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Bad Kreuznach

Auftakt-Bilanz in Kreuznach: Regen schmälert Kultursommer-Erlebnis

Von Marian Ristow
500 Blechbläser wurden im Bad Münsterer Kurpark erwartet, rund 200 kamen. Auf der Bühne gab die Formation Genesis Brass den Takt an, die aus ganz Rheinland-Pfalz angereisten Mitmusiker sollten sich in die zum größten Teil geistlichen Werke einklinken.  Foto: Marian Ristow
500 Blechbläser wurden im Bad Münsterer Kurpark erwartet, rund 200 kamen. Auf der Bühne gab die Formation Genesis Brass den Takt an, die aus ganz Rheinland-Pfalz angereisten Mitmusiker sollten sich in die zum größten Teil geistlichen Werke einklinken. Foto: Marian Ristow

Der Rheinland-Pfälzische Kultursommer steht unter dem Motto „Epochen und Episoden“, zumindest was das Eröffnungswochenende betrifft, war es eine regnerische Episode.

Lesezeit: 4 Minuten
Davon zu sprechen, dass das mit einem beachtlichen Programm ausgestattete Wochenende in den beiden Kurparks, im Steinskulpturenmuseum, im PuK, im Huttental, in der Pauluskirche und im Kurhaus gänzlich ins Wasser gefallen sei, wäre übertrieben. Trotzdem: Der am Samstagabend einsetzende Regen hielt die großen Besuchermassen von den zahlreichen Events in der ...
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KuSo-Start mit Headliner Seven: Nur 150 Soul-Fans trotzten dem Nieselregen

Bad Münster-Ebernburg. Hin und wieder reckt man bei besonders mitreißenden Songs Feuerzeuge gen Himmel, am Samstagabend waren es Regenschirme, die Besucher des Konzertes des Schweizer Soul- und R'n'B-Sängers auf der großen Bühne im Bad Münsterer Kurpark hochhielten.

Glück ist anders: Pünktlich zur Umbauphase vor dem Headliner des Eröffnungswochenendes fing es an zu regnen. Und das nicht zu knapp. Von offizieller Seite war zu erfahren, dass man rund 400 Karten verkauft hatte, letztlich fanden sich aber nur rund 150 Hartgesottene auf der leicht matschigen Wiese des Kurparks ein, um den Klängen des sympathischen Schweizers und seiner Band zu lauschen.

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Der aus dem TV-Format „Sing meinen Song“ bekannte Vokalist überzeugte trotz widriger Umstände mit einem Mix aus Motown-Music, angesagtem R'n'B, Soul und mächtig vielen gestöhnten „Ohs“, „Ahs“ und „Uhs“. Das mörderisch groovende und mit seinen Bass-Slaps an Earth, Wind & Fire erinnernde „BackFunkLoveSoul“ bringt den Sound des Schweizers gut auf den Punkt.

Später wurde es mit „Wake Up“ etwas elektronischer. Dem durchnässten Publikum gefiel das, bei dem miesen Wetter hätte man eine deutlich schlechtere Stimmung erwartet. Seven und Band verstehen ihr Handwerk, keine Frage. Bei 24 Euro pro Ticket ist das aber auch erwartbar. Trotz unbestrittener Qualität muss man sich die Frage stellen, ob der Schweizer Soulsänger den großen Name hat, um den Kurpark auszuverkaufen. Das Potenzial dazu hat er, keine Frage, nur eben den Bekanntheitsgrad nicht. Bei so viel Pech mit dem Wetter hätte aber wohl auch kein größerer Name geholfen. Schade.

Von unserem Reporter Marian Ristow

Luther-Stück zum KuSo-Start: Der Teufel als Begleiter im Leben

Bad Kreuznach. „Ich fürchte nichts“, lautete der Titel des Theaterstückes des N.N. Theaters in Kooperation mit der Evangelischen Kirche im Rheinland als Beitrag zum Kultursommer-Start. Es ging – natürlich – über das Leben Martin Luthers und näherte sich dem Reformator teils mit rheinischer Lebensart und Freude, aber auch mit Tragik, Poesie und Musik.

