Ausprobiert: Stille zum Mitnehmen

Verführerisch, sich akustisch auszuklinken, während uns das Leben in Form von Verkehrslärm, zu lauten Nachbarn oder im Großraumbüro telefonierenden Kollegen umtost.

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Stille zum Mitnehmen, sich bei Bedarf mit einem schalldämpfenden Kokon umgeben: Eine verführerische Vorstellung, sich akustisch auszuklinken, während uns das Leben in Form von Verkehrslärm, zu lauten Nachbarn oder im Großraumbüro telefonierenden Kollegen umtost.

Den täglichen Lärm per Knopfdruck ausblenden – diese Idee hat die Firma Bose zum Konzept ihrer Kopfhörerserie „QuietComfort“ gemacht. Der Hersteller von Lautsprechersystemen der Spitzenklasse will auch bei Kopfhörern das gewisse Extra bieten: indem die neben brillantem Klang auch das Gegenteil, nämlich absolute Stille, bieten.

Tragekomfort: Nichts fühlt sich ekliger an als ein Ohrstöpsel, der nicht recht passen will. Die Frage, ob die eigene Ohrmuschel zu individuell geformt ist, stellt sich hier nicht: Die QuietComfort 15 Acoustic Noise Cancelling Headphones umschließen das Ohr satt und kuschelig mit einem dicken Polster, das einem ein Gefühl von Geborgenheit gibt: Komm rein, die Welt bleibt draußen! Hach, schön, so ein Sofa für die Ohren – und dann auch noch eins mit erfreulich wenig Gewicht. Ist erst der Lärmkillerknopf aktiviert, stellt sich der Unter-Wasser-Eindruck ein. Abgetaucht ...

Der Klang: Klar, dass der Anspruch an die Klangqualität bei diesem High-End-Kopfhörer riesig ist. Bose legt die Latte selbst recht hoch und verspricht eine Klangwiedergabe, bei der sich einem selbst die Lieblingsmusik in neuen Details erschließt. Was soll ich sagen? Stimmt! Wer die Kopfhörer zu Hause in eine ordentliche Stereoanlage stöpselt (sofern er noch eine hat), wird feststellen: Mehr geht nicht. Allerdings liefern die Luxuslautsprecher nicht nur Konzertatmosphäre, sondern verstärken auch unerwünschte Nebengeräusche und Unreinheiten minderwertiger Aufnahmen, die uns bislang verborgen geblieben sind. Wie das eben so ist mit Perfektionisten: Im Alltag stoßen sie an Grenzen, weil alles um sie herum weniger perfekt als sie selbst ist. Denn während sich einerseits die Aufnahmetechnik seit Erscheinen der Compact Disk kontinuierlich verbessert hat, haben wir uns über Musikdownloads in Form komprimierter MP3-Files auch längst wieder Abstriche an die Klangqualität angewöhnt. Und wer erst versucht, den Bose-Kopfhörer im Büro an den PC oder die Internet-Telefonie anzuschließen, stellt mit Entsetzen fest, wie sehr unsere schöne neue Welt akustisch gerade leider zerfällt.

Alltagstauglichkeit: Praktisch ist der Anschluss ans Telefon trotzdem, seit das Handy quasi zur tragbaren Stereoanlage geworden ist. Die mitgelieferten Audiokabel be- inhalten Fernbedienung und Freisprechfunktion für iPhone/iPad. Aktive Lautsprecherboxen filtern Lärm elektronisch, die dämpfenden Polster tun ihr Übriges, um ungewollte Geräusche von draußen unhörbar zu machen. Klappt auch im Großraumbüro: Die telefonierenden Kollegen sehen aus wie Fische im Aquarium. Zudem ist der tragbare Ohrensessel der perfekte Begleiter zur Schlafbrille im Flieger.

Einziges Manko ist der Preis. 350 Euro muss einem das Lärm killende Klangwunder schon wert sein – wer nur Ruhe sucht, sollte es vorsichtshalber doch noch mal mit Ohropax versuchen.