Bopparder verewigt sich auf der „Aida Prima“

Vom Skywalk, einer Besonderheit der „Aida Prima“, lassen sich bei der Einfahrt nach Hamburg Sehenswürdigkeiten wie die Elbphilharmonie (rechts) aus luftiger Höhe bestaunen.
Vom Skywalk, einer Besonderheit der „Aida Prima“, lassen sich bei der Einfahrt nach Hamburg Sehenswürdigkeiten wie die Elbphilharmonie (rechts) aus luftiger Höhe bestaunen. Foto: Olaf Paare

Der Taxifahrer bekommt große Augen, als wir in Rotterdam über die berühmte Erasmusbrücke fahren. „Oh, this is a big one“, sagt er staunend beim ersten Blick auf das neue Flaggschiff der Aida-Flotte. Und ja, der gute Mann hat recht, die „Aida Prima“ ist eine große, imposante Kreuzfahrt-Erscheinung. Dank ihrer 1643 Kabinen wird sie Woche für Woche bis zu 3300 Passagiere zu den Metropolen Nordeuropas geleiten.

Lesezeit: 6 Minuten
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Bei der Einfahrt nach Hamburg gibt es Allerlei zu entdecken.

Olaf Paare

Hamburg in der Morgensonne.

Olaf Paare

Die Lanai-Bar

Tischlein, deck Dich.

Das lädt zum Frühstücken ein.

Auf der Prima wird viel Wert auf Details gelegt.

Strandkörbe laden zum Verweilen ein.

Auch die Innenmöbel sind stylisch.

im Kochstudio wird einiges geboten.

Die Köchinnen wurden von Tim Mälzer geschult.

Ein Blick vom Skywalk nach unten.

Der Blick vom Skywalk zum Schiff.

Da lässt sich die Sonne genießen.

Mit dicker Jacke oder im Pool – da kommt jeder auf seinen Genuss.

Die Folie des Beachclubs wurde auch in der Allianarena in München verwendet.

Der Patiobereich.

Poolaussichten

Die Champagnerbar.

Ist das Leonardo di Caprio?

Da gibt es Currywurst.

Und ein selbstgestaltetes Eis.

Der auch bei schlechtem Wetter zu benutztende Beachklub fasst 1000 Menschen.

Zwei Ebenen laden zum Verweilen ein.

Auch ein Spaziergang bei Nacht macht Spaß.

Die Hafeneinfahrt am frühen Morgen.

Interessante Blicke auf Hamburgs Sehenswürdigkeiten.

Im Brauhaus kommt Oktoberfest-Stimmung auf.

An großen Displays fällt das Orientieren leicht.

Der Kinderbereich ist auf 1100 Kinder eingestellt.

Der Klettergarten ist 300 Meter lang.

Was für ein Blick.

Der Blick vom kostenpflichtigen Spabereich auf die Skyline von Rotterdam.

Radeln an Bord ist 24 Stunden lang möglich.

Von unserem Redakteur Olaf Paare

An Bord riecht alles noch ganz neu. Sebastian Benner, den alle nur Basti nennen, kennt diesen Geruch schon ein paar Tage länger. Der 27-Jährige aus Boppard ist bereits in Nagasaki – in der japanischen Hafenstadt wurde das Schiff gebaut – an Bord gegangen und gehörte bei der Überfahrt nach Europa zur Crew, die den schwimmenden Urlaubsklub für den Passagierbetrieb startklar gemacht hat. „Ich war der Erste, der ein Tor geschossen hat. Ich habe nämlich das Netz ausgepackt, am Gestänge befestigt und dann gleich mal den Ball versenkt“, erzählt er. Auch wenn die Fußballkumpels vom SSV Boppard weit weg sind, fiebert er mit, erkundigt sich übers Internet nach den Ergebnissen, und ein SSV-Schal schmückt das Etagenbett in seiner Zwei-Mann-Kabine.

