Washington: Befreiungsschlag

Barack Obama ließ Osama bin Laden töten, womit er eine breite Palette von Emotionen auslöste. Hurrapatriotische Studenten zogen im Freudentaumel vors Weiße Haus, um zu feiern, was sie als Rache für die Terroranschläge des 11. September 2001 verstanden.

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Barack Obama ließ Osama bin Laden töten, womit er eine breite Palette von Emotionen auslöste. Hurrapatriotische Studenten zogen im Freudentaumel vors Weiße Haus, um zu feiern, was sie als Rache für die Terroranschläge des 11. September 2001 verstanden.

Bei den Hinterbliebenen der Menschen, die in den Zwillingstürmen ums Leben kamen, herrschte eher Nachdenklichkeit. Für Obama war das Kommandounternehmen der Navy Seals so etwas wie ein politischer Befreiungsschlag. Allzu gern stellen ihn die Konservativen als ewig zaudernden Professor hin. Mit der riskanten Nacht-und-Nebel-Aktion in Pakistan ist dieses Zerrbild nun passé.

Die amerikanische Debatte des Jahres, vielleicht war es die Aufregung über die Tigermutter. Gemeint ist Amy Chua, die Tochter chinesischer Einwanderer, die ihre Kinder unter massiven Erfolgsdruck setzte, damit sie Klassenbeste wurden und sauber Klavier spielen lernten. Zugleich symbolisierte die drahtige Frau die diffuse Furcht, den heimlichen Respekt vor dem ehrgeizigen, hungrigen China, obwohl sie selbst nie etwas anderes war als Amerikanerin. Und genau das verlieh dem Diskurs seine Würze. Auch „Occupy Wall Street“ machte eine diffuse Angst zum Thema: die vor dem sozialen Abstieg der Mitte. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist heute so groß wie nie seit der Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre. Die breite Mittelklasse, seit 1945 der Stolz Amerikas, wird zusehends kleiner. Es waren die Campierenden im New Yorker Finanzbezirk, die dem angestauten Frust ein Ventil verliehen. fh

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