Neuwied

Wer wird Oberbürgermeister von Neuwied? Kandidaten bekennen Farbe

Fünf Wochen noch, dann sind knapp 50 000 Neuwieder aufgefordert, ihren neuen Oberbürgermeister zu wählen. Sie haben dabei die Wahl zwischen vier Kandidaten.

Anzeige

Beigeordneter Michael Mang tritt für die SPD an, Bürgermeister Jan Einig für die CDU und Zahnarzt Paul Peter Baum für die FDP. Als Einzelbewerber geht der Leiter des städtischen Rechtsamtes, Ulrich Adams, ins Rennen. Doch was wollen sie erreichen? In einem durch den unerwarteten Tod von OB Nikolaus Roth kurzen Wahlkampf haben sie nur vergleichsweise wenig Zeit, sich und ihre Positionen vorzustellen. Die RZ hat sie daher gebeten, Farbe zu bekennen.

Michael Mang (SPD)

Das macht den Kandidaten aus:

Was qualifiziert Sie als Oberbürgermeister?

Zunächst meine berufliche Qualifikation. Ich habe Verwaltung von der Pike auf gelernt. Mein Fachabitur per Abendschule abgelegt und nebenberuflich den Verwaltungsfachwirt erworben. Ebenso mein ehrenamtlicher sowie politischer Einsatz in den letzten 17 Jahren für Neuwied. Anpacken steht als Beigeordneter im Mittelpunkt. Mit Kita-Streik, VHS oder der Flüchtlingskrise galt und gilt es besondere Situationen schnell und praktisch zu lösen. Dies werde ich durch die Einbindung der Bürger- und Mitarbeiterschaft erfolgreich fortsetzen. Denn kurz gesagt: Alle miteinander gestalten Neuwied.

Der Oberbürgermeister ist Personalchef für 632 Mitarbeiter. Wie wollen Sie diese führen? Was ist Ihr Stil?

Bereits jetzt sind weit mehr als die Hälfte der städtischen Mitarbeiter in meinem Verantwortungsbereich. Für mich kommt es auf jeden Einzelnen an, egal ob Hilfskraft oder Amtsleiter. Mir ist eine wertschätzende und kollegiale Führung wichtig, denn nur gemeinsam können wir Ziele umsetzen. Dabei geht es mir auch um gerechte Bezahlung (Stichwort: Ungleichbehandlung der sozialen Berufe) und unbefristete Arbeitsverhältnisse. Führung heißt aber auch, die Mitarbeiter mit Entscheidungen nicht alleine zu lassen, eine Richtung gemeinsam zu erarbeiten und diese nach außen zu vertreten.

Was wäre der wichtigste Unterschied zu OB Roth? Was würden Sie anders machen?

Wenn es um die Traditionen dieser Stadt, wenn es darum geht sein Handeln an Toleranz und den Freiheitsrechten auszurichten, dann möchte ich mich von Nikolaus Roth nicht unterscheiden. Allerdings bin ich digitaler und technikaffiner. Deshalb gilt es, die Chancen der Digitalisierung für die Stadt Neuwied gemeinsam mit der Wirtschaft und der Verwaltung zu ergreifen. Die bisherige enge Zusammenarbeit mit der Polizei, um die Sicherheit in der Stadt zu erhöhen, würde ich gerne fortsetzen, die Innenstadtentwicklung zur Chefsache erklären und dem Investitionsstau den Kampf ansagen.

Jan Einig (CDU)

Das macht den Kandidaten aus:

Was qualifiziert Sie als Oberbürgermeister?

Ich habe in der freien Wirtschaft und in der Verwaltung gearbeitet, kenne die Abläufe, Anforderungen und Strukturen. Als Bürgermeister weiß ich, was es heißt, in der Stadtspitze Strukturen zu schaffen, Fragen zu moderieren und zu entscheiden. Und als Familienvater weiß ich, wie wichtig Kindergärten, Schulen, Wohnraum für Familien und Infrastruktur sind.Bürger in die Entscheidungsprozesse einbinden, Stadtentwicklung, Erschließung von Bau- und Gewerbegebieten, das will ich weiter forcieren. Mit einer Innenstadt, die wieder attraktiv für den Einzelhandel ist, mit attraktiven Stadtteilen. Wir brauchen wieder Attraktivität und Anziehungskraft.

Der Oberbürgermeister ist Personalchef für 632 Mitarbeiter. Wie wollen Sie diese führen? Was ist Ihr Stil?

Unsere hoch qualifizierten und motivierten Mitarbeiter sind elementar wichtig für meine Arbeit. Kommunikation, Offenheit, Kooperation und der Wille zu Kompromissen sind Schlüssel für den Erfolg eines Unternehmens – auch der Verwaltung. Ein wichtiges Ziel ist, Doppelstrukturen zu verringern, wo Fachbereiche gleiche Themen beackern. Hier will ich bündeln und freie Ressourcen nutzen, um Themen wie Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung oder Tourismus zu forcieren.

Was wäre der wichtigste Unterschied zu OB Roth? Was würden Sie anders machen?

