Plus
Kreis Bad Kreuznach

Fünf Sekunden mit Symbolwert: Dickes himmelhochjauchzend, Nies betrübt

Von Kurt Knaudt
Der Verlierer des ersten Wahlgangs, Hans-Dirk Nies (SPD), schüttelt Bettina Dickes (CDU) die Hand, als sie gestern Abend um 19.24 Uhr den großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung betritt. Dort verfolgten mehr als 100 Bürger und Kommunalpolitiker den Urwahlabend.  Foto: Stefan Munzlinger
Der Verlierer des ersten Wahlgangs, Hans-Dirk Nies (SPD), schüttelt Bettina Dickes (CDU) die Hand, als sie gestern Abend um 19.24 Uhr den großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung betritt. Dort verfolgten mehr als 100 Bürger und Kommunalpolitiker den Urwahlabend. Foto: Stefan Munzlinger

Als eine freudestrahlende Bettina Dickes um 19.24 Uhr unter Beifall den Sitzungssaal der Kreisverwaltung betritt, steht Hans-Dirk Nies auf, geht auf sie zu und gibt ihr die Hand. Das Ganze dauert fünf Sekunden. Als ihn ein Reporter bittet, die Szene für ein Foto zu wiederholen, antwortet der SPD-Kandidat kurz und knapp: „Nein, so weit geht die Liebe nicht.“

Lesezeit: 4 Minuten
Diese Worte sagen viel über die Seelenlage des 50-Jährigen, der den Tag bis zum Abend ganz entspannt mit der Familie verbracht hatte. Mittags gab es sein Lieblingsessen, Schweinefilet im Speckmantel mit Kroketten. Als Nies um 18.35 Uhr in der Kreisverwaltung eintrifft, wirkt er ruhig und gelassen, strahlt gespannte Zuversicht aus. ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Von Klöckner bis Pörksen: Reaktionen zum schlechten Abschneiden von Nies

Kreis Bad Kreuznach. Noch am Wahlabend wurde viel darüber spekuliert, ob Nies' Äußerung, Bettina Dickes „könne Landrat nicht“, ihn Stimmen gekostet haben könnte. Der „Oeffentliche“ hat Reaktionen zum Wahlausgang eingefangen.

Julia Klöckner, CDU-Landesvorsitzende: „Hut ab, das ist ein großartiges Ergebnis für Bettina Dickes. Anstand und Format im Wahlkampf haben sich ausgezahlt. Jetzt ist es wichtig, die Leute auch im zweiten Wahlgang zur Urne zu bringen, denn die Stichwahl ist noch nicht gewonnen.“ Was soll Dickes in den nächsten zwei Wochen machen? Klöckner: „Sich treu bleiben, so wie sie ist. Sie hat etwas Überzeugendes.“

Franz-Josef Diel, Landrat: „Wenn zwei sich streiten, freut sich die Dritte.“ So beurteilt Diel das starke Abschneiden der parteilosen Anke Schumann. „Das hat ihr in die Karten gespielt.“

Carsten Pörksen, SPD-Urgestein: „Ich hatte ein besseres Ergebnis für Nies erwartet. Erfreulich ist die hohe Wahlbeteiligung. Jetzt gilt es, die Basis zu schaffen, um Nies in 14 Tagen zum Landrat zu wählen. Entscheidend wird dabei sein, die Wähler erneut zur Wahlurne zu bekommen.“

Joe Weingarten, SPD-Direktkandidat für die Bundestagswahl im Wahlkreis Bad Kreuznach-Birkenfeld: „Es ist das erwartet knappe Ergebnis.“ Sein Rezept für die Stichwahl: „Wir müssen jetzt die, die Anke Schumann gewählt haben, davon überzeugen, dass sie Hans-Dirk Nies wählen.“

Antje Lezius, CDU-Direktkandidatin für die Bundestagwahl: „Ich bin von dem Ergebnis begeistert. Es hat sich ausgezahlt, dass Bettina sich die Sohlen abgelaufen hat.“ Wie beurteilt sie die Zahlen für Nies: „Ich habe nicht erwartet, dass er nach seinem Benehmen gegenüber unserer Kandidatin noch so gut abschneidet.“

Denis Alt, SPD-Landtagsabgeordneter: „Natürlich hat man im Vorfeld Wünsche bezüglich des Wahlausgangs. Der Abstand ist hauchdünn, es bleibt weiterhin spannend. Ob und welche Äußerung von Hans-Dirk Nies nun den Ausschlag gegeben hat, ist spekulativ. Noch ist alles möglich.“

Heike Kaster-Meurer, Oberbürgermeisterin der Stadt Bad Kreuznach: „Auch wenn ich es nach wie vor nicht ausreichend finde, ist die Wahlbeteiligung in der Stadt von unter 20 auf etwa 36 Prozent gestiegen. Das ist Freude auf geringstem Niveau. Dass es in die Stichwahl gehen könnte, war uns allen klar. In der Stadt ist es ein Kopf-an-Kopf-Rennen, den Unterschied machten 44 Stimmen. Es ist weiterhin alles offen.“

Michael Simon, ehemaliger Landtagskandidat der SPD: „Ein zweiter Wahlgang war absehbar. Vom Martin-Schulz-Effekt war an der Basis nichts zu spüren. Wir müssen jetzt die Hacken zusammenschlagen und kämpfen.“

Von unseren Reportern
Meistgelesene Artikel