Schwimmende Stadt: Auf dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt

Kaum zu glauben: Dieser Stadtpark befindet sich auf hoher See. Genauer: auf der „Allure of the Seas“, dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt.
Kaum zu glauben: Dieser Stadtpark befindet sich auf hoher See. Genauer: auf der „Allure of the Seas“, dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt. Foto: Merle Simon

Die „Allure of the Seas“, das größte Kreuzfahrtschiff der Welt, ist nach Europa gekommen, um im Mittelmeer zu kreuzen. Wir waren an Bord und haben uns auf der schwimmenden Stadt umgesehen.

Lesezeit: 6 Minuten
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Von unserer Mitarbeiterin Merle Simon

Staunende Gesichter überall, und das nicht nur bei den Kindern: Die „Allure of the Seas“ von Royal Caribbean International – das derzeit größte Kreuzfahrtschiff der Welt – gibt ihr Debüt in Europa. Schon von Weitem sichtbar präsentiert die Lady im Hafen von Barcelona ihren überwältigend großen Körper. An den Seiten reihen sich Tausende von kleinen Balkonen mit gläsernen Fronten aneinander.

Auf den ersten Blick wirkt das Schiff wie ein auf dem Meer schwimmendes Hochhaus, und es ist unmöglich, das ganze Ausmaß der „Allure“ (360 Meter Länge, 60,50 Meter Breite) begreifen zu können. So strömen die Gäste in Scharen los, um ihre Erkundung zu beginnen.

Man geht an Bord, und der erste Eindruck ist kaum in Worte zu fassen. Gäbe es eine Welt, die nur aus Superlativen bestünde, dann käme dieser Ort sehr nah an das heran, was den Passagier erwartet. Kurz: Wer sich vorgenommen hat, wirklich alles zu entdecken, der muss sich ranhalten, denn dieser Dampfer ist durch und durch unnormal. Das wird auch deutlich im Video, mit dem Royal Caribbean das Schiff präsentiert:

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Das Zentrum im Eingangsbereich bildet ein ovaler Springbrunnen, umrahmt von vier goldenen Säulen. Inmitten dieser befindet sich eine Minibar, die zwischen den Stockwerken auf- und abgleitet. Die Gäste wechseln hier im Minutentakt. Unmittelbar nachdem die Bar nach oben fährt, schießen urplötzlich Wasserstrahlen aus dem Brunnen in die Höhe, dabei werden sie von bunten Neonlichtern in Szene gesetzt.

Erinnerungsbild vor der riesigen, schwimmenden Stadt.
Erinnerungsbild vor der riesigen, schwimmenden Stadt.
Foto: Merle Simon

Direkt nebenan beginnt die Einkaufsmeile, und auch hier galt für die Designer, möglichst viel Glas und goldene Ornamente unterzubringen. Internationale Mode wird in den hell erleuchteten Schaufenstern präsentiert. Obwohl das Schiff schon längst abgelegt und Barcelona verlassen hat, entsteht nicht der Eindruck, dass man sich auf dem Wasser befindet. Auch wenn man vielleicht noch nie in den USA war, so weiß man spätestens nach diesem Einkaufsbummel, wie es in etwa dort zugeht. Alles glänzt und blinkt, und es können Dinge erworben werden, von denen man bis dahin nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt. Natürlich ist auch der nächste Starbucks nicht weit weg – der erste auf hoher See übrigens.

Das Einkaufsangebot wird ständig erneuert und erweitert, mit dabei sind nun auch Michael Kors und Mode von Kate Spade aus New York. Besonders beliebt bei den Gästen sind die Lederwaren von Coach und auch die große Schmuck- und Uhrenauswahl.

Nach einem 18-tägigen Aufenthalt im Trockendock befindet sich das größte Kreuzfahrtschiff der Welt nun in Europa, es dreht im Sommer seine gemächlichen Runden im Mittelmeer. Auch für die Gourmets ist gesorgt: Eine Sushibar, ein mexikanisches und auch ein kalifornisches Restaurant sind nun neu an Bord vertreten.

Die Schiffsküche ist ein Schlaraffenland. Hunderte von Tellern bedecken reihenweise die Tische und werden in der immergleichen Anordnung dekoriert. Von Weitem sieht das aus wie ein riesiges Mandala mit einem sich stetig wiederholenden Muster. Im nächsten Raum glaubt man, auf einem Kurztrip nach Holland zu sein. Käselaibe mit einem Durchmesser von einem halben Meter werden abgeschabt, um hauchdünne Käsespäne zu erhalten, die das Sahnehäubchen der Mahlzeiten am Abend sein werden.

In der schiffseigenen Bäckerei werden täglich sowohl frische Brote und Brötchen als auch immer wieder neu kreierte Torten und Desserts hergestellt. In meterhohen Töpfen wird mit einem gigantischen Schneebesen frische Sahne geschlagen, die im Anschluss in den Süßspeisen verarbeitet wird. Alle arbeiten hier Hand in Hand, und am Ende fügt sich alles zusammen wie ein dauerhaft laufendes Uhrwerk.

Wer sich nach drei Hauptmahlzeiten und diversen Leckereien dazwischen etwas träge fühlt, für den ist das abwechslungsreiche Sportprogramm genau das Richtige. Neben der weltweit längsten Lauf- und Sprintstrecke an Bord, gibt es zudem noch ein Fitnessstudio und zwei Surfsimulatoren. Ein unglaubliches Bild, das sich dort den Gästen bietet: Wellen, die nicht zum Erliegen kommen und leidenschaftlichen Surfern ein nicht enden wollendes Erlebnis liefern. Und all das vor der Kulisse des strahlend blauen Meeres.