Benner ist für gute Laune zuständig. Im Brauhaus, einem von zwölf Restaurants an Bord, ist er der Gastgeber, führt durchs Programm, sorgt für Stimmung bei den Passagieren. In zwei Jahren arbeitete er bereits auf vier verschiedenen Aida-Schiffen, ehe das Angebot kam, tatkräftig bei der Einrichtung des noch nackten Kreuzfahrt-Riesen mitzuhelfen. „Da musste ich nicht lange überlegen. Das Tolle ist, dass bei einem neuen Schiff nichts festgelegt ist. Wir können alles selbst entwickeln und sehen dann, wie es bei den Gästen ankommt“, erklärt Benner. Er hat sich sogar verewigt auf den langen Flaniermeilen der „Prima“. „Beim Tragen von Kisten habe ich nicht gesehen, dass an einer Stelle gerade gestrichen wurde. Ich bin voll reingetreten. Die Kollegen waren natürlich bedient und mussten das noch einmal streichen. Der Neuanstrich ist einen Tick heller. Das sieht kein Gast, aber ich schaue jedes Mal auf die Stelle. Das ist mein persönlicher Abdruck auf dem Schiff.“

Bis Juli bleibt er noch an Bord und wird seiner Oma Gisela aus jedem Hafen eine Postkarte schicken. Die Bopparderin darf sich auf Post aus Southampton (Großbritannien), Le Havre (Frankreich), Zeebrugge (Belgien), Rotterdam (Niederlande) und Hamburg freuen. Die Prima steuert die Häfen auf ihrer Metropolen-Tour an – London, Paris, Brüssel und Amsterdam werden als Ausflugsziele angeboten. Start- und Zielort ist jeden Samstag Hamburg. Im Stadtteil Steinwerder wurde für das neue Flaggschiff sogar ein Kreuzfahrtterminal erbaut. In der Elbmetropole wird die „Prima“ auch am Samstag beim Hafengeburtstag getauft – von Schauspielerin Emma Schweiger. „Sie ist ein junges, frisches Gesicht, steht für Familien. Das passt perfekt zur ,Prima'“, sagt Felix Eichhorn, der Präsident von Aida Cruises.

Die Rostocker Reederei hat sich entschieden, die „Prima“ im Winter nicht in den Süden zu verlegen. Erstmals wird ein großes deutsches Kreuzfahrtschiff auch in der ungemütlichen Jahreszeit durch die gern windige Nordsee und somit 52 Wochen lang auf derselben Route steuern. Viele Tourismusexperten halten das Experiment für mutig. Eichhorn nicht, er strahlt Zuversicht aus: „Die Nachfrage ist sehr gut. Städtereisen funktionieren das ganze Jahr über, und Hamburg ist aus ganz Deutschland gut zu erreichen. Zudem haben wir das Schiff genau für diese Einsatzstrecke konzipiert.“ So bietet die Prima mit dem „Four elements“ einen Vergnügungspark, in dem mehr als 1000 Gäste gleichzeitig Spaß haben können. Ein 300 Meter langer Klettergarten, eine Doppelrutsche über vier Decks sowie mehrere Schwimmbäder unter einer speziellen Folie, die UV-Licht durchlässt, ermöglichen auch bei Wind und Wetter Sommergefühle. Das Schiff ist auf den Ansturm von 1100 Kindern vorbereitet. Drei Flaniermeilen, ein dreistöckiges Theater und viele weitere Attraktionen sollen auf der „Prima“ auch in der dunklen Jahreszeit die Stunden erhellen.

Die „Prima“ ist eine Fortentwicklung der bisherigen Schiffe. „Wir haben viele gute Dinge übernommen, sind aber in einigen Bereichen auch auf die Verbesserungsvorschläge der Gäste eingegangen“, berichtet Michael Stendebach, Direktor für Neubauprojekte. So gibt es nicht mehr nur kostenfreie Büffet- und À-la-carte-Restaurants, die extra bezahlt werden müssen. Auf der „Prima“ wurde eine Mischform installiert. Im French Kiss (französische Küche), im Brauhaus (zünftig) und in der Casa Nova (italienische Küche) können sich die Gäste ohne Aufpreis am Tisch bedienen lassen, sie müssen aber die Getränke bezahlen. Ganz neu sind die Möglichkeit, sich ein Magnum-Eis nach eigenem Gusto zu kreieren, und das Kochstudio. Dort kochen und essen Gäste in Wohnzimmeratmosphäre gemeinsam – unter Anleitung von Köchen, die bei Starkoch Tim Mälzer ausgebildet wurden.

