Krönung für Statistiker: Trierer steckt hinter Zensus-Methodik

Rheinland-Pfalz/Trier – Ein Trierer Professor steckt hinter der Methodik, wer bei der Haushaltebefragung in den Blickpunkt des Zensus rückt. Etwa jeder zehnte Einwohner Deutschlands muss zum Stichtag 9. Mai Auskunft über sich geben.

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Rheinland-Pfalz/Trier – Ein Trierer Professor steckt hinter der Methodik, wer bei der Haushaltebefragung in den Blickpunkt des Zensus rückt. Etwa jeder zehnte Einwohner Deutschlands muss zum Stichtag 9. Mai Auskunft über sich geben.

Ralf Münnich, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Universität Trier, sieht in der Aufgabe „für einen Survey-Statistiker die Krönung seines Lebenswerkes. Im Auftrag des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden entwickelte der 47-Jährige die mathematische Formel, mit deren Hilfe bestimmt wird, welche Haushalte in Deutschland in Stichproben befragt werden. Beim Zensus 2011 werden Daten aus Melderegistern zusammengetragen und mit Ergebnissen der Befragungen ergänzt.

“Die Melderegister sind wichtige Datenquellen. Wir gehen aber davon aus, dass darin Fehler sind„, sagte der Professor. Zum einen gebe es die sogenannten Karteileichen: Personen, die an einer Anschrift gemeldet sind, da aber gar nicht wohnen. Und zum anderen gebe es Menschen, die an einer Anschrift wohnen, ohne dort gemeldet zu sein. “Mit unserer statistischen Methode können diese Fehler abgeschätzt werden„, sagte Münnich.

Ein gutes Jahr lang war der Professor im Team mit Wissenschaftler Siegfried Gabler vom Gesis Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften in Mannheim beschäftigt, den Algorithmus zur Stichprobenbefragung zu finden. “Wenn man ihn mal hat, kommt er einem ganz einfach vor„, sagte er. Ein schlichter Achtzeiler, der entscheidet, wer in rund festgelegten 2400 Erhebungsgebieten in Deutschland Antworten geben muss. “Wir haben nur die Formel entwickelt. Die Adressen werden per Zufallsprinzip vom Bundesamt gezogen„, sagte der gebürtige Heidelberger. Von den gut 80 Millionen Menschen, die in Deutschland leben, müssen knapp 8 Millionen direkt Auskunft geben. Dazu kommt etwa die Gebäude- und Wohnungszählung, bei der alleine in Rheinland-Pfalz alle 1,1 Wohneigentümer bzw. Hausverwaltungen Ausklunft geben müssen.

Die zweite Aufgabe des Trierer Statistikers war es, die Ergebnisse der Stichproben dann auf ganz Deutschland hochzurechnen. “Da haben wir eine Methode entwickelt, die eine Fehlerquote von nur einem halben Prozent erlaubt„, sagte Münnich. Vor der Volkszählung hat der Wissenschaftler bereits mehrere hundert Szenarien im Rechenzentrum der Uni Trier durchgespielt. “Wir haben hier vier Schränke, die komplett vollgestopft sind mit 300 Computer-Kernen.„

“Für einen Survey-Statistiker ist die Entwicklung einer Zensus-Methodik die Krönung seines Lebenswerkes„, sagte Münnich. Die von ihm und seinem Team entwickelte Methodik soll – wahrscheinlich dann verfeinert – auch beim nächsten Zensus 2021 zum Einsatz kommen. Und beim Schweizer Bundesamt für Statistik ist der 47-Jährige ebenfalls bei der Volkszählung mit Beratungen dabei. “Die klassische Volkszählung von Haus zu Haus wird es wohl nicht mehr geben."