Plus
Bonn/Bad Breisig

Spektakuläre Wende im Niklas-Prozess? Zeugin entlastet Walid S.

Von Jan Lindner
Walid S., der Hauptangeklagte im Niklas-Prozess und sein Verteidiger Martin Kretschmer.
Walid S., der Hauptangeklagte im Niklas-Prozess und sein Verteidiger Martin Kretschmer. Foto: dpa

Im Niklas-Prozess am Bonner Landgericht zeichnet sich eine spektakuläre Wende ab. Eine 19-jährige Zeugin hat den Hauptangeklagten Walid S. entlastet und dafür einen 22-Jährigen stark belastet.

Lesezeit: 3 Minuten
Demnach war Walid S. gar nicht am Tatort. Und: Der 22-Jährige oder ein anderer Täter hat Niklas geschlagen und der 22-Jährige den Bad Breisiger dann getreten, als der schon am Boden lag. Der jungen Frau hatte sich ein 26-Jähriger anvertraut, der die kaltblütige Tat in der Bad Godesberger Rheinallee in jener ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

RZ-Kommentar zur Arbeit der Behörden: Ein schwarzer Tag für die Ermittler

Der 14. Verhandlungstag im Niklas-Prozess, es ist ein schwarzer Tag für die Ermittler. Es ist das erste Mal, dass ein Zeuge aus dem Bad Godesberger Umfeld vollkommen glaubwürdig wirkt und umfassend aussagt. Und schon, so scheint es, ist der ganze Prozess komplett auf den Kopf gestellt. Sitzt da der Falsche auf der Anklagebank? Die 40-minütige Vernehmung einer jungen, sehr mutigen Frau hat diesen Eindruck erweckt.

Der Hauptangeklagte Walid S. ist seit einem knappen Jahr (unschuldig?) in U-Haft. Die Beweislage gegen ihn aber war von Anfang an äußerst dünn. Es gab nur Indizien: die Jacke mit Niklas' Blut, die die Ermittler in seinem Zimmer sicherstellten. Das fehlende Alibi. Die scheinbar belastenden Aussagen zweier Tatortzeugen, die den 21-Jährigen zunächst gar nicht, dann aber doch zweifelsfrei identifiziert haben wollen als den brutalen Schläger aus der Bad Godesberger Rheinallee.

Demgegenüber steht die Arbeit der Ermittler, die eine Reihe Fragen aufwirft: Warum wurde der Tatort erst sechs Stunden nach der Tat abgesperrt? Wo die Schwere des Verbrechens doch sofort klar war. Niklas musste schließlich noch auf der Straße wiederbelebt werden. Hier wurde ganz offensichtlich geschlampt. Warum leitet jemand, der zum ersten Mal mit einem Tötungsdelikt betraut wird, die wichtigsten Vernehmungen und führt große Teile der Ermittlungen durch?

Warum gilt ein 22-Jähriger, dem besagte Jacke gehört, der von vielen anderen hinter vorgehaltener Hand belastet wird, der aber jegliche Auskunft verweigert, schon bald nicht mehr als Beschuldigter? Warum sitzt dieser junge vorbestrafte Mann aber seit Mai 2016 in Abschiebehaft, obwohl die Abschiebung nach Tunesien nicht anfechtbar ist? Hat die Staatsanwaltschaft dies verhindert, um einer veritablen Blamage zu entgehen? Nämlich der, sollte Walid S. tatsächlich unschuldig sein, dass der eigentliche Schläger dann längst über alle Berge ist?

Man kann nur hoffen, dass dieser Prozess doch noch ein paar Antworten liefert. Vor allem wegen Niklas' Mutter, die als Allererste ein Recht hat auf die Wahrheit. Und die diese langwierige Tortur mit einer unglaublichen Fassung erträgt. Der Anfang ist jetzt gemacht.

E-Mail: jan.lindner@rhein-zeitung.net

Meistgelesene Artikel