Rheinland-Pfalz

Falsche Freunde: Schwindel mit gehackten und kopierten Facebook-Profilen greift um sich

Betrugsmasche auf Facebook in der Region: Vermeintliche Freunde bitten um Geld – dabei haben Unbekannte die Profile nachgebaut oder sogar gekapert. Auch die Identität eines Politikers ist für die Masche bereits missbraucht worden.

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Mehr als 600 Euro und viel Vertrauen futsch: Zwei Türken im Westerwald sind Opfer eines neuen Nepps auf Facebook geworden – weil sie so hilfsbereit und zu leichtgläubig waren. „Schick mir doch bitte mal Deine Handynummer“, waren sie von einem Facebook-Kontakt auf türkisch aufgefordert worden. Die sei aus dem Handy gelöscht, kam auf Nachfrage. Und die Bitte, gleich mal ein paar Codes durchzugeben. In SMS erhielten die Opfer dann Kombinationen, um jeweils 20 Euro für einen Service beim elektronischen Bezahldienst Paypal zu zahlen. Die Codes gaben die Opfer via Facebook dann an die „Freunde“ weiter. Und die melkten so die Facebook-Nutzer auf der anderen Seite, die gar nicht richtig realisierten, was da geschah. Bis irgendwann Alarmglocken bei den Handyanbietern schrillten. Zu dem Zeitpunkt hatten schon rund 30 Codes hin und her gewechselt. Rückfragen? „Erklär ich Dir morgen.“ Bedenken zerstreute der Facebook-Kontakt, man kennt sich doch gut.

Dachten die Opfer. Doch hinter den Accounts steckten Unbekannte. Die Polizei Montabaur spricht von Fällen, in denen Accounts gehackt und übernommen wurden und es unklar ist, wie die Täter an die Zugangsdaten gelangt sind. Das ist eine Art, wie die Täter vorgehen. Die andere: Unbekannte bauen die Profile nach. Dann erhalten Facebook-Nutzer Freundschaftsanfragen von vermeintlich ihnen bekannten Menschen, mit deren echten Accounts sie in Wahrheit bereits befreundet sind. Wer nicht genau hinschaut, hat den Kontakt doppelt – und wird von der Kopie angeschrieben. Das läuft dann so:

Ausführlich sieht die Anfrage zum Beispiel so aus:

So war es auch den Bekannten eines Politikers im Kreis Altenkirchen ergangen. Auch wenn er damit Opfer wurde und nichts falsch gemacht hat, fürchtet er um seinen Ruf und erzählt nur ungern von dem Fall. Er hat auch richtig reagiert, als ihn plötzlich Bekannte kontaktierten, ob er sie wirklich gerade um 500 Euro Paysafe-Guthaben für Onlineeinkäufe gebeten hat: Auf seinem eigentlichen Profil warnte er, dass jemand mit seiner Identität unterwegs ist. Dazu erstattete er umgehend Strafanzeige, den falschen Account meldete er bei Facebook. In dem Fall war den Betrügern vermutlich nicht einmal bewusst, die Identität eines Prominenten genutzt zu haben, den bisherigen Erfahrungen nach gehen sie eher wahllos vor.

Im Fall des Politikers sind keine Geschädigten bekannt geworden. Die Kontakte waren hier aufgefordert worden, „ihm“ online Paysafekarten zu bestellen oder von einer Tankstelle kaufen und „ihm“ die Nummern der Karten zu schicken. Für 500 Euro sollten sie dann wenige Stunden später 550 zurück erhalten. Damit richten sich die Betrüger auch noch an die Gier des Menschen.

Die Polizei nimmt die Welle zum Anlass für Erinnerungen:

  • Keine sensiblen Daten wie Anschriften, Telefonnummern, Zahlencodes, PINs oder TANs über das Internet weiter, insbesondere nicht auf unverschlüsselten und ungesicherten Internetplattformen oder in Chats weitergeben – erst recht nicht ohne vorherige Rückversicherung auf einem anderen Weg.
  • Manipulierte Accounts sofort beim sozialen Netzwerk melden.
  • Vorsicht bei unbekannten Nachrichten sowie Rückruf-/SMS-Bestätigungen. Im Zweifelsfall auf anderem Weg Kontakt aufnehmen zu dem vermeintlichen Absender.
  • Als Betrugsopfer an die Polizei wenden und Freunde warnen.
  • Passwörter verwenden, die nicht einfach zu knacken oder zu erraten sind, die Passwörter von Zeit zu Zeit wechseln und nie weitergeben.

Autor:
Lars Wienand
(Mail, Google+)