Befeuert von Prämie: Plagiatsjäger haben auch Merkel im Visier

Angela Merkel bei der Verleihung der Ehrendoktorw&uuml;rde der Universit&auml;t Tel Aviv. Plagiatsj&auml;ger nehmen sich auch ihre Arbeit von 1986 vor. Promoviert hatte sie mit der "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden" promoviert - und war mit "Sehr gut" <a href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/merkels-promotionsnoten-glaenzend-in-physik-maessig-in-der-ideologie-a-675061.html" target="_blank">bewertet worden</a>.
Angela Merkel bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv. Plagiatsjäger nehmen sich auch ihre Arbeit von 1986 vor. Promoviert hatte sie mit der "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden" promoviert - und war mit "Sehr gut" bewertet worden. Foto: dpa

Berlin/Rheinland-Pfalz – Während die Plagiatsaffäre um Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hohe Wellen schlägt, haben sich die Plagiatsjäger längst an die Fersen des nächsten prominenten Politikers geheftet: Es ist niemand Geringeres als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

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Berlin/Rheinland-Pfalz – Während die Plagiatsaffäre um Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) hohe Wellen schlägt, haben sich die Plagiatsjäger längst an die Fersen des nächsten prominenten Politikers geheftet: Es ist niemand Geringeres als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Wie Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, ist die Voruntersuchung bereits abgeschlossen.

Heidingsfelder, der die Aufdeckung von Plagiaten in wissenschaftlichen Arbeiten inzwischen zum Beruf gemacht hat und „davon gut leben kann“, ist Mitbegründer des Internetportals Vroniplag Wiki, einer Plattform, auf der Plagiatsjäger kollektiv Arbeiten untersuchen und Fehler veröffentlichen. Prominentestes Opfer solcher Plattformen war Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Seit etwa einem Jahr nimmt Heidingsfelder über ein eigenes Internetportal Aufträge zur Plagiatsprüfung entgegen.

Angaben über das Ergebnis der ersten Sichtung bei der Doktorarbeit der Kanzlerin macht Heidingsfelder indes nicht: „Falls wir in der Arbeit von Dr. Angela Merkel etwas finden, informieren wir unseren Auftraggeber“, sagte er im Gespräch mit unserer Zeitung. Es klingt fast nach Kopfgeldjagd: „Im Fall von Dr. Angela Merkel bezahlt ein einzelner Kunde eine hohe Summe und hat darüber hinaus für denjenigen, der ein Plagiat entdeckt, eine Prämie in Aussicht gestellt“, sagt Heidingsfelder. Auftraggeber sei keine Partei. Seit etwa einem Jahr soll die Prüfung im Gang sein.

Auch für die Prüfung der Doktorarbeit von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) seien bereits vierstellige Beträge geflossen. Hier sei die Voruntersuchung ebenfalls abgeschlossen. Dass Heidingsfelder jetzt Geld für seine Arbeit verlangt, sorgt im Internet derzeit für Diskussionen über gewerbliche Plagiatsjäger. Wissenschaftler und Blogger Michael Schmalenstroer etwa befürchtet, Heidingsfelder habe allen redlichen Plagiatssuchern damit einen Bärendienst erwiesen: „Plagiatsprüfung gegen Geld, damit kann man ganz sicherlich nicht den Vorwurf entkräften, dass es den Plagiatsjägern nicht um die Wissenschaft geht, sondern um politische Blutgrätschen“, schreibt er auf seinem Blog. „Wer Plagiatsprüfung als Mittel des Rufmordes in die politische Praxis einbringt, zerstört ihren eigentlichen Zweck: die wissenschaftliche Redlichkeit.“

Die Motivation seiner Auftraggeber blieben meist im Dunkeln, sagt Heidingsfelder. „Ich persönlich frage nicht nach.“ Ein weiterer Blogger kommentiert: „Relevant dafür, ob Plagiate vorliegen oder nicht, ist nicht die Frage nach Heidingsfelders Motiven.“ Wie sich diese Entwicklung in Zukunft auf die Politik auswirkt, kann selbst Heidingsfelder nicht sagen. „Ich gehe aber davon aus, dass sich mit der heranrückenden Bundestagswahl noch mehr Aufträge bei mir einfinden.“

Derweil befeuert er dies mit einer Liste sämtlicher Bundestagswahlkandidaten auf seinem Portal, deren Arbeiten er überprüfen will. Dafür wirbt er um Geld. Er schreibt dort zur Begründung: „Politiker sollten Vorbilder sein, insbesondere, was Ehrlichkeit anbelangt.“ Zu seinen Kunden zählten aber auch beispielsweise „Lieschen Müller, die gehörnte Ehefrau oder das Opfer eines Arztfehlers“, sagt er. Und Plagiatsprüfung, das gibt er zu, gehöre eigentlich an die Universitäten. Man habe ihn auch schon aufgefordert, sich initiativ als Plagiatssucher dort zu bewerben.

Von unserer Reporterin Sandra Elgaß