Oh wie schön ist Panama City Beach

Lange weiße Strände, klares Wasser und unberührte Küstenabschnitte: Shell Island beweist, dass der Norden Floridas bei Panama City Beach viel Natur zu bieten hat.
Lange weiße Strände, klares Wasser und unberührte Küstenabschnitte: Shell Island beweist, dass der Norden Floridas bei Panama City Beach viel Natur zu bieten hat. Foto: Anne Fuhrmann

Türkisblaues Wasser und eine lange Küste zeichnen den amerikanischen Ferienort Panama City Beach aus. Auch die Umgebung bietet viel Natur.

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Von unserer Redakteurin Anne Fuhrmann

Es blubbert im türkisblauen Wasser, bevor Lorraine Frasier wieder an der Oberfläche erscheint. Schnorchel und Taucherbrille schiebt sie schnell zur Seite, dann klammert sie sich mit einer Hand am Boot fest und streckt mit der anderen triumphierend ihren Fund in die Höhe. „Schaut mal, was ich entdeckt habe“, ruft die zierliche 27-Jährige. Geübt klettert sie über die Metallleiter zurück an Bord. Dabei balanciert sie den Kugelfisch mit seinen großen Augen und den Stacheln auf dem Rücken vorsichtig in ihrer Hand. „Mag mal jemand anfassen?“, fragt sie in die Runde. Kurz darauf lehnt sie sich über die niedrige Reling und lässt den Fisch sanft zurück ins Meer gleiten. Wenige Minuten später steht sie wieder am Steuer, der Motor läuft, die Fahrt geht weiter.

Wer mit „Captain Lorraine“ im Golf von Mexiko unterwegs ist, erkundet auf einer Tour die Tier- und Pflanzenwelt im Nordwesten Floridas. Vom 12 000-Einwohner-Küstenort Panama City Beach bricht die Jungunternehmerin mit ihren Passagieren zu den Ausflügen auf. Nur sechs Fahrgäste haben in ihrem kleinen Boot Platz. So kann sie sich Zeit für jeden einzelnen nehmen. Schließlich gibt es in der Küstenregion eine vielfältige Flora und Fauna zu zeigen und zu erläutern.

Rochen, Seeadler und Braune Pelikane wecken ihre Aufmerksamkeit. Doch ein Tier hat es der gebürtigen Erfurterin seit früher Kindheit am meisten angetan: der Delfin. Der beliebte Meeresbewohner hat die junge Frau vor fast neun Jahren vom US-Bundesstaat Colorado, wohin sie mit ihrer Mutter ausgewandert war, nach Nordflorida gelockt. Hier sind die Tiere besonders häufig zu beobachten. „Ich hatte einfach den Wunsch, mit Delfinen zu arbeiten“, sagt sie.

Nach dem Schulabschluss zog es sie daher ans Meer. Sie eignete sich viel Wissen über Delfine an und fand eine Anstellung, bei der sie mit Tieren arbeiten konnte. Um eine solidere Karriere zu machen, ließ sich Lorraine Frasier im Anschluss zur Feuerwehrfrau ausbilden. Ihr Glück fand sie dabei aber nicht. Zu groß war die Sehnsucht nach den Meerestieren. Ein Bekannter, den sie während der Ausbildung traf, gab ihr schließlich die Gelegenheit, als Führerin auf Touristenbooten mit Delfinen regelmäßig in Kontakt zu kommen.

In einigen Metern Entfernung hat die 27-Jährige nun drei Jungtiere ausgemacht. Für Sekunden tauchen sie immer wieder nach oben. Während Frasier in die Richtung deutet, stoppt sie das Boot und stellt erneut den Motor ab. „Wir halten etwas Abstand, um sie nicht zu stören“, erklärt sie. Aus einer Kiste kramt sie ihr Hydrofon, eine Art Unterwassermikrofon. Einen Teil des Apparats hält sie unter die Wasseroberfläche, dann bittet sie um Ruhe. Gespannt lauscht sie. Doch die Tierlaute sind nur ganz entfernt zu hören. Zu weit weg sind die Delfine bereits. Irgendetwas scheint sie gestört und zur Flucht getrieben zu haben. „Okay, wir fahren weiter. Wir treffen später bestimmt noch mal welche“, sagt sie und geht zurück hinters Steuer.

Drei Jahre lang hat „Captain Lorraine“ für andere Anbieter gearbeitet und Touristen Delfine gezeigt. Dabei hat sie auch ihre Kapitänslizenz erworben. Nicht alles, was sie bei ihrer früheren Arbeit erfahren hat, hat ihr gefallen. Nicht überall sei der Umgang mit den Artgenossen von Flipper so, wie es sein sollte, meint sie. „Es sind wilde Tiere. Mit ihnen im Meer zu schwimmen, das entspricht nicht ihrem natürlichen Verhalten.“ Um vieles besser zu machen und sich eine eigene Existenz aufzubauen, wagte die 27-Jährige vor etwa einem Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit. Nun fährt sie ganzjährig und täglich auf verschiedenen Touren aufs Meer, lauscht den Tieren – und hat dabei eine Menge Spaß. „Ich liebe es, dass ich so arbeiten kann“, sagt sie. Noch immer ist sie völlig fasziniert von den Tieren, speziell von den Delfinen. „Wenn ich mit dem Boot draußen bin und wir welche sehen, kommt es vor, dass ich mich im Moment verliere. Dann vergesse ich manchmal sogar, dass ich ja eigentlich den Leuten etwas erzählen will.“

Ihr Anspruch ist es, nicht nur die Touristen zu unterhalten, sondern ihnen auch Wissen über die Besonderheiten der Natur zu vermitteln. Die Routen führen meist rund um den St. Andrews State Park, ein unter Naturschutz stehendes Reservat am südöstlichen Rand von Panama City Beach: Bis 1951 war auf der Halbinsel ein Militärstandort. Jetzt wird das Reservat vor allem von Wassersportlern, Anglern und Erholung suchenden genutzt. Das komplexe Ökosystem dort ist die Heimat von Rehwild und Alligatoren, von Schildkröten und Wasservögeln. Wer das Gelände nicht auf eigene Faust erkunden will, kann sich einer der Touren anschließen.

