Das „C's“ in Koblenz: Premiumfleisch zu Erwachsenenpreisen

Foto: Mieding

Viele Kunden wird Christoph Schmah bei seinem Wechsel nicht mitgenommen haben. Zum Ende des vergangenen Jahres hatte er sich mit der Küchenmannschaft des „Da Vinci“ in der Koblenzer Altstadt den ersten Stern erkocht.

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Foto: Mieding

Nun betreibt er ein paar Hundert Meter weiter am Rheinufer seinen eigenen Burgerladen. Dass ein solcher Umstieg überhaupt denkbar ist, zeigt auch, in welchem Umbruch die gehobene Gastronomie derzeit ist. „Fine Dining“ liegt am Boden, dafür wird Fast Food aufs kulinarische Treppchen gehoben.

Ambiente

An Imbissbude erinnert im „C's“ erst mal nichts. Bar, Birkenstämme bis zur Decke, Loftchic und laute Loungemusik. Auf dem Weg zur Toilette passiert der Gast einen gläsernen Reifeschrank: eine Vitrine, in der er dem feierlich dargebotenen Prachtfleisch beim kontrollierten Verwesen zusehen kann. Ohne das Dry-Age-Verfahren (früher sagte man dazu „gut abgehangen“) geht bei Fleischfanatikern neuerdings nichts. Dahinter steckt eine Botschaft: Wir setzen auf Qualität und Metzgerhandwerk.

Essen

Das wollen wir uns anschauen und bestellen eine Burgerspezialität: die „BBQ Bacon Bomb“ mit zweierlei Fleisch (Rind und Pulled Pork, also Fasern von zerrupftem Schwein, 14 Euro) sowie ein halbes Pfund Brust vom Freilandhuhn aus der Eifel für 12 Euro. Beilagen und Soßen gehen extra. Wir genehmigen uns jeweils Gemüse, einen kleinen Caesar's Salat, hausgemachte Fritten (vegan!) und statt Ketchup die „Fucking Hot Sauce“, also verflucht scharf. Was sie ist. Gemüse und die Vorspeisensuppe (Tomate) sind tatsächlich knackig-frisch und haben noch ihre natürliche Farbe. Die Hühnerbrust lässt jede Vorstellung von mickrig schnell vergehen. Auf dem Teller liegt ein prächtig gewölbtes, dickes Stück Fleisch mit schönen Röststreifen.

Der Koch hat das Huhn rechtzeitig vom Grill genommen und keine überflüssigen Faxen gemacht – es schmeckt nach Huhn, saftig und zart. Auch die Frikadelle, Patty genannt, enttäuscht nicht: außen kross, innen saftig-fluffig, keine Sehnen, die in den Zähnen hängen, medium gebraten, die Qualität ist zu schmecken. Wie die des Schweins: appetitliches Raucharoma, nicht überwürzt, butterzart. Zur Überraschung gibt's als Vitamindreingabe unterm Brötchen neben dem angekündigten Krautsalat mit Mayo auch frischen Blattspinat.

Service

Die Bestellung „rare“, also roh, lehnt die Bedienung freundlich, aber entschieden ab und verweist auf die Gefahr von zu niedrig gegartem Hack. Frau Knight berät kompetent, freundlich, angenehm knapp und lässt einem sogar die Möglichkeit, mehr als nur einen Bissen zu kauen, bis sie wieder an den Tisch kommt und fragt, ob's schmeckt oder was fehlt. Auf Nachfrage gibt sie zu, dass von den fünf Soßen auf der Karte nur eine hausgemacht ist. Diese Kellnerin gehört leider zu einer aussterbenden Art.

Publikum

Schulschluss, trotzdem sind keine Schüler zu sehen. Dafür adrett gekleidete Geschäftsleute beim Businesslunch, ein allein speisender Herr fortgeschrittenen Alters, ein Touristenpärchen aus Japan, das die Rheinromantik vor der ausufernden Terrasse mit vergoldeten Designerhandys festhält, und zwei silberhaarige Freundinnen mit Rollator.

Preis-Leistung

9 bis 14 Euro für einen Burger ohne alles, jede Begleitung macht 3 oder 4 Euro extra, auch Soße gibt's nicht ohne Aufschlag. Küchenchef Stahl nimmt Erwachsenenpreise, wodurch sich die Klientel erklärt.

Fazit

Die Inneneinrichtung hat das „C's“ vom „Rhinegold“ übernommen – man kann also allenfalls dem Vorgänger unterstellen, dass er mit dem künstlichen Birkenwäldchen das Erkennungszeichen der Burgerkette „Hans im Glück“ kopiert. Das Franchiseunternehmen ist inzwischen mit einer Filiale in Koblenz vertreten und beim jüngeren Publikum äußerst erfolgreich. Auch das „Rhinegold“ hatte schon auf Burger gesetzt, auf der Karte ist die „Juicy Lucy“ geblieben. Schmah hat seinen Gourmetanspruch eingeführt und die Preise angehoben. Wer da nicht mitgehen will, wird von den Mitbewerbern auch ordentlich und mit Besteck bedient. Luft nach oben lässt die Brötchenfrage: Das „Bun“ dürfte ruhig selbst gebacken sein und vor dem Servieren kurz angegrillt, damit es den Fleischsaft aufnimmt und beim Reinbeißen dieses saftig-krosse Mundgefühl beschert. Überdies zählt eine hausgemachte Barbecuesoße in Burgerläden heute zum Standard. Sie ist das „Signature Dish“ – eine zentrale Zutat, mit der der Koch seine Handschrift verrät. Unverständlich, dass der Küchenchef hier so gar keinen Ehrgeiz zeigt. Obwohl ihm die Konkurrenz vorführt, wie's geht.

Adresse

„C's – Authentic Food“

Rheinstraße 2a

56068 Koblenz

Tel. 0261/973 888 61

E-Mail info@cs-koblenz.de

Do-Mo 13 bis 22 Uhr, Di/Mi Ruhetag