Genug ist genug. Das denken sich Helfer, die das Gefühl haben, in ihrer ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit von der Kreisverwaltung und Landrat Marlon Bröhr nicht ernst genug genommen zu werden.
Am 18. Dezember 2017 haben zehn von 14 Mitgliedern ihr Wirken in den zwei maßgeblichen Lenkungsgruppen zur Flüchtlingsarbeit auf Kreisebene aufgekündigt – genau eine Woche, nachdem der Kreistag ein recht dünnes Leitbild zur Integration verabschiedet hatte. Ein Leitbild, das maßgeblich auf der Arbeit dieser beiden Gruppen aufbaut.
Der Brief an Bröhr war ein letzter Hilferuf von Ehrenamtlichen, die sich zuvor bereits monatelang geärgert hatten. Dass die Arbeitsgruppe Flüchtlingshilfe letztmals im Februar 2017 vom Landrat einberufen worden war und die Steuerungsgruppe mehr als ein Jahr lang nicht mehr getagt hatte, waren nur Details der seit Langem belasteten „Zusammenarbeit“. Selbst auf ihr Aufkündigungsschreiben vom 18. Dezember hin erhielten die Ehrenamtler, wie sie dem Migrationsbeirat erklärten, bis heute keine Antwort.
Im Bereich der Flüchtlings- und Integrationsarbeit, die stark vom Engagement Ehrenamtlicher abhängt, gibt es – bei allen positiven Geschichten – einiges zu tun. Darüber spricht die Politik im Kreis nicht gern. Selbst der von der Politik unabhängige Migrationsbeirat tut sich schwer damit, Tacheles zu reden. Grund dazu hätte er jetzt, denn der Rückzug der Ehrenamtlichen aus den Lenkungsgruppen bedeutet womöglich das inhaltliche Aus des Leitbilds zur Integration. Dem Vernehmen nach wurde aber nicht einmal das aktuell in Simmern stattfindende Kirchenasyl zuletzt im Beirat erörtert. Dabei wirft auch dieser Fall Fragen auf.
Zu diskutieren gäbe es beim Thema Integration reichlich. Derzeit hat die Kreispolitik mit ihren Grabenkämpfen rund um die Mittelrheinbrücke aber genug zu tun.