Dunkle Wolken zogen am Samstag über den Platz an der Pauluskirche, manche Besucher – die ohnehin nur rar erschienen waren – sorgten sich, ob die Vorstellung trocken über die Bühne gehen würde. Doch das N.N. Theater legte eine Punktlandung hin, denn erst als der Reformator im Sterben lag, begann es zu tröpfeln. Die Aufführung selbst hielt sich eng an das Leben Luthers. Viele Stationen seines Lebens zeichnete das Stück nach. Neben dem Reformator gehörte dem Teufel in dem Stück die zweite tragende Rolle.

Kein Wunder, fühlte sich doch Luther sein Leben lang vom Teufel gequält. Beinahe kumpelhaft begleitet der Teufel den Reformator durch sein Leben. Dabei packt er ihn kurz vor seinem Tod nochmals besonders heftig, als er Luther zeigt, was auch an negativen Folgen – wie der Bauernkrieg – durch die Reformation ausgelöst wurde. Luther fragte sich ja nicht umsonst am Ende seines Lebens: „Hätte ich gewusst, da ich anfing zu schreiben, was ich jetzt erfahren und gesehen habe, so hätte ich fürwahr stille geschwiegen ...“. Eine fantastische Idee war die im Stück vorkommende Zeit, die beinahe in philosophischer Manier Zusammenhänge erläuterte und auf einem Hoverboard daher kam. Sehr gut war auch die auf ein Minimum beschränkte Bühnendeko, die ausschließlich aus verschiebbaren Säulen bestand. Es war nur schade, dass so wenige Zuschauer gekommen waren, denn das Stück war hochaktuell. Zwar spielte es an der Zeitenwende zur Neuzeit, aber wie damals ist auch in der Gegenwart alles im Fluss. Niemand kann sagen, wo uns die neuen Medien hinführen und welchen Einfluss die Kapitalmärkte künftig auf die Gesellschaft haben. Luther jedenfalls hatte die Hoffnung auf einen gerechten Gott und mit seiner Käthe einen Menschen, die ihm bis in den Tod treu blieb. So konnte der Reformator am Ende des Theaterstückes sagen: „Käthe halt mich“.

Von unserem Reporter Josef Nürnberg

Begegnungen im KuSo: Furiose Wortakrobatik und Chansons von leise bis lustvoll

Bad Kreuznach. Roter Vorhang, gespannte Erwartung: Die Akteure des Lieder- und Kleinkunstabends im Haus des Gastes steigerten die Spannung geschickt mit ihrem Quartett zur Begrüßung. Die Überschrift „Begegnungen“ im Kultursommer-Programm verlieh dem Event ein kleines bisschen den Charme des Geheimtipps.

Mit dem Stück „Das Tiefe“ als musikalischem Prolog bezogen sich Anett Kuhr und Timo Brunke auf den gemeinsamen Nenner der Veranstaltung auf den 2015 verstorbenen Kabarettisten, Liedermacher und Schriftsteller Christof Stählin, der auch Lehrherr von Sebastian Krämer war. Merle Weißbach begleitete die Künstler am Cello. Die Stählin-Schüler gaben sich erwartungsgemäß in bester Tradition mit „Übergänge“ ein eigenes Motto und der gelang etwa zum Thema Stuttgart 21 perfekt mit einem federleicht und farbig erzählenden Chanson von Anett Kuhr über den bald historischen Kopfbahnhof gefolgt von einem furiosen und vergleichenden Slam-Gedicht über Gegenwart und Zukunft der Zugfahrerkultur.

Sebastian Krämer, der wie Stählin Träger des Deutschen Kleinkunstpreises ist, unterhielt das Publikum mit Gesang und Klavierspiel vom Feinsten. Krämer lässt wie auch Burke keinen Gedanken an Mainstream-Comedy aufkommen. Die Sujets wie Krämers Minidrama über die Hauptstadt und unsere Volksvertreter sind gut gewählt, und die politischen Ansichten zu den Satirethemen werden nach allen Regeln der Wortkunst quer gebürstet. Anett Kuhr setzte immer wieder ebenso leise wie lustvolle Akzente mit ihren Liedern. Für den Übergang ins Furiose sorgte wieder Timo Brunke, der das Publikum mit dem Millenium-Memory zu 2000 Jahren Geschichte unter Dauerfeuer nahm. chj

Da wird dem Kultursommer was eingebrockt: Zerrissene Christenheit symbolisiert sich in „Capella 2017“

Bad Münster-Ebernburg. Im Zuge der Eröffnung des Kultursommers in Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein-Ebernburg startete die Ebernburger Bildhauerin Anna Kubach-Wilmsen am Samstagmorgen ihr neuestes Projekt „Capella 2017 – Hommage an die Re-Formation“. Zahlreiche Zuschauer – vielfach mit Kameras bewaffnet – wollten sich den Beitrag der Künstlerin zum Kultursommer 2017 nicht entgehen lassen.

