Rheinland-Pfalz

Konkurrenz im Internet: Heimischer Einzelhandel spürt großen Druck

Die wachsende Konkurrenz im Internet setzt die Einzelhändler im Land unter Druck. Wie können Einzelhändler selbst die neuen technischen Chancen nutzen? Was bedeutet der Einzelhandel eigentlich für die Lebensqualität unserer Innenstädte? Dies und mehr lesen Sie ab sofort in unserer Serie „Kauf lokal“.

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Von unserem Redakteur Jörg Hilpert

Der Wettbewerb entwickelt sich zunehmend auseinander. Die Online-Umsätze haben sich laut dem Bundesverband des Versandhandels (bvh) seit 2003 fast verzehnfacht, von 3,6 auf prognostizierte 33,5 Milliarden Euro in diesem Jahr. Der Einzelhandel in Rheinland-Pfalz legte in den zurückliegenden Jahren zwar auch zu. Von zweistelligen Wachstumsraten, die im E-Commerce seit Jahren üblich sind, ist er aber weit entfernt.

Laut dem Statistischen Landesamt lag der reale – also um Preisveränderungen bereinigte – Zuwachs im Einzelhandel 2011 bei 1,3 Prozent, im vergangenen Jahr dann nur noch bei 0,2 Prozent. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres ging es sogar kräftig bergab: Die jüngsten Daten der Statistiker weisen einen realen Umsatzrückgang von 3,1 Prozent aus. Bei der Informations- und Kommunikationstechnik ging es sogar um 4,7 Prozent abwärts.

Für die Entwicklung spielen auch Sondereffekte eine Rolle. Winfried Röther, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Mittelrhein-Rheinhessen-Pfalz, verweist beispielsweise auf die extrem sonnigen Sommerwochen: Viele Verbraucher hatten einfach keine Lust auf einen Innenstadtbummel in sengender Hitze. Röther betont aber zugleich, dass der Online-Handel den Geschäften vor Ort „zunehmend zusetzt“. Das gelte im Land wie im gesamten Bundesgebiet: „Rheinland-Pfalz ist da keine Insel der Glückseligen.“ Aus den Daten des Statistischen Landesamtes für das vergangene Jahr geht hervor: Die größten Zuwächse (plus 2,9 Prozent) verzeichnete der „Einzelhandel außerhalb Verkaufsräumen“ – und dazu zählt auch der Online-Handel.

Die Konfliktlinien haben sich damit verschoben. Während es früher um den Wettbewerb zwischen den alteingesessenen Läden in der Innenstadt und den Neuansiedlungen auf der Grünen Wiese ging, sehen sich nun beide der neuen Konkurrenz im Internet ausgesetzt. Mittlerweile gilt das „quer durch alle Branchen“, sagt Röther. Der Möbelhandel beispielsweise war lange Zeit auf dem Standpunkt: „Das betrifft uns nicht.“ Doch seit Kunden im Laden das Etikett am Schrank oder der Couch abfotografieren, um später exakt das gleiche Stück im Internet zu finden und dort zu bestellen, wächst auch hier das Bewusstsein um die neue Bedrohung. Was teilweise zur Folge hat, dass Möbelhändler auf allzu detaillierte Angaben bei der Preisauszeichnung verzichten.

Röther glaubt allerdings nicht, dass ganze Branchen wegbrechen werden. Viele Kunden wollten nach wie vor im Laden „riechen, schmecken, fühlen“, was sie sich ins Haus holen möchten. Patric Raeschke, Referent für Handel und Stadtmarketing bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz, betont: Von einem flächendeckenden Einzelhandelssterben kann „keinerlei Rede sein“. Im Kammerbezirk ist die Zahl der Einzelhändler zuletzt sogar gestiegen – allerdings mit starken regionalen Unterschieden: Während die Oberzentren mehr Läden bekommen, sieht es auf dem Land ganz anders aus. In den ländlichen Gegenden fehle es schlicht an Kaufkraft, sagt Raeschke – und prophezeit: „Es wird ein Wettkampf der Standorte werden.“