Rund die Hälfte des Gebiets hat Lorraine Frasier bereits mit dem Boot umrundet. Im Wasser hat sie nun etwas entdeckt. Wieder stoppt sie das Boot, wirft den Anker aus. Sie streift sich erneut Taucherbrille und Schnorchel über und springt ins warme Meer. Nach einigen Augenblicken taucht sie auf, dieses Mal eine weiße Qualle in den Händen. Nachdem alle einen Blick darauf werfen konnten, lässt sie das Tier wieder frei.

Als sie das nächste Mal an der Wasseroberfläche erscheint, fördert sie gleich mehrere Seeigel zutage und reicht sie ins Boot. „Diese hier sind schon tot. Die lebenden lässt man besser in Ruhe“, erklärt sie. Dann fordert sie die anderen auf, es ihr gleichzutun und eine Runde im Meer zu schnorcheln.

Östlichster Teil des St. Andrews State Park ist Shell Island. Die „Muschelinsel“ ist nur mit dem Boot zu erreichen. Autos oder Häuser gibt es hier nicht. Stattdessen eine unberührte Küstenlinie mit feinstem weißen Sand. Während im westlicheren Teil des insgesamt mehr als 30 Kilometer langen Strands von Panama City Beach fast immer etwas los ist, geht es dort wesentlich ruhiger zu. Unzählige verschiedene Muscheln sind hier zu finden. Aber auch Krebse, Gürteltiere und vor allem eben Delfine sind hier heimisch.

Die Insel ist die letzte Station der Bootstour. Noch einmal wirft Lorraine Frasier den Anker aus. Die Sonne strahlt mit voller Kraft, nur wenige weiße Wolken ziehen am Himmel vorbei. Während ihre Gäste die Gelegenheit für ein Bad in den Wellen nutzen, schaut sie zufrieden lächelnd aufs Wasser.

Ähnlich ergeht es Gabriel Gray. Er hat einiges mit der gebürtigen Deutschen gemeinsam. Auch er hat sich selbstständig gemacht und ist vor allem in der Natur unterwegs. Auch er hat es vor allem mit Touristen zu tun. Gabe, wie er von Freunden genannt wird, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Anfängern den Umgang mit Paddleboards beizubringen. Das Stehpaddeln auf einer Art Surfbrett erfreut sich zunehmender Beliebtheit und ist nach Ansicht des Amerikaners eine der besten Freizeitaktivitäten, die man rund um Panama City Beach unternehmen kann. Regelmäßig gibt er in der Umgebung Kurse. Heute geht es wieder im St. Andrews State Park los.

An den meisten Tagen ist der Golf von Mexiko relativ ruhig. Das macht es für Ungeübte einfacher, die Balance auf dem Brett zu halten. Am besten aber beginnt man in einem geschützteren Abschnitt der Bucht. Dorthin hat Gabriel Gray auch dieses Mal seine Kursteilnehmer bestellt. Hinter ihm auf dem Strand liegt eine Reihe der Boards, sanft stoßen die Wellen gegen die Bretter. In beiden Händen hält er ein großes, schwarzes Kunststoff-Paddel, mit dem er die wichtigsten Bewegungen demonstriert. „Seid ihr schon mal Kajak gefahren? Das hier ist recht ähnlich“, sagt er in die Runde. Theorie vor Praxis. Nach etwa fünf Minuten ist das Wichtigste aber auch schon erklärt. Jetzt geht es raus aufs Wasser.

Auch Gabriel Gray ist gern in der Natur. Wenn er sich nicht gerade um Anfänger kümmert, bietet er längere Touren auf Flüssen, kleineren Seen oder entlang der Küste an. Er nennt sich selbst einen Abenteurer. „Das ganze Leben ist ein großes Abenteuer, das man nur erkunden muss“, meint er. Auch sein eigenes war bisher nicht unspektakulär. 15 Jahre lang reiste er als Rodeoreiter quer durch die Staaten. Schon mit zwölf Jahren hat er sich erstmals darin versucht. Im Winter führte er Jäger durch die Berge der Sierra Nevada. Dann zog es ihn zurück in die Heimat Nordflorida, wo er bei der Feuerwehr und als Rettungsschwimmer anfing, bevor ihm die Idee mit den Paddleboards kam.

Seit mehreren Jahren setzt sich der Amerikaner außerdem für den Umweltschutz in seiner Heimat ein. Aufgewachsen auf einer Rinderfarm, hat er schon in jungen Jahren gelernt, das Land zu respektieren, von dem man lebt, sagt er. „Hoffentlich gelingt es mir, ein wenig mehr Liebe und Respekt für die Natur allen zu vermitteln, die mich auf meinen Reisen begleiten.“