Ich konnte den OB jederzeit um Rat fragen, er hatte große Erfahrung. Er war auch immer an der Wohnungssuche meiner Familie in Neuwied interessiert. Politisch haben wir uns respektiert – obwohl wir die akuten Notwendigkeiten für die Stadt unterschiedlich bewertet haben. Er legte Wert auf eine gut verwaltete Stadt. Ich möchte mehr und neue Akzente setzen. Neue Entwicklungskonzepte für Neuwied, Zukunftsinitiative, gute Infrastruktur in den Stadtteilen, bezahlbarer Wohnraum, mehr Tourismus und Familienfreundlichkeit. Vorhandene Stärken nutzen, ausbauen und neue Wege mutig vorantreiben.

Paul Peter Baum (FDP)

Das macht den Kandidaten aus:

Was qualifiziert Sie als Oberbürgermeister?

Mich qualifiziert zum Oberbürgermeister, dass ich Kontakt mit Menschen liebe. Diese Sympathie überträgt sich. Sie trauen mir und sich an mich heran. Dadurch konnte ich 34 Jahre als Zahnarzt arbeiten. Autorität erwächst aus Kompetenz. Ich weise gefühlte 126 Jahre Erfahrung in Vorständen auf. Darunter ist die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendzahnpflege mit einem Millionen-Haushalt. Eine Weiterbildung als Gutachter lässt mich leicht Probleme erkennen und Lösungen vorschlagen. Eine Fortbildung als Moderator für Qualitätszirkel befähigt mich, Lösungen durch Andere zu fördern – im Team.

Der Oberbürgermeister ist Personalchef für 632 Mitarbeiter. Wie wollen Sie diese führen? Was ist Ihr Stil?

Wertschätzende Mitarbeiterführung heißt mein Stil seit 33 Jahren. Motivation wirkt bekanntlich besonders stark. Ich werde ein Vorschlags- und Belohnungssystem im Rathaus einführen. Der finanzielle Anreiz ist verhältnismäßig gering, spielt aber auch eine Rolle. Viel wichtiger Ist die öffentliche Anerkennung für geistige Leistung. Wenn ich Menschen fordere und fördere und ihnen weiter helfe, kann ich mich vor guten Bewerbern kaum retten. Neuwied galt einst bei Firmen als Sprungstelle für Karriere. In einer solchen Vorbildfunktion soll die Stadtverwaltung mit mir als OB glänzen.

Was wäre der wichtigste Unterschied zu OB Roth? Was würden Sie anders machen?

Wie ich inzwischen erfahren habe, hätte OB Roth ursprünglich gerne Medizin studiert. Er wäre ganz sicher ein hervorragender Internist geworden, der klug alle Bedenken abwägt. Ich vergleiche ihn darin mit meinem älteren Bruder Karl. Wie der Elchtest beim Smart gezeigt hat, gibt es trotz exzellenter Planung immer wieder unvorhergesehene Zwischenfälle. Ich ähnele einem Chirurgen oder Piloten. Sie wissen, dass man trotz Bedenken irgendwann starten muss. Überraschungen sind dann nicht wirklich welche, sondern Grund zu federnder Reaktion und Umplanung und Anlass zu Verbesserung.

Ulrich Adams

Das macht den Kandidaten aus:

Was qualifiziert Sie als Oberbürgermeister?

Ich trete als Einzelkandidat an und würde mich als OB nur den Bürgern und meinem Gewissen verpflichtet fühlen. Das ermöglicht mir eine unabhängige Betrachtung von Sachverhalten und notwendigen Entscheidungen ohne Parteiräson.
In Neuwied geboren, lebe und arbeite schon mein ganzes Leben in Neuwied und kenne insofern die Bedürfnisse der Bürger und der Unternehmer, nicht zuletzt aus der langjährigen Vorsitztätigkeit im Konfliktpotenzial Stadtrechtsausschuss. Daher weiß ich als Jurist, der über den Tellerrand schaut, sehr genau, worauf es in Neuwied ankommt und was Neuwied braucht.

Der Oberbürgermeister ist Personalchef für 632 Mitarbeiter. Wie wollen Sie diese führen? Was ist Ihr Stil?

Meinen Führungsstil kennen meine Kollegen bestens und umgekehrt kenne ich ihre Arbeitsplätze. Ich sehe mich als modernen, innovativen Chef, der Ideen für Neues zulässt und Führungsverantwortung auf Mitarbeiter delegieren kann. Meine Tür wird für die Mitarbeiter jederzeit offenstehen. Nur ein kommunikativer, wertschätzender Umgang mit Mitarbeitern führt zu einer Identifikation mit der Arbeit. Jeder Mitarbeiter muss nach Organisationsplan am richtigen Arbeitsplatz sitzen, damit ein effektiver Dienstleistungsbetrieb für Bürger und Gewerbe funktionieren kann.

Was wäre der wichtigste Unterschied zu OB Roth? Was würden Sie anders machen?

OB Roth und ich hatten denselben Ausbildungsweg zum Verwaltungsjuristen, insofern gab es keine Meinungsunterschiede. Der Unterschied besteht darin, dass ich im ersten Schritt gute Ideen und Initiativen für Neuwied offensiv angehen werde. Neuwied hat gegenüber Nachbargemeinden Boden verloren; ich gebe mich damit nicht zufrieden. Ich werde zu unterschiedlichen Zeiten als Privatperson mit den Menschen vor Ort sprechen. Dies gilt auch für die Stadtteile, deren Eigenarten ich akzeptiere und respektiere, umgekehrt verlange ich dies auch untereinander, Innenstadt eingeschlossen.

Meistgelesene Artikel