Lahnsteiner Brauerei setzt Etiketten aus Recyclingpapier ein
Im Grunde genommen besitzen Brauereien ideale Voraussetzungen, um nachhaltig arbeiten zu können. Ihre Rohstoffe Wasser, Hopfen, Malz und Hefe sind natürlichen Ursprungs. Die daraus resultierenden Reststoffe gehen in Form von Hefe und Treber in die Landwirtschaft. Betriebseigene oder kommunale Kläranlagen bereiten das Abwasser auf. Auch die meisten anderen Reststoffe aus Brauereien wandern direkt ins Recycling von Holz, Metall, Kunststoff oder Papier. Die Energieversorgung erfolgt mit Hilfe von Anbietern grünen Stroms und Gas oder mit eigenen Wind- und Solarparks, Biogasanlagen oder Biomassefeuerungen bereits in vielen Fällen nachhaltig.
Eine Lücke in diesem System stellten bislang die Etiketten dar.
Als erste Brauerei in Deutschland stellt die Lahnsteiner Brauerei ihre Flaschenetiketten auf Recyclingpapier um. Parallel dazu veröffentlichte sie ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht, denn die Etiketten sind nur ein Schritt auf dem Weg zur komplett nachhaltigen Brauerei. Alle weiteren wie die Versorgung mit grünem Strom seit 2018 und mit klimaneutralem Gas seit 2020 beschreibt der Bericht im Detail (siehe pdf-Download).
Bisheriges Hindernis
Bei der Flaschenreinigung erfolgt das Ablösen der Etiketten im Laugenbad. Die Etiketten bestehen aus nass- und laugenfestem Papier. Damit diese im Laugenbad nicht zu Zellstoffbrei zerfallen, sondern ihre Struktur behalten, werden diese Papiere gesondert behandelt. Dies wiederum ermöglicht es, sie mit Hilfe eines Siebes aus dem Laugenbad abzutrennen und zu entsorgen. Im Anschluss führen Entsorgungsfachbetriebe die Etiketten in den allgemeinen Wertstoffzyklus zurück. Sie sind durch den Laugengehalt nicht zur Fertigung von Recyclingpapier geeignet. Neue Etiketten entstanden daher Not gedrungen aus frischem Zellstoff.
Etiketten aus Recyclingpapier auch aus anderen Quellen zu fertigen, galt bisher als unmöglich oder zumindest als unwirtschaftlich.
Etiketten aus vollständig wiederverwendetem Material
Nun ist das Etikettenpapier der nächsten Generation gefunden. Das Recyclingpapier steht dem Papier aus Frischfasern in nichts nach, hat aber einen entscheidenden Vorteil: 100 % Post Consumer Fasern – so der Fachterminus für Recyclingpapier. Bisher konnten Etiketten aus recycelten Fasern dem Vergleich mit solchen aus Frischfaser nicht standhalten. Mangelnde Laugenfestigkeit, teure Prozessumstellungen oder fehlende Weiße waren die Gründe dafür. Das hat nun ein Ende – dank spezieller Fasertechnik und dem Einsatz von besonders leistungsfähigen Fasern – im Fachjargon „Performance Fasern“ genannt.
Die Lohmann Druck Vertriebs GmbH hat mittlerweile viel Erfahrung bei der Verarbeitung von und der Etikettierung mit Recyclingpapier gesammelt – genug um dieses nun industriell anzubieten. Auch die Einsatzmöglichkeiten von Kaltfolie für Metalliceffekte hat man erfolgreich mit Recyclingmaterial getestet, so dass auch diese Option zur Verfügung steht.
Die Praxis der Etikettierung mit Recyclingmaterial
Trotz allen Strebens zur Nachhaltigkeit sind Brauereien Wirtschaftsunternehmen, die auf ihre Produktionskosten achten müssen. In diesem Fall stellen diese Kosten kein Hindernis dar. Die Kosten eines Recyclingetiketts sind zu einem vergleichbaren Etikett aus neuem Papier nahezu identisch. Hier spielt die Höhe der Auflage eine viel größere Rolle. Auch in der Handhabung bestehen keine Unterschiede zwischen Etiketten aus Recycling- oder Papier aus Frischzellen. (1 l zu viel)
Gleiches gilt für das Ablösen der Etiketten in der Flaschenreinigungsmaschine sowie für die Entsorgung der abgelösten Etiketten. Beides erfolgt wie gewohnt.
Die ersten Einsätze von Etiketten aus Recyclingmaterial
Erste Beispiele für den Einsatz von Etiketten aus Recyclingpapier bestehen bereits im Bereich alkoholfreie Getränke sowie Fruchtsäfte. Als erste Brauerei befindet sich derzeit die Lahnsteiner Brauerei bei der Umstellung sämtlicher Etiketten auf Recyclingmaterial.