Berlin/München

Bekassine nicht beleidigt: Vogelschützer antworten Netzschützer Lobo

Ein bedrohter Vogel bekommt mehr Unterstützung als das bedrohte Internet, beklagte Sascha Lobo auf der Re:publica. Zeit für eine Nachfrage bei den Freunden der Schnepfenart, die Lobo als Beispiel diente: Was können Netzschützer von Nestschützern lernen? Und welches Wappentier schlagen die Naturfreunde für datenverschlingende Geheimdienste vor?

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige
Internet vs. Bekassine? Der bayerische Landesbund für Vogelschutz sieht keinen Gegensatz.  Foto: DAVIDS/Gregor Fischer <a href=
Internet vs. Bekassine? Der bayerische Landesbund für Vogelschutz sieht keinen Gegensatz.
Foto: DAVIDS/Gregor Fischer

Von unserem Redakteur Lars Wienand

Die Bekassine, „die ein bisschen aussieht wie eine Ente aus Tschernobyl“, blickte von oben herab auf die 3000 Menschen. „Das ist der Vogel des Jahres 2013“, sagte Sascha Lobo, Vordenker und Vorweggeher der Netzgemeinde. Leicht verknappt kümmerten sich um seinen Schutz in Bayern alleine 120 Festangestellte des Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). Für Netzneutralität, die sicherstellt, dass alle Daten gleichberechtigt weitergeleitet werden, konnten in Europa dagegen nur zwei Hauptamtliche Lobbyarbeit leisten, so Lobo. Lobos Fazit: „Dieser Vogel ist euren Eltern mehr wert als euch das Internet! Ihr twittert, aber ihr überweist nicht.“

Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an YouTube übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Die Vogelschützer sind aber zumindest gar nicht schadenfroh, wenn der Ruf des Vogels auch als “Ätsch„ übersetzt wird. Markus Erlwein, Pressesprecher des LBV, macht Hoffnung und sieht “riesiges Fundraising-Potential". Im Interview bringt er auch Sympathie auf für den Netzschutz.

Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an YouTube übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Die in Moorlandschaften lebende Bekassine auf der Re:publica: Schön, dass die in ungewohnter Umgebung zu Ehren gekommen ist oder zwitschert @LBV_de , dass der Umgang zu geringschätzig war?
Markus Erlwein: Es wirkt für reine Net-Techies natürlich wie Absurdistan, dass wir einen Vogel wie die Bekassine schützen. Doch sie war der Vogel des Jahres 2013 und steht für den Lebensraum Moore, die für den Schutz des Klimas eine enorme Rolle spielen. Damit sind wir schon wieder beieinander. Sascha Lobo hat über den LBV sauber recherchiert und uns korrekt dargestellt.

Aus dem Vortrag sprach ja auch Erstaunen darüber, dass sich für den Einsatz zum Vogelschutz alleine in Bayern ein Zigfaches an Mitarbeitern finanzieren lässt wie für den Einsatz für Netzschutz. Warum glauben Sie, dass Sie besser mobilisieren können als die Netzaktivisten?
Fundraising ist Beziehungsarbeit. Man kann das lernen. Natürlich hilft es einem, wenn man schon über 100 Jahre dabei ist wie der LBV. Aber das Thema Netzschutz hat riesiges Fundraising-Potenzial!

Der Ausflug zur Bekassine führte die meisten Re:publica-Besucher in ornithologisches Neuland. Ist umgekehrt für Bekassinen-Freunde Sascha Lobo ein komischer Vogel?
Wir Naturschützer sind genauso im Internet aktiv wie alle anderen auch. Wir nutzen es intensiv, ob jung oder alt. Es gibt hier keine Gegensätze, wie unsere erfolgreichen Web- und Facebook-Fanseiten zeigen. Unsere Unterstützer sind nicht die netzfernen Teile der Gesellschaft. Mit unserem internationalen Kuckuck-Projekt, bei dem die Flugrouten von mit Satellitensendern ausgestatteten Vögeln im Internet dargestellt werden, zeigen wir, wie technikaffin der LBV, Naturschützer und unsere Unterstützer sind. Das ist kein Gegensatz in den Zielgruppen. Und mit unseren populären Vogelzählaktionen Stunde der Gartenvögel/Wintervögel sind wir ebenso nah am Menschen wie die Netzschützer.

LBV und Lobo – gar nicht so weit auseinander?
Auf jeden Fall haben wir das gleiche große Ziel: eine lebenswerte Welt. Das sehen viele andere Akteure auch so: Eine Welt, in der alle Lebewesen mit ihren Bedürfnissen Platz haben, auch der Mensch.

Gibt es in der Vogelwelt ein Tier, das Wappentier für Daten verschlingende Geheimdienste sein könnte?
Nein, aber eine Schlange wäre ein schönes Bild.

Im Netz gab es für die Idee schnell eine erste Umsetzung der Idee:

Autor:
Lars Wienand
(Mail, Google+)