Januar 2011: „Waldhof“ verunglückt

Tanker Waldhof
Wochenlang blockierte der Tanker „Waldhof“ die Fahrrinne des Rheins an der Loreley. Foto: Breitbach

Ein Unglück bringt die Rheinschifffahrt zum Erliegen. Den wirtschaftlichen Gesamtschaden von mehr als 50 Millionen Euro stellt das tragische Schicksal zweier Matrosen in den Schatten.

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Ein Besatzungsmitglied (63) kommt ums Leben, ein zweiter Bootsmann (31) geht über Bord und gilt seither als vermisst. Das ist die traurige Bilanz des Schiffsunglücks, das sich am 13. Januar auf dem Rhein ereignet hat.

Es ist kurz nach 5 Uhr, als das mit 2400 Tonnen Schwefelsäure beladene Tankmotorschiff „Waldhof“ unterhalb des berüchtigten Loreleyfelsens kentert. Durch die Wucht des Aufpralls wird der Steuerstand des 110 Meter langen Tankmotorschiffes abgerissen und mitsamt eines Matrosen von der starken Strömung weggespült. Seitdem fehlt von ihm jede Spur.

Mehrere groß angelegte Suchaktionen im Fluss sowie entlang beider Rheinufer verlaufen erfolglos. Ein 63-jähriges Besatzungsmitglied gilt seit dem 13. Januar ebenfalls als vermisst, wird aber einige Wochen später tot aus dem Schiffsinneren geborgen. Diese Nachrichten sorgen für große Bestürzung. Immerhin: Zwei Bootsleute können aus den Fluten gerettet werden.

Seit den Morgenstunden des 13. Januar sind sämtliche Rettungskräfte, darunter Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Malteser Hilfsdienst und Deutsches Rotes Kreuz, pausenlos im Einsatz. Schnell formiert sich ein Krisenstab, der von St. Goarshausen aus agiert. Auf dem Weg zur Bergung sehen sich die Experten immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Hochwasser verzögert die Anfahrt der schwimmenden Bergungskräne „Atlas“ und „Grizzly“ , weil sie wegen des hohen Wasserstands nicht unter den Rheinbrücken durchpassen. Die stählernen Kraftprotze treffen am 20. Januar an der Unglücksstelle ein, zwei Tage später das Kranschiff „Amsterdam“.

Die Bergung des Säuretankers an der Loreley
Der gekenterte Chemietanker «Waldhof» war überladen. (Archiv)
Foto: DPA
Währenddessen tauchen immer mehr Fragen auf: Droht die „Waldhof“ zu zerbrechen? Kann Schwefelsäure austreten? Hat sich in den Tanks explosiver Wasserstoff gebildet? Letztlich läuft alles glatt. Die „Waldhof“ wird mit Stahlseilen gesichert, ihre Tanks leergepumpt und ein Teil der Säure schließlich sogar in den Fluss abgelassen – Experten sprechen von „minimaler Beeinträchtigung“ für den Rhein.

Am 13. Februar, also einen Monat nach der Unglücksfahrt, glückt die Bergung. Bis zu diesem Tag bleibt der Rhein für den Schiffsverkehr ganz oder teilweise gesperrt. Hunderte Schiffe müssen infolge der Havarie eine mehrtägige Zwangspause einlegen. Schadensersatz steht den Schiffern allerdings nicht zu. So hat es das Schifffahrtsgericht St. Goar im Oktober entschieden.

Waldhof-Havarie: Kein Schadensersatz für Rheinschiffer
Waldhof-Havarie: Kein Schadensersatz für Rheinschiffer
Foto: Suzanne Breitbach
Ein halbes Jahr nach der Havarie werden Details zum Unfallhergang bekannt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die „Waldhof“ deutlich zu schwer beladen war. Das habe sich auf die Stabilität des Säuretankers ausgewirkt. Es hätten nur vier der sieben vorhandenen Tanks beladen werden dürfen. Und so kam es am Rheinkilometer 553,7 zum folgenschweren Unglück – das vielen bis heute in Erinnerung geblieben ist.

Von unserem Redakteur Maximilian Eckhardt

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