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Lahnstein

Altes Rathaus Niederlahnstein: Wird es zum Hotel?

Von Karin Kring
Das alte Rathaus Niederlahnstein heute. Aktuell wird es vom Niederlahnsteiner Carneval Verein, dem Altertumsverein und dem Runden Tisch für Flüchtlinge als Treffpunkt genutzt. Über einen Verkauf will der Stadtrat am Donnerstag, 17 Uhr, Stadthalle, in der Ratssitzung entscheiden.
Das alte Rathaus Niederlahnstein heute. Aktuell wird es vom Niederlahnsteiner Carneval Verein, dem Altertumsverein und dem Runden Tisch für Flüchtlinge als Treffpunkt genutzt. Über einen Verkauf will der Stadtrat am Donnerstag, 17 Uhr, Stadthalle, in der Ratssitzung entscheiden. Foto: Karin Kring

Es ist ein altes Haus, das eine Menge Mängel aufweist. Ein Gutachten vom November 2012 kam bereits zu dem Schluss, dass ein „sofortiger Abbruch“ die wirtschaftlichste Lösung sei. Zugegeben: Das alte Rathaus, Johannesstraße 16–18, ist wahrlich kein Schmuckstück. Aber es ist so eine Sache mit alten Häusern: Mancher liebt sie und ist auch bereit zu investieren, sie zu erhalten und sie wieder zu einem wertvollen Baudenkmal ihrer Zeit zu machen. Aktuell gibt es einen Kaufinteressenten, der das alte Rathaus erwerben und zu einem Hotel umbauen möchte. Der Stadtrat wird am morgigen Donnerstag, 16. März, in seiner Sitzung darüber entscheiden.

Lesezeit: 3 Minuten
Der Kaufinteressent betreibt in Lahnstein bereits eine gastronomische Destination und plant eine Dependance in der Johannesstraße. Er möchte das historische Gebäude mit hochwertigen Gästezimmern ausstatten, so ist es der Vorlage zum Stadtrat zu entnehmen. „Der geplante Umbau soll in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und den Fachämtern der Stadt erfolgen. ...
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Contra: Warum hält man sich nicht an eigene Vorgaben? – Ein Kommentar von Tobias Lui

Ein schickes Hotel an prominenter Stelle mit Anschluss ans Rad- und Wanderwegenetz, ideal für den Touristenansturm im Falle einer Buga 2031: Die Ideen des Investors haben Charme, zumal dahinter auch jemand mit Gastronomieerfahrung, Wurzeln in Lahnstein und Sinn für Baugeschichte steht. Insofern spricht erst einmal wenig gegen einen Verkauf.

Was ich weniger nachvollziehbar finde, sind die Windungen und Wendungen, die unsere Kommunalpolitiker mitunter treiben. Und wie wenig standhaft sie bleiben, wenn etwas Gegenwind aufkommt. Beispiele gefällig? Über Jahre wurde über die Zukunft des Marktplatzes, einem städtebaulichen Filetstück, diskutiert. Nach dem Auszug der Feuerwehr tat sich lange nichts, irgendwann kamen Ideen auf wie die von einem generationenübergreifenden Wohnpark. Sogar der Verkauf an einen Investor stand schon auf der Tagesordnung des Rates. Doch nach diversen Bürgerversammlungen und einem Aufschrei von Anwohnern und Kirchenbesuchern, die um ihre Parkplätze fürchten, wurde der Verkauf gestoppt. Offizielle Beweggründe der Fraktionen: Es fehle ein Gesamtkonzept für das Quartier Niederlahnstein, Gebäude und Plätze dürften auf keinen Fall schon vorher häppchenweise verkauft werden.

Dieser Konsens hielt einige Zeit. Sogar noch Mitte Februar, als eine deutliche Mehrheit im Fachbereichsausschuss einen Verkauf des alten Rathauses Johannesstraße ablehnte – und dem Stadtrat dies ebenso empfahl. Warum wird dem Investor nun aber die Möglichkeit geboten, dem Ältestenrat – und damit keinem offiziellen Gremium – das Hotelprojekt schmackhaft zu machen? Soll hier das Ausschuss-Nein abgefedert, gar ein Verkauf durchgeprügelt werden, obwohl es noch keine Gesamtstrategie für das Quartier gibt? Und warum wartet man nicht erst die Ergebnisse des Stadtentwicklungskonzepts „Lahnstein 2030“ für den Stadtteil ab?

