Kommentar: Kleinere Nachbarn müssen zittern.
Der Kreis Bad Kreuznach mit seinen knapp 160.000 Einwohnern könn-te anders als einige seiner Nachbarn auch allein stark genug sein, um die Gebietsreform unbeschadet zu überstehen. Der Rhein-Hunsrück-Kreis und erst recht die Kreise Birkenfeld und Kusel sowie der Donnersbergkreis haben deutlich weniger Einwohner – und dadurch deutlich mehr Druck und Existenzängste. Nur Mainz-Bingen ist mit mehr als 200.000 Einwohnern noch stärker als der KH-Kreis und könnte sogar noch etwas abtreten, ohne zu sehr geschwächt zu werden. So deutet vieles darauf hin, dass der Kreis Bad Kreuznach am Ende eher zu den Gewinnern als zu den Verlierern der Gebietsreform gehören wird. So spannend sie Kommunalpolitikern auch erscheinen mag: Die Bürger werden sich eher dafür interessieren, wie sich beispielsweise danach die Müllgebühren entwickeln und in welchem Zustand die Schulen und Straßen des neuen Kreisgebildes sind.
Die Gebietsreform leidet allerdings jetzt schon unter einem schlimmen Kardinalfehler. Weil unsinnigerweise erst die Ebene der Verbandsgemeinden dran kam, sind Fusionen nur innerhalb von Kreisen unproblematisch. Geht das Land darüber hinweg, stößt es im doppelten Sinne an Grenzen – und schafft Unfrieden. Weil die Landkreise wohl erst nach der Kommunalwahl 2019 neu zugeschnitten werden, sollten VG-Fusionen mit Partnern aus zwei Kreisen deshalb bis dahin tabu sein. Das gilt für die geplante Ehe zwischen Alsenz-Obermoschel und Meisenheim, aber auch für das zu einer Beziehung bereite Stromberg, für das sich bei der Kreisreform neue Optionen eröffnen könnten, wenn Lan- genlonsheim weiter die kalte Schul- ter zeigt.
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