Koblenz/Region

Wettstreit der Generationen: Wer hat am Steuer mehr drauf?

Von Sabrina Rödder
Beim „Wettstreit der Generationen“ auf dem ADAC-Fahrübungsplatz in Koblenz geht es nicht nur ums Gas geben. Foto: Thomas Frey
Beim „Wettstreit der Generationen“ auf dem ADAC-Fahrübungsplatz in Koblenz geht es nicht nur ums Gas geben. Foto: Thomas Frey

Wer meistert die Herausforderungen beim Autofahren besser? Junge Autofahrer, deren Fahrprüfung noch in Erinnerung ist, oder die Routiniers? Unsere Leser traten gegeneinander an.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Seinem Gegner von Beginn des Wettbewerbs an zeigen, wie der Hase läuft – das ist wahrscheinlich immer eine gute Idee. Und eine Strategie, die das junge Team beim „Wettstreit der Generationen“, organisiert vom ADAC Mittelrhein in Kooperation mit unserer Zeitung, nutzt. Sarah Pfeiffer aus Bad Marienberg schaut in die Runde und stellt klar: „Das hier ist kein normales Fahrsicherheitstraining. Es ist ein Wettkampf, bei dem wir auch gewinnen wollen.“ Mit „wir“ meint die 29-Jährige sich und fünf weitere Leser, die gemeinsam mit ihr im Team U 30 gegen das ebenfalls sechsköpfige Team der Ü 65-Jährigen antreten.

Sind die jüngeren Leute tatsächlich diejenigen, die durch die Gegend rasen und sich nicht davor scheuen, während der Fahrt das Handy ans Ohr zu nehmen? Und sind ältere Menschen wirklich jene Fahrer, die sehr langsam reagieren und durch die Gegend schleichen? An diesem Tag auf dem ADAC-Übungsplatz in Koblenz steht alles unter dem Motto „Vorurteile im Straßenverkehr“. Peter Burger aus unserer Chefredaktion, erhofft sich aber von dem Wettstreit, dass diese Vorurteile aus dem Weg geräumt werden – oder sich eben bestätigen: „Wir Koblenzer sagen ja immer, dass die Wäller so ,abenteuerlich' fahren. Ob das wohl wahr ist?“

Mit dem Aufruf des Videos erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an YouTube übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Bestimmten Schrittes gehen die zwölf Teilnehmer aber zunächst in den Prüfungsraum. Zu einem richtigen Fahrcheck gehört immerhin auch ein theoretischer Teil. 20 Minuten für acht Fragen. Fabian Becker setzt den gelben ADAC-Kuli an, macht hier und da ein paar Kreuze, legt den Stift wieder neben den Prüfungsbogen. Gerade einmal vier Jahre liegt die Prüfung des 21-Jährigen zurück. Ist das ein Vorteil? Doch beim Generationenwettstreit geht es nicht um Schnelligkeit, hält Wolfgang Basseler aus Betzdorf fest. „Hier geht es darum, wer am Ende weniger Fehlerpunkte hat. Im Theorieteil habe ich auf jeden Fall alles richtig“, sagt der 73-Jährige.

Gefühlt eine halbe Ewigkeit, nachdem Fabian Becker den Stift niedergelegt hat, tun es ihm die anderen Frauen und Männer gleich. Jetzt geht's raus auf den Übungsplatz, endlich rein ins Auto. Auf dem Parcours müssen vier Übungen bewältigt werden: Einparken, Wenden, Zielbremsung und die Fahrt über die Schleuderplatte. Herbert Fuss, Abteilungsleiter Verkehr und Technik des ADAC Mittelrhein, erklärt, dass einem Fahrer die Aufgaben allesamt im alltäglichen Straßenverkehr begegnen oder sogar passieren können. Dennoch betont er: „Ihr müsst hier natürlich keinen Stunt auf zwei Reifen hinlegen.“

Sowohl das U 30-Team als auch das Ü 65-Team bestand aus jeweils sechs Fahrern. Bei der Begrüßung von RZ-Chefredakteur (komm.) Peter Burger (links) war noch nicht abzusehen, wie der Wettbewerb ausgeht.  Foto: Thomas Frey
Sowohl das U 30-Team als auch das Ü 65-Team bestand aus jeweils sechs Fahrern. Bei der Begrüßung von RZ-Chefredakteur (komm.) Peter Burger (links) war noch nicht abzusehen, wie der Wettbewerb ausgeht.
Foto: Thomas Frey

Im Wechsel dürfen die jungen und alten Fahrer den Gurt anlegen. Während die meisten Teilnehmer noch grübeln, welches der drei Autos, die zur Auswahl stehen, sie am besten ins Ziel bringt, ist Till Lukas aus Kördorf schon siegessicher: „Mir ist egal, ob ich mit dem Opel Zafira, dem Mercedes A-Klasse oder dem 3er-BMW fahre. Ich kenne mich sowohl mit Schalt- als auch Automatikwagen aus.“ Tatsächlich: Alle Stationen meistert er vorbildlich. Auch die schwierigste von allen, bei der eine Schleuderplatte zur Seite ausschlägt, sobald der Wagen mit mindestens 40 Kilometern pro Stunde drauffährt. Binnen Sekunden hat der 20-Jährige den BMW stabilisiert und gerade ausgerichtet. Team U 30 jubelt, und Sarah sagt: „Besser kann man das nicht mehr machen.“