E-Mail: tobias.lui@rhein-zeitung.net

Pro: Hotel ist eine große Chance für den Stadtteil – Ein Kommentar von Karin Kring

Wie viele Entwicklungskonzepte sollen eigentlich noch erstellt werden, um dann in irgendwelchen Schubladen zu verschwinden, weil sie nicht zu verwirklichen sind? Warum will man jetzt den Verkauf des alten Rathauses verhindern, um zu warten, bis ein Gesamtkonzept Niederlahnstein Marktplatz/Rathaus/Bauhof vorliegt? Und wenn es denn vorliegt – wann auch immer das sein wird –, wie will man es umsetzen, wie Investoren finden, die genau passend zu den Ideen der Stadt ihr Geld ausgeben? Denn die Stadt selbst wird es kaum finanzieren können.

Jetzt gibt es einen Interessenten, der das Rathaus zu einem Hotel umbauen will. Wohlgemerkt: Er will es nicht abreißen, sondern erhalten. In enger Abstimmung mit der Denkmalpflege. Und die Parteien zögern, verweisen auf das große Ganze. Glaubt man denn wirklich, dass sich noch einmal ein solcher Idealist findet, der ein solch marodes Objekt sanieren will? Was der Kaufinteressent vorhat, ist wie ein Hauptgewinn für die Stadt. Ein Hotel, das den Stadtteil belebt, Besucher nach Lahnstein bringt und vor allem die alte Bausubstanz erhält.

Davon ganz abgesehen hat die Untere Denkmalbehörde klar deutlich gemacht, dass sie einem Abriss nicht zustimmen wird. Es bleibt also nur eine Sanierung. Oder man verfährt wie allzu oft in Lahnstein geschehen: Man lässt das Haus leer stehen, vor sich hingammeln, bis es dann wirklich nicht mehr zu retten ist und aus dem Stadtbild getilgt wird. Beispiele für ein solches Vorgehen gibt es genügend. Wer alte Ansichten Lahnsteins betrachtet, kann sich nur fragen, warum so viele historische Gebäude, die andernorts stadtbildprägend sind, aus Lahnstein verschwunden sind.

Warum geht eigentlich nicht beides: die Entwicklung eines Gesamtkonzepts und der Umbau zum Hotel? Ein vielversprechendes Projekt, das in dieses Konzept eingebunden werden könnte? Denn eine solche Chance, so viel ist sicher, bekommt Lahnstein so schnell nicht wieder.

E-Mail:karin.kring@rhein-zeitung.net

Untere Denkmalbehörde hat Gebäude als Kulturdenkmal ausgewiesen

Das alte Rathaus Niederlahnstein ist im Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Rhein-Lahn-Kreises aufgelistet und als Kulturdenkmal geschützt. In dieser Liste wird das Gebäude Hausnummer 16, der rechte Teil mit der Treppe, auf das Jahr 1824 datiert. Beim linken Teil, Hausnummer 18, handelt es sich laut dieser Liste um ein Fachwerkgebäude aus dem Jahr 1627, zu dem im 18. Jahrhundert im hinteren Teil noch ein Anbau hinzukam.

Insbesondere die Außenfassade und das Treppenhaus werden als erhaltenswert eingestuft. „Ein geschütztes Kulturdenkmal darf nur mit Genehmigung abgebrochen, umgestaltet oder in seinem Bestand und Erscheinungsbild verändert werden. Hierzu gehören auch die Fenstererneuerung, die Dacheindeckung und die Fassadengestaltung“, heißt es zur Erläuterung auf der Internetseite der Unteren Denkmalbehörde.

„Ein Antrag auf Streichung aus dem Verzeichnis (...) vom 22. Januar 2013 wurde nach einer Besichtigung des Objektes durch die Kreisverwaltung Rhein-Lahn als Untere Denkmalschutzbehörde abgelehnt“, ist aus der Stadtratsvorlage zu entnehmen. Auf Nachfrage teilte die Behörde mit, dass sie einem Abriss des Gebäudes nicht zustimmen werde. kr

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