Westerwaldkreis

HELFT UNS LEBEN: Mutter verbrannte fast – Familie ist in großer Not

Nach dem tragischen Unglück ist die Not der Familie von Hans-Peter Schuster (rechts) groß. Doch Manuela Twer (2. von links) und Hans Kary von HELFT UNS LEBEN haben nach einem Besuch in Deesen eine Soforthilfe zugesagt. Das freut auch Melanie Barg (links) und Elke Hofmann aus Deesen.
Nach dem tragischen Unglück ist die Not der Familie von Hans-Peter Schuster (rechts) groß. Doch Manuela Twer (2. von links) und Hans Kary von HELFT UNS LEBEN haben nach einem Besuch in Deesen eine Soforthilfe zugesagt. Das freut auch Melanie Barg (links) und Elke Hofmann aus Deesen. Foto: Sascha Ditscher

„Meine Frau hat nur noch geschrien: Ich will nicht mehr. Sie konnte die Schmerzen kaum aushalten“, erzählt Hans-Peter Schuster mit gebrochener Stimme. Die Familie des 37-jährigen Familienvaters aus dem Westerwalddorf Deesen hat ein schwerer Schicksalsschlag getroffen.

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Die junge Mutter verbrannte fast vor den Augen ihres Mannes und ihres siebenjährigen Sohnes. Schwer verletzt, liegt sie nun auf der Intensivstation einer Kölner Spezialklinik. Das Schicksal trifft die Familie mit vier Kindern in einer ohnehin schweren Zeit: Denn der Vater war lange Zeit arbeitslos und hält die Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Doch das Geld reicht hinten und vorne nicht.

Wie Weihnachten werden soll, das weiß der Deesener derzeit noch nicht. Spontan haben viele Einwohner, Nachbarn und Vereine aus Deesen und den Haiderbachgemeinden beschlossen, der Familie zu helfen. Auch HELFT UNS LEBEN, die Initiative unserer Zeitung für Kinder und Familien in Not, möchte das Leid der Familie lindern. Manuela Twer, Vize-Vorsitzende der Initiative, und Geschäftsführer Hans Kary besuchten die Familie umgehend vor Ort und sagten eine Soforthilfe in Höhe von 2500 Euro in Form von Gutscheinen zu. „Wir wollen helfen, damit auch die Kinder ein schönes Weihnachtsfest haben und die Familie wieder auf die Beine kommt“, sagt Manuela Twer.

Unglück ereignete sich eine Woche vor Nikolaus

Es war eine Woche vor Nikolaus, als Yvonne Schuster morgens um 10 Uhr den Ofen anfeuert. Aus bislang ungeklärten Gründen greift das Feuer auf die 37-Jährige über. Vor den Augen ihres siebenjährigen Sohnes Pascal, der an dem Tag krank zu Hause geblieben ist, geht die Frau in Flammen auf. Haare, Gesicht und Oberkörper verbrennen. Zum Glück ist ihr Mann Hans-Peter zu Hause – er hilft sofort. Er reißt seiner Frau die Kleidungsstücke vom Körper, damit sie nicht in der Haut einbrennen, wie er fassungslos erzählt. „Sie wollte nur Holz nachlegen“, sagt er noch immer ungläubig, was an diesem Morgen passierte. „Ich habe schon viel hinter mir, doch das übertrifft einfach alles. Ich habe die Bilder noch im Kopf – es war der Horror“, sagt Hans-Peter Schuster mit leiser Stimme. Mit dem Rettungshubschrauber wird die Mutter von vier Kindern in eine Klinik in Köln-Merheim geflogen. Tagelang liegt sie auf der Intensivstation im Koma, wird über einen Luftröhrenschnitt beatmet.

„Elf Prozent der Haut sind betroffen. Sie hat Verbrennungen dritten Grades“, sagt ihr Mann. „Sie ist jetzt stabil und wieder ansprechbar. Doch sie ist ein Häufchen Elend“, sagt ihr Ehemann traurig. Für die Kinder Nicole (16), Alisha (15) und die Kleinen Jasmin (9) und Pascal (7) ist die Situation besonders schlimm – sie vermissen ihre Mama, sie wissen nicht, wann sie zurückkommt und ob sie jemals wieder richtig gesund wird. „Sie weinen täglich nach ihrer Mutter“, sagt Hans-Peter Schuster.

Familienvater ist verzweifelt

Schlimm ist auch: Es fehlt das Geld, um die geliebte Mutter besuchen zu können. Es fehlt das Geld, um trotz des Unglücks ein schönes Weihnachtsfest mit den Kindern zu feiern. „Ich weiß noch nicht, wie Weihnachten bei uns wird. Ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll. Das ist meine große Sorge – neben meiner Frau“, sagt der Familienvater verzweifelt. Zwar hilft die jüngere Schwester von Yvonne Schuster der Familie derzeit im Haushalt und kümmert sich mit um die Kinder. Doch die Geldsorgen plagen den 37-Jährigen, die Schulden nehmen überhand. Jüngst sollte sogar der Strom abgestellt werden. Eine beherzte Nachbarin, die beim Stromversorger arbeitet, konnte das verhindern. Vorerst. Hans-Peter Schuster arbeitet zurzeit zwar als Leiharbeiter für ein Bopparder Unternehmen. Doch allein die Fahrtkosten verschlingen einen Großteil des Lohnes – und der Arbeitsvertrag endet am 23. Dezember. „Ich würde gerne als Lagerist in einer Westerwälder Firma arbeiten, nah bei meinen Kindern“, hofft er. Bitter stellt er fest: „So jemand wie ich bekommt selten eine Chance.“

Das Schicksal der Familie hat die Bürger der Haiderbachgemeinden tief betroffen gemacht und eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. So findet an diesem Sonntag um 17 Uhr ein Weihnachtsmarkt in Deesen statt – der Erlös ist für die Schusters. Den Stein ins Rollen brachte ein Brief von Kathrin Kisker, der Klassenlehrerin der kleinen Jasmin, an den Sender RPR 1. Hierin bitte sie den Sender im Rahmen der Weihnachtsaktion „Kunze hilft Familien in Not“ um Unterstützung. Sie schreibt: „Die ganze Familie steht unter Schock. Hinzu kommt, dass der Vater arbeitslos war – es reicht vorne und hinten nicht.“ RPR 1 versprach der Familie eine Soforthilfe von 1000 Euro. Doch Unterstützung ist weiterhin bitter nötig. Ebenfalls eine neue Arbeitsstelle könnte der Familie einen finanziellen Neuanfang ermöglichen, hoffen Nachbarn und Freunde. Doch das Wichtigste ist erst einmal, dass Mutter Yvonne gesund wird.

  • Das Schicksal der Familie Schuster aus Deesen löst große Anteilnahme aus. Für Vater Hans-Peter Schuster ist es wichtig, seinen vier Kindern trotz aller Sorgen um die schwer verletzte Mutter ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten. Doch für einen finanziellen Neuanfang ist auch ein neuer Arbeitsplatz für den Familienvater vonnöten. Wer helfen möchte, wendet sich bitte per E-Mail an Ortsbürgermeister Klemens Lahr, lahrdeesen@web.de. HELFT UNS LEBEN ruft für Fälle wie diese zu Spenden auf: Konto 1313, Sparkasse Koblenz, BLZ 570 501 20, BIC MALADE 51KOB, IBAN DE 72570501200000001313.

Von unserer Redakteurin Stephanie Kühr