 Minuten und 15 Sekunden waren von der Spieluhr runter, da kniete Mohamed Zidan in der riesigen Veltins-Arena schon schon vor der Mainzer Fankurve.

Der Prinz aus Ägypten reckte beide Fäuste in Richtung des geschlossenen Stadiondachs. Und die 05-Fans feierten ihren Ende Januar an den Bruchweg zurückgekehrten Liebling. Das war wieder eine dieser typischen Szenen aus einem kitschigen Sportfilmepos. In diesem Fall war das Realität. Und dem FSV Mainz 05 bescherte dieses Führungstor des 30-Jährigen Tempodribblers ein mental aufbauendes, über 90 Minuten gesehen auch hoch verdientes 1:1 (1:0) beim bisherigen Bundesliga-Kospitzenreiter FC Schalke 04.

Besser kann man nicht verteidigen, wie das die Mainzer in der Veltins-Arena vor 60 579 Zuschauern vorgeführt haben. Die Schalker traten an in einem extrem offensiv ausgerichteten 4-1-3-2-System, mit fünf klassischen Stürmern auf dem Feld. Versetzt im Zentrum die Welttorjäger Raul und Klaas-Jan Huntelaar, an den Flügeln Sprinter Obasi und der elegante Julian Draxler, als zweite Spitze noch Ciprian Marica. Nach der Pause kamen für die wirkungslosen Draxler und Marica der Edeltechniker Jurado und der Flügelturbo Farfan.

Nur wenige Torchancen für S04

Das Ergebnis: In der ersten Halbzeit brauchten die Gastgeber bis zum ersten Torschuss durch Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos stramme 44 Minuten; nach der Pause schoss Obasi das 1:1 (59.), Joel Matip setzte einen Kopfball knapp neben den Pfosten (65.), Nikolce Noveski lenkte einen Schuss von Huntelaar knapp über den eigenen Kasten (68.) und Farfan traf mit einem eher harmlosen Schuss das Außennetz (73.). Ende. Mehr Torchancen ließ die an diesem Tag überragende 05-Defensive um die zentralen Säulen Nikolce Noveski, Niko Bungert und Jan Kirchhoff nicht zu.

Und das gegen eine Spitzenmannschaft, die in der offensiven Raumaufteilung hervorragend organisiert aufspielte. Aber in der ersten Halbzeit kein Tempo in die Aktionen brachte. Da wirkte das extreme Flügelspiel der Schalker eher statisch gegen die engen Linien der 05er, die das Zentrum schlossen, den eigenen Strafraum abriegelten. Die vielen Balleroberungen nutzten die 05er zu glänzenden Umschaltaktionen. Da war die Mannschaft aus dem unteren Tabellenmittelfeld auch spielerisch mindestens auf Augenhöhe mit dem international ambitionierten Gegner. 45 Minuten lang bot das Team von Thomas Tuchel eine taktische Meisterleistung im mutigen 4-4-2 mit Mittelfeldraute.

Umschaltspezialist Eugen Polanski

An der vorderen Spitze der Raute stand überraschend Eugen Polanski. Ein gelungener Schachzug von Tuchel. Der gelernte defensive Mittelfeldspieler war an diesem frostig kalten Nachmittag der perfekte Umschaltspieler im Zentrum. Polanski erzielte Wirkung in beide Richtungen, als aggressiver Pressingarbeiter in der Defensive, als selbstbewusster Ballverteiler in der Offensive. Prächtig unterstützt von den leichtfüßigen und spielfreudigen Technikern Elkin Soto und Marco Caligiuri.

Die furios offensiven Schalker, die in ihrem Positionsspiel ein sehr gutes Lauf- und Passschema offenbarten, bekamen in der Rückwärtsbewegung die Räume nicht geschlossen. Hätte Polanski in sein Passtiming etwas mehr Präzision gebracht, die 05er hätten sich noch einige klare Chancen mehr erarbeiten können. In der 35. Minute etwa hätte Zidan mit Ball am Fuß alleine aufs Schalker Tor zurennen können, wäre Polanskis gut angedachter diagonaler Tiefenpass mit dem schwächeren linken Fuß nicht zwei, drei Meter zu kurz geraten.

Obwohl die 05er nach der Pause für gut 20 Minuten einem Schalker Dauerdruck ausgesetzt waren, sprach die Chancenstatistik nicht gegen die Gäste. Im Gegenteil. Zidan setzte einen Freistoß knapp am Pfosten (14.) vorbei, ein Freistoßschlenzer des Winterzugangs landete am Torwinkel im Außennetz (50.). Polanski ballerte per Dropkick nach einem Klassedribbling von Zidan knapp am Winkel vorbei (22.), Marco Caligiuri ließ eine gute Konterchance liegen (65.). Und die eingewechselten Julian Baumgartlinger und Yunus Malli versemmelten mit Fehlpässen zwei aussichtsreiche Überzahlkonter. Das waren im Ansatz bessere Chancen als die unzähligen seitlichen Flanken auf der Gegenseite. Ganz am Ende scherbelte Maxim Choupo-Moting nach einem Klassepass von Malli in freier Schussposition im Strafraum noch überhastet am kurzen Eck vorbei (89.). Bei den Ruhrpottlern war in der Schlussviertelstunde die Luft raus. Die aufwendige Aufholjagd hatte Kraft gekostet.

Defensive war die Basis

Die Basis, analysierte Tuchel, sei diesmal die gute, aufmerksame, hellwache, konzentrierte, leidenschaftliche Defensivleistung gewesen. Dafür bekomme man verdient einen Punkt auf Schalke. „Wenn man hier dann auch noch gewinnen will“, so der 05-Coach, „dann muss man auch in den eigenen Ballbesitz noch mehr Qualität bringen.“ Und da habe mit der Endphase der ersten Halbzeit ein schleichender Abbauprozess begonnen. „Da sind wir mangelhaft geworden, sehr mangelhaft sogar.“

Zu viele leichte Ballverluste im Mittelfeld begünstigten, verursachten die Schalker Hauptdrangphase. Der bis dahin glänzend aufspielende Soto sandte unbedrängt den Fehlpass ab vor dem Ausgleichstor. Polanski hatte in offenen Räumen Streuung im Passspiel. Jan Kirchhoff, Dominator im hinteren Mittelfeld, unterliefen in drei Ballbesitz schwere Patzer. Da liegt das Steigerungspotenzial. Reinhard Rehberg