Als wäre er federleicht schwebt der Granitblock zum Arbeitsplatz der Künstlerin

Josef Nürnberg

Auch Anna Kubach-Wilmsens Vierbeiner sah sich die Sache genau an

Josef Nürnberg

Maßarbeit war erforderlich um 14 Tonnen zu plazieren

Josef Nürnberg

Anpacken: Für die Künstlerin kein Problem

Josef Nürnberg

Präzisionsarbeit musste auch der Kranführer leisten.

Josef Nürnberg

Einer der schwierigen Momente war es den Stein zur Seite aufzurichten

Dort wo der Kran die Teile des Findlings abstellte, ist in den kommenden Wochen der Arbeitsplatz der Künstlerin

Josef Nürnberg

Gut fünf Stunden brauchte der LKW vom Bayrischen Wald an die Nahe

Josef Nürnberg

Einige arbeiten – viele schauen zu

Josef Nürnberg

Steine wohin man schaut – Im Vordergrund die beiden Teile des Findlings und im Hintergrund das Rotenfelsmassiv

Josef Nürnberg

Maßarbeit war nicht nur beim Kranführer gefragt...

Josef Nürnberg

...sondern auch beim Staplerfahrer angesagt

Josef Nürnberg

Mit vereinten Kräften und modernster Technik ließen sich die Findlinge transportieren

Josef Nürnberg

Die Kamera war auf den Stein gerichtet

Josef Nürnberg

Auch der Kameramann verfolgte die Szene gespannt

Josef Nürnberg

Auch der Kameramann verfolgte die Szene gespannt

Josef Nürnberg

Fast geschafft: Was schon im bayrischen Wald zusammengehörte, wird an der Nahe eine Skulptur werden

Josef Nürnberg

Nur noch wenige Zentimeter

Josef Nürnberg

Erleichterung dann nach gut anderthalb Stunden auch bei der Künstlerin Foto Kultursommer Capella 14 neu: Einer der schwierigen Momente war es den Stein zur Seite aufzurichten

Josef Nürnberg

Dass beim Abladen der beiden jeweils rund 14 Tonnen schweren Teile des Findlings aus dem bayrischen Wald mit Anna Kubach-Wilmsen eine 80 Jahre junge Frau half, wollte niemand glauben, der die Künstlerin agieren sah. „Da habe ich mir etwas eingebrockt“, meinte sie dann aber doch nachdem der 80 Tonnen schwere Kran die beiden Teile des Findlings auf dem Holzgestell abgestellt hatte.

Dort wo der Findling abgestellt wurde, wird die Künstlerin in den kommenden Monaten den Stein mit den Maßen 320 x 180 x 100 cm bearbeiten. Dabei kann die Öffentlichkeit ihr über die Schulter schauen.

Entdeckt hatte sie den in zwei Teilen gebrochenen Findling im bayrischen Wald. Er ließ sie nicht mehr los. Bei der Rückfahrt nach Hause begleitete die Künstlerin der Song von Leonard Cohen „There is a crack in every thing, that's how the light gets in“ und der helle Doppelstern Capella am Nordhimmel.

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Ein irdischer Stein, gespalten, und ein kosmischer Stern mit zwei Brennpunkten wurden zum Schlüssel-Erlebnis für das Capella-Projekt. Dabei steht der in zwei Teile gespaltene Stein, laut Aussage der Künstlerin für die Trennung der beiden Kirchen während des zweiten abendländischen Schismas durch die Reformation.

Hier im Schatten der Ebernburg können die Besucher im Reformationsjahr nicht nur das bildhauerische Werden einer Skulptur erleben, sie können auch erleben, wie der Granit, dessen Teile weiter auseinander gezogen werden, durch seine Zerrissenheit das Licht durchlässt. Sicherlich nicht zuletzt ein Bild für die gespaltene Christenheit.

von unserem Mitarbeiter Josef Nürnberg

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