März 2011: Der GAU von Fukushima
Der 11. März 2011 lässt Japans Lächeln erstarren. Es ist ein Albtraum, der gegen 14.45 Uhr Ortszeit mit einem Zittern beginnt. Die Erde bebt, später wird die Stärke je nach Experte mit 8,9 beziehungsweise 9,0 auf der Richter-Skala angegeben. Ein Erdbeben bricht über den wohlhabenden Industriestaat herein, das verheerende Folgen hat.
Das Beben, das zu den schwersten seit Beginn der Aufzeichnungen gehört, löst einen Tsunami aus. 16 000 Menschen sterben in den Fluten, die von der Welle verursacht werden, und in den Trümmern.
Auch mehr als ein halbes Jahr später sind die Folgen vor Ort noch deutlich zu erkennen. Die betroffenen Küstenregionen sind längst nicht wieder aufgebaut, Trauer und Hoffnungslosigkeit überlagern das für seine wortkarge Tapferkeit bekannte japanische Gemüt. Japan weint zurückhaltend mit wenigen Tränen, aber es leidet unter der Katastrophe, die an den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs gemessen wird.
Japans Seele wird schwer verwundet an diesem Tag, sogar das industrielle Herz des Hightech-Landes hört auf zu schlagen. Die Bänder stehen still, dies spüren wochenlang nicht nur die Automobilhersteller in Europa, die auf Zulieferung von Teilen aus Japan warten. Dies alles tritt jedoch in den Hintergrund durch das Unglück im Atomkraftwerk Fukushima-Daichi, dessen Kühlsysteme infolge des Bebens und des Tsunamis ausfallen.„Die große Furcht vor der Kernschmelze“ lautete eine Schlagzeile unserer Zeitung am Tag nach der Naturkatastrophe. Es war der Tag, an dem die wirkliche Katastrophe erst begann. Während die Menschen in Europa am Frühstückstisch lesen konnten, dass die Gefahr eines atomaren Unfalls besteht, gerieten die Reaktoren in Japan immer stärker außer Kontrolle. In Japan begann ein GAU, dessen Folgen auch neun Monate später – allen politischen Bekundungen zum Trotz – niemand wirklich einschätzen kann. In Deutschland löst Fukushima eine Atom-Diskussion aus, die Politik ringt sich im Rahmen eines dreimonatigen Moratoriums zum Abschalten der acht ältesten Kraftwerke durch.
Als kurz vor dem Jahresende ein Castor-Transport durch die Republik fährt, ist in der Bevölkerung eine breite Sensibilisierung spürbar. Anders als bei den vielen Transporten in den Jahren zuvor beherrscht der Zug, der aus Frankreich zum Zwischenlager in Gorleben rollt, massiv die Schlagzeilen. Menschen betonieren sich an den Gleisen fest, andere klettern auf den letzten Kilometern des Transports auf das Führerhaus eines Lastwagens, der einen Castor zum Zwischenlager bringt. Hunderte Menschen werden verletzt, mit weit mehr als 100 Stunden Fahrtdauer ist es der längste Transport der Geschichte.Menschen, die wegen des Unglücks in Fukushima ihre Heimat verlassen mussten, erleben die Castor-Proteste in Deutschland mit und hoffen für ihre Kinder auf eine Zukunft ohne Atomkraft. Sie hoffen, dass die Katastrophe von Fukushima den Blick verändert hat.
Von unserem Redakteur Volker Boch
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