Aber auch den Extremsportlern wird die Chance auf ein einmaliges Erlebnis nicht verwehrt. Die 13 Meter hohe Kletterwand und eine 25 Meter lange Zipline-Seilbahnrutsche bieten die Möglichkeit, einen individuellen Ausblick über die Schiffsanlage zu erhaschen. Spätestens jetzt wird einem auch das Ausmaß des Schiffs bewusst.

Allmählich, wenn sich der Tag dem Ende zuneigt und die Familien zum Abendessen gehen, kommen die Singles und jungen Paare und machen es sich in den Whirlpools gemütlich. Diese stehen auf einem Podest und vermitteln das kurzzeitige Gefühl einer kleinen Insel. In den kleinen Bars an Deck werden immer wieder neue, bunte und mit Früchten verzierte Cocktails gemischt. In den Pools wird angestoßen und dem Sonnenuntergang entgegengefeiert. Die legere Kleidung wird gegen auffällige Abendkleidung eingetauscht, und Nacht für Nacht ziehen Leute aller Altersklassen ins Kasino und versuchen ihr Glück oft bis in die Morgenstunden. Aber für die wenigsten scheint es darum zu gehen, wirklich Geld zu erspielen, sondern vielmehr darum, den schon fast verstaubten Glitzerfummel oder den Anzug noch einmal auszupacken und sich einen Champagner in erstklassigem Ambiente zu genehmigen. Insgesamt elf Bars an Bord bieten den Gästen, die erst nachts richtig zum Leben erwachen, die Möglichkeit, immer wieder einen neuen Platz für ihre geselligen Runden zu finden.

Wenn draußen an Deck laute, dramatische Musik ertönt und Lichter in den Abendhimmel strahlen, dann hat das Aqua Theater wieder seine Pforten geöffnet. Die Musik verklingt, das Publikum sucht sich seine Plätze auf der Tribüne und wartet gespannt auf den Auftritt. In schmalen Lichtkegeln ziehen sich Netze nach oben, an denen Artisten sich elegant nach oben schwingen. Zu beiden Seiten steigen sie auf meterhohe Türme, es herrscht Ruhe im Publikum, für eine Sekunde raubt es einigen Besuchern den Atem. Ungesichert springen sie aus halsbrecherischer Höhe in das kleine Wasserbecken. Kunstvoll gesprungene Saltos in Kombination mit einem eindrucksvollen Lichterspiel beeindrucken die Gäste. Die Leichtigkeit und Präzision, mit der die Bewegungen ausgeführt werden, gleichen einem Kunstwerk, das in sich stimmig ist. Die Erleichterung ist jedes Mal zu spüren, wenn ein Sprung aus der Höhe geglückt ist.

Einen zirkusähnlichen Charakter erhält die Vorführung durch ein auf einer Empore aufgebautes Trampolin. Samt Anzug und Hut wird ein Schauspieler mit seiner verblüfften Miene ins Wasser geschleudert. Er weiß gar nicht, wie ihm geschieht, als er auftaucht und schon wieder nass gespritzt wird. Zum Abschluss erhebt sich eine Brücke aus dem Wasser, auf der Künstler nur durch ihre eigene Körperkraft sich gegenseitig in die Luft heben, die Positionen verändern, um dann zum Schluss wieder geschmeidig in die Anfangsposition zurückzukommen. Als krönender Abschluss wird das Schwimmbecken zu einem ganz besonderen Springbrunnen, von allen Seiten schießt das Wasser in die Luft, während zur rechten und linken Seite der Bühne auf großen Flachbildfernsehern Unterwasserbilder gezeigt werden.

Wer an Bord dieser Stadt auf dem Wasser ist, mag denken, dass es nicht mehr größer gehen kann. Irrtum. Die Werften sind eifrig dabei, dafür zu sorgen, dass die „Allure“ ihren Status als größtes Kreuzfahrtschiff der Welt verliert. Schon im nächsten Jahr will Royal Caribbean die „Harmony of the Seas“ in Dienst stellen – sie wird noch größer als ihre Schwester. Aber auch die Konkurrenten schlafen nicht: Die Meyer-Werft bekam gerade von Aida einen Auftrag für zwei neue Riesenschiffe. Und auch die Norwegian Cruise Line kann und will noch größer als bisher: Die „Norwegian Escape“ soll im Oktober erstmals in See stechen. Die Zeit der schwimmenden Superlative ist also noch lange nicht vorbei.

Die „Allure“ hat ihren Zielhafen erreicht, und die Passagiere gehen von Bord. Zurück aufs Festland, zurück in die Realität des Alltags. Ein Blick zurück: Da schwimmt die weiße Riesenlady – vollgepackt mit Glitzer und Zauber.

Info: Diese Reise wurde unterstützt von Royal Caribbean

Anreise: Es empfiehlt sich, die Anreise über die jeweilige Reederei mitzubuchen. Vorteil: Haben Flugzeug oder Bahn Verspätung, wartet das Schiff in der Regel.

Kreuzfahrten in Europa werden angeboten u.a. von Aida, Costa, Disney Cruise Line, Royal Caribbean Cruises, Norwegian Cruise Line, Celebrity Cruises, Phoenix Reisen, Transocean und Hapag Lloyd.