Mit der Zeit gehen und sich der Digitalisierung nicht verschließen, das forderte Carina Konrad, die Bundestagskandidatin der FDP im Wahlkreis. Im Zeitalter, in dem alle nach noch schnelleren Datenverbindungen schreien, Breitbandverbindungen für den letzten Winkel ländlicher Regionen gefordert werden, ist das vordergründig sicher richtig. Ob das Gegenteil, wie es Staatssekretär Peter Bleser an die Wand malte, die „verheerenden Nachwirkungen“ und ein Verschwinden von Landapotheken von der Landkarte, wirklich die Konsequenz wäre, wenn ausländische Versender von Medikamenten weiterhin Rabatte gewähren dürfen, sei dahingestellt. Es geht für Politiker auch immer um die eigene Darstellung. Bleser hat glaubhaft vermittelt, für wie wichtig er die Leistungen und die Existenz der Apotheken auf dem Land hält, nur – wer tut das nicht, und wer würde vor 40 Apothekern diese Steilvorlage nicht nutzen? Carina Konrad begab sich mutig aufs Glatteis, musste nur aufpassen, nicht auszurutschen, denn es war zu einfach, gegen den Wegfall des Arzneimittelversandhandels zu argumentieren, aber dann den Apothekern abzuverlangen, wie man das Problem zu lösen gedenkt.
Viel wichtiger erscheint der Aspekt, dass Apotheken eben keine Warenhäuser sind – auch wenn die landläufige Bezeichnung „Apotheke“ für einen hochpreisigen Laden irgendwoher stammen muss. Es geht in der Tat um den Zwiespalt zwischen Heilberuf und Kaufmann, dem Apotheker unterliegen. Wenn man mit der Zeit gehen will, indem man die Digitalisierung vorantreibt, sollte man überlegen, wie zeitgemäß es ist, sich mit Medikamenten vollzustopfen, weil sie ja im Internet so schön preiswert zu bestellen sind. Die Medizin versucht mit immer weniger Medikamenten auszukommen, geringer zu dosieren. Ein Versandhandel, bei dem es Rabatte gibt, ist diesem Trend wenig förderlich.