Jubeln konnte das junge Team auch am Ende des spannenden Tages: Gerade einmal vier Fehlerpunkte hatte die Gruppe in allen Prüfungen. Team Ü 65 sah dagegen mit seinen 33 Fehlerpunkten alt aus. Herbert Fuss sagte dazu, dass das nun allerdings nicht heißen solle, dass die älteren Fahrer eine Nachprüfung ablegen oder ihre Führerscheine abgeben müssten: „Mobilität gerade in unserer ländlichen Region ist superwichtig. Sowohl für die jüngeren als auch für die älteren Generationen.“

Von unserer Redakteurin Sabrina Rödder

Zwölf Fahrer legen Gurt an

Neben unserer Regio-Reporterin Sabrina Rödder traten fünf weitere Personen in der U 30-Gruppe an: Sarah Pfeiffer (29) aus Bad Marienberg, Till Lukas (20) aus Kördorf, Caroline Klassen (23) aus Niederbreitbach, Nils Dümler (26) aus Rückeroth und Fabian Becker (21) aus Hachenburg. Auch das Ü 65-Team bestand aus sechs Teilnehmern: Kai-Thomas Willig (66) aus Koblenz, Wolfgang Basseler (73) aus Betzdorf, Erhard Süssemilch (70) aus Altenkirchen, Mac Metzler (66) aus Kördorf, Achim Elberskirch (74) aus Neuwied und Egon Krobb (68) aus Straßenhaus.

Till Lukas und sein Vater Mac Metzler, beide aus Kördorf im Rhein-Lahn-Kreis, traten im direkten Vergleich „Jung gegen Alt“ gegeneinander an.  Foto: Thomas Frey
Till Lukas und sein Vater Mac Metzler, beide aus Kördorf im Rhein-Lahn-Kreis, traten im direkten Vergleich „Jung gegen Alt“ gegeneinander an.
Foto: Thomas Frey

Im direkten Vergleich „Jung gegen Alt“ trat Till Lukas gegen seinen Vater Mac Metzler an. Wie viele Fehlerpunkte die beiden an den einzelnen Stationen einheimsten, wollen sie ungern verraten. Sie sagen nur so viel: Der 20-jährige Till schnitt im Theorieteil schlechter ab als sein 46 Jahre älterer Vater. In Sachen Autofahren war es hingegen genau andersrum.

Wer als Risikogruppe gilt

Autofahrer ab einem Alter von 65 werden oftmals als Risikogruppe bezeichnet. „Aber wieso eigentlich?“, fragt sich Herbert Fuss. Von dieser Denkweise sollte sich die Gesellschaft laut dem Abteilungsleiter Verkehr und Technik des ADAC Mittelrhein distanzieren. Denn es seien nicht die Senioren, die für die schlimmen Unfälle im Straßenverkehr verantwortlich sind.

„Sicherlich sind ältere Leute häufiger für den typischen Ausparkunfall auf dem Parkplatz verantwortlich“, sagt Fuss. Auch bei ihrer sonntäglichen Tour am Rhein entlang würden sie andere Autofahrer hin und wieder mal behindern, indem sie die Richtgeschwindigkeit deutlich unterschreiten.

58 670 Straßenverkehrsunfälle registrierte die Polizei in Rheinland-Pfalz in den ersten fünf Monaten dieses Jahres. Laut dem Statistischen Landesamt waren das 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Darunter waren 53.027 Unfälle, bei denen nur Sachschäden entstanden.

Doch alles in allem sind es laut Herbert Fuss kleinere Probleme, die die Senioren im Straßenverkehr bereiten. Der Abteilungsleiter sagt: „Was steht denn auf den Kreuzen am Wegesrand? Da sind nicht Geburtenjahrgänge wie 1935 oder 1940 eingraviert.

Da steht 1990 oder mittlerweile 1999 ...“ Herbert Fuss bezeichnet also vielmehr Fahrer zwischen 18 und 24 als Risikogruppe. „Denn die sind viel risikofreudiger. Ein junger Kerl von 25 fährt eher mit Handy am Ohr durch die Gegend als ein Senior.“ Auch der Blick auf das Alter der Unfallbeteiligten zeigt: Gerade einmal 30 Prozent aller Verkehrsteilnehmer machen die jungen Fahrer unter 25 aus. Trotzdem sind sie an den meisten Unfällen beteiligt. Die Nachteile, die ältere Menschen mit sich bringen, gleichen sie durch Vorteile aus: „Einerseits haben Senioren einen Mangel in Sachen Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit. Anderseits machen sie aber vieles durch ihre Erfahrung wett. Ältere Menschen fahren nicht so häufig gegen einen Baum.“ srö

Meistgelesene Artikel