Pegelstand auf dem Smartphone: Kostenlose App warnt vor Hochwasser

Auch der Rhein - hier bei Weißenthurm mit Blick aufs Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich - schwappt aktuell wieder übers Ufer.  Foto: Marc Fleischer
Auch der Rhein - hier bei Weißenthurm mit Blick aufs Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich - schwappt aktuell wieder übers Ufer.   Foto: Marc Fleischer

Fröndenberg/Rheinland-Pfalz – Elmar Jobs hat in seiner Freizeit an einer App für Hochwasser getüftelt. Eine mobile Anwendung ermöglicht auf Apple-Geräten die Abfrage der Pegelstände deutscher Flüsse.

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Nah am Wasser zu wohnen, kann Fluch und Segen zugleich sein. Bei schönem Wetter lädt die Nähe zu Rhein und Mosel in unserer Region zu Ausflügen ein. Doch im Winter ist die Freude weniger groß: Dann ist oft Hochwasser angesagt. Die Pegelstände steigen und damit auch die Sorgen vor nassen Füßen in den eigenen vier Wänden.

Elmar Jobs hat auf den ersten Blick nichts mit dem Thema zu tun. Er ist Physiker und Unternehmensberater in der IT-Branche in der Nähe von Dortmund. Einer seiner Kunden hat seinen Firmensitz in Köln direkt am Rhein. Jedes Mal, wenn er dort ist, genießt er den Blick aufs Wasser. Aber mit steigenden Pegelständen steigen auch die Sorgen um das Auto. Das parkt bei diesen Besuchen nämlich in einem Parkhaus, das hochwassergefährdet liegt.

„In diesen Momenten habe ich mir immer gedacht, es wäre toll, wenn mal jemand eine App dafür entwickeln würde.“ Eine Anwendung, mit der man die Wasserstände direkt auf dem Smartphone sehen kann. Der gelernte Physiker hat früher in seiner Freizeit gern programmiert. „Ich wollte das schon lange mal wieder ausprobieren“, sagt Jobs. Jetzt schien für ihn die Gelegenheit gekommen zu sein. Jobs wollte eine App für Wasserstände, also sagte er sich: „Dann mach doch eine.“ Neben dem eigenen Bedarf und dem Wunsch, mal wieder etwas zu programmieren, war das Projekt auch beruflich nützlich für ihn: „Bei meinen Kunden, Unternehmen aus der IT-Branche, werden Applikationen (kurz: Apps) immer wichtiger. Für meine Beratung ist es von Vorteil, dass ich weiß, wie diese Apps funktionieren, welche Prozesse dahinterstecken“, erklärt Jobs.

In den Abendstunden nach Feierabend und an den Wochenenden hat Jobs drei Monate lang getüftelt, programmiert und recherchiert, bis seine Wasserstands-App für iOS-Geräte auf den Markt kommen konnte. „Die notwendigen Daten bekomme ich von ,pegelonline' von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Die Daten sind frei verfügbar, auf die kann jeder zugreifen“, erklärt der IT-Spezialist. Beim ersten nationalen Programmierwettbewerb „Apps für Deutschland“ zu Angebot und Nutzung offener Datenquellen von Behörden ist „pegelonline“ in der Kategorie „Daten“ zum Sieger gekürt worden.

„Es gibt viele Daten der öffentlichen Hand, die mittlerweile für jeden zugänglich sind. Da steckt ein großes Potenzial für die Anwenderschar dahinter“, sagt Jobs. Die Resonanz auf sein Projekt zeigt, dass er mit seiner App einen Markt gefunden hat: „Die Rückmeldung ist fast durchgängig positiv. Auch viele Bootsführer und Fischer nutzen die App.“ Rund 10 000-mal wurde die Anwendung bisher heruntergeladen, im Schnitt 25-mal am Tag. Bei Hochwasser-Situationen steigt die Zahl auf knapp 200 pro Tag. Für Jobs ist das ein privates Projekt. Und deshalb bietet er die App kostenlos an. Für 1,79 Euro gibt es eine ähnliche App „Pegel“ für Android-Geräte.

Da die Daten von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes kommen, sind bisher nur die Bundeswasserstraßen aufgelistet. „Viele Nutzer wünschen sich auch eine Übersicht über die Nebenflüsse. Dazu müsste ich auf weitere Datenquellen zugreifen“, erklärt Jobs und ergänzt: „Die Ideen liegen alle schon bei mir in der Schublade, aber es fehlt an der Zeit, sie auch umzusetzen.“ Dennoch gibt es für die aktuelle Hochwasser-App jeden Monat eine Aktualisierung von ihm.

Von unserer Reporterin Nina Borowski