Herr Höltz, wie fällt nach vier Jahren als Trainer der SSV-Männer Ihre Gesamtbilanz aus?
Durchaus positiv, aber auch mit Dellen. Das liegt an den Unwägbarkeiten, mit denen wir als Verein an der Peripherie leben müssen, zum Beispiel, dass Spieler kurz nach dem Abitur woandershin wechseln. Besonders gut war die zweite Saison nach dem Aufstieg, als wir lange an der Spitze mitgespielt haben. Die vergangene Runde war sportlich relativ unerfreulich trotz einer spielerischen Steigerung, weil der Ertrag die Leistung nicht widergespiegelt hat.
Wie sah die Ausgangslage aus, als Sie das Amt übernommen haben, welche mittel- und langfristigen Ziele hatten Sie sich gesetzt?
Zunächst wollten wir in der Klasse bleiben und uns etablieren. Wir haben aber festgestellt, dass das Potenzial der Mannschaft richtig, richtig gut war, weil die Spieler noch sehr jung waren. Wir haben ja vor vier Jahren mit Jungs gespielt, die gerade aus der A-Jugend kamen. Es hat sich dann herauskristallisiert, dass wir in vier Jahren ein Wörtchen an der Spitze mitreden können, wenn die Mannschaft zusammenbleibt. Dafür hätte aber alles mitspielen müssen.
Die zurückliegenden beiden Spielzeiten waren von Verletzungsproblemen geprägt. Wie geht man als Trainer damit um?
Es war ein hartes Stück Arbeit, die Jungs bei Laune zu halten. Andererseits bekamen so Spieler, die noch jünger waren, mehr Einsatzzeiten und größere Verantwortung. Sie haben sich dadurch schneller weiterentwickelt. Die Jungs haben nicht gehadert, das war schon gut. Wir haben versucht, in jedem Spiel das Optimum herauszuholen. In der jetzt abgebrochenen Runde hatte ich teilweise nur vier Spieler im Training, häufig fehlte ein Torwart. Da ging es in den Spielen sehr schnell nicht mehr um das Ergebnis, sondern um die Entwicklung. Das haben wir recht gut verinnerlicht.
Gab es Phasen, in denen Resignation aufkam?
Nein, Resignation nicht. Natürlich haderst du als Trainer mit der Situation, aber du musst schauen, dass du positiv bist, wenn du vor die Jungs trittst.
Ab wann waren Sie in die Überlegungen eingebunden, mit der TuS Kirn eine Spielgemeinschaft zu bilden?
Von Anfang an. Die Idee kam im Laufe dieser Saison auf. Im ganzen Verein wurde ein Meinungsbild eingeholt. Das haben Hubertus Ohliger und Matthias Christmann sehr gut kommuniziert. Es waren sehr viele Leute eingebunden, das Thema wurde sehr transparent behandelt, um es auf ein breites Votum zu stellen.
Wie stehen Sie persönlich zur Spielgemeinschaft?
Ich war schon vor 20 Jahren, als ich zum ersten Mal Trainer beim SSV war, der Meinung, dass wir einigermaßen höherklassigen Handball nur in einer Spielgemeinschaft anbieten können. Damals kam nur der HSV Sobernheim infrage, weil die TuS Kirn noch keine Männermannschaft hatte. Insofern ist es ein sinnvolles Konzept. Längerfristig wäre es für beide Vereine sehr schwer, die Rheinhessenliga zu halten. Um den Jungs sportlich einen Anreiz zu bieten, ist diese Lösung für mich eigentlich alternativlos, gerade wegen unserer Randlage. Schade ist eigentlich nur, dass die Derbys in vollen Hallen mit 500 Zuschauern wegfallen. Die waren ziemlich einzigartig im Verband. Wir müssen es jetzt schaffen, dass beide Fanlager die Mannschaft unterstützen.
Welche Perspektiven räumen Sie der Spielgemeinschaft ein?
Ich denke schon, dass mit dieser Mannschaft innerhalb der nächsten zwei Jahre der Oberliga-Aufstieg zu schaffen ist. Zunächst muss sich das Team finden, zwei verschiedene Systeme müssen zusammengeführt werden. Ich glaube auch, dass wir mit diesem Kader die Oberliga halten können.
War Ihr Verzicht auf das Traineramt bei den Männern freiwillig?
Ja. Dass mich die Aufgabe sportlich gereizt hätte, ist keine Frage. Aber ich war vier Jahre lang sehr eng mit der Mannschaft verbunden, besonders im emotionalen Bereich. Da wollte ich schon von vorne herein keinen Spekulationen Raum bieten. Das kann man nur lösen, indem man einen externen Trainer holt, der die Aufgabe unvoreingenommen angeht. Wichtig ist, dass mit Axel Schneider als gutem Trainer aus der Region eine nachvollziehbare Wahl getroffen wurde.
Sie übernehmen das Frauenteam des SSV als Trainer. Empfinden Sie das als Abstieg?
Nein.
Sind die Anforderungen an einen Trainer bei Männern und Frauen unterschiedlich?
Ja. Ich kann das beurteilen, weil ich in Gonsenheim schon Frauen trainiert habe. Die Ansprache ist eine andere. Frauen muss man stärker betreuen.
Wie sehen Ihre Ziele mit den Frauen aus?
Zunächst gilt es, einen relativ starken A-Jugend-Jahrgang bei den Frauen zu integrieren. Ich möchte ein Team zusammenstellen, das besser auftreten kann als in den vergangenen Jahren. Über die sportlichen Ziele kann ich noch nichts sagen, sie stehen im ersten Jahr hinten an. Die Mädels müssen zusammenwachsen, guten Handball spielen und vor allem Spaß haben.
Ihre persönliche Meinung: Wird es auch bei den Frauen zu einer Spielgemeinschaft kommen?
Generell gilt das Gleiche wie bei den Männern. Längerfristig ist das vielleicht sinnvoll, wobei die Frauen nicht so große Personalprobleme haben wie die Männer. Es wird auch stark darauf ankommen, wie es bei den Männern läuft.
Die Rheinhessenliga der Frauen ist in der kommenden Saison unterbesetzt, es wird eine Dreierrunde gespielt. Ist diese Liga sportlich reizvoll?
Reizvoll ist sie insofern, als man in ihr spielen muss, wenn man in die Oberliga aufsteigen will. Vom Modus bin ich zunächst einmal nicht begeistert, es ist aber wohl der einzig machbare. Es gibt 18 Spiele für jedes Team. Das führt zu vielen Pausen, man bekommt keinen Rhythmus. Das ist schlecht.
Das Gespräch führte Gert Adolphi.