Der erhöhte Genussfaktor ist das eine, moderne Technik das andere Argument für ein Ganz-Jahres-Konzept: Raue See soll nicht als ungemütlicher Seegang wahrgenommen werden. „Der neue senkrechte Bug durchschneidet die Wellen“, berichtet Kapitän Detlev Harms. Zudem verfügt die „Prima“ über das MALS-System. Das Schiff gleitet auf einem Film von Luftbläschen. Das soll die Stabilität erhöhen und den Kraftstoffverbrauch senken. In den Häfen erfolgt die Energieversorgung erstmals über Flüssiggas. Der Einbau der neuesten Technik war allerdings auch ein Grund dafür, dass die „Prima“ mit zwei Jahren Verspätung auf den Markt kam. Wie hoch beziffert Eichhorn die Verluste während der zweijährigen Wartezeit? „Da müssen Sie besser die Japaner fragen“, antwortet der Präsident. Die Mitsubishi-Werft am anderen Ende der Welt übernimmt also die Kosten für den Ausfall. Berichte, wonach die Japaner das zweite dort bestellte Schiff – die baugleiche „Aida Perla“ soll ab 2017 im Mittelmeer eingesetzt werden – als Entschädigung kostenfrei ausliefern werden, wollte Eichhorn nicht bestätigen. „Schön wäre es“, sagt er mit einem Aida-Lächeln. Die nächste Generation an Aida-Schiffen, die bis zu 5000 Passagiere beherbergen wird, haben die Rostocker übrigens wieder bei der Meyer-Werft in Papenburg in Auftrag gegeben.

Immer größer, immer spektakulärer – der Kreuzfahrtmarkt boomt in Deutschland. Das wird daran sichtbar, wie viele neue schwimmende Hotels die Meere erobern. TUI Cruises, der deutsche Aida-Konkurrent, wird sein fünftes Schiff im Juli in Betrieb nehmen. Die brandneue „Carnival Vista“ nimmt Kurs aufs Mittelmeer, und die Reederei Royal Caribbean sticht 2016 gleich mit zwei neuen Luxuslinern, der „Harmony of the Seas“ und der „Ovation of the Seas“, in See.

Aida setzt angesichts der wachsenden Konkurrenz auf Bewährtes: Es wird deutsch gesprochen, und die Vielfalt ist riesig. Zwischen einem ruhigen Moment im Strandkorb und einer rauschenden Party an der Bar sind es manchmal nur ein paar Meter. Und der Abend kann in der Champagner-Bar ausklingen oder bei Bierzelt-Gaudi mit Basti und den Bayernstürmern.

Herzlich willkommen: Basti Benner aus Boppard ist bis Juli der Gastgeber im Brauhaus der „Prima“.
Herzlich willkommen: Basti Benner aus Boppard ist bis Juli der Gastgeber im Brauhaus der „Prima“.
Foto: Olaf Paare

Wissenswertes für Reisende:

Anreise: Wöchentlicher Regel-Startpunkt der Metropolen-Tour der „Aida Prima“ ist Hamburg. Die Hansestadt ist mit Auto, Zug und Flugzeug gut zu erreichen.

Kreuzfahrten auf der Nordsee werden angeboten u.a. von Aida, Costa, Royal Caribbean, Norwegian Cruise Line, MSC, Celebrity Cruises, Hurtigruten, Phoenix Reisen, Transocean und Hapag Lloyd.

Beste Reisezeit: Sommer

Unsere Tipps:

  • Statt Kurztrips in die Metropolen, die mit teilweise langen Busreisen verbunden sind, lieber die Region um die Häfen erkunden.
  • Die Reise in Rotterdam starten – spart von Koblenz aus jeweils 180 Kilometer An- und Abreise.
  • Cocktail-Workshop mit Barkeeper Tom.
  • Restaurant-Marathon: Die 13 Hauptmahlzeiten an Bord in 12 verschiedenen Lokalen genießen.
  • Partys im Beach-Club, bei denen die Lasershow an die Deckenfolie gezaubert wird.
  • Mit Gleichgesinnten kochen in Tim Mälzers Kochstudio.


Unser Autor ist von Rotterdam bis Hamburg mit der „Aida Prima“ gereist. Diese Reise wurde unterstützt von Aida Cruises.