Bad Ems

HELFT UNS LEBEN sammelt Spenden: Junger Mann mit Gendefekt wünscht sich eine Chance

Die Initiative der Rhein-Zeitung HELFT UNS LEBEN wird Michael Mallmann unterstützen. In seinem Zuhause besuchten den jungen Mann Geschäftsführer Hans Kary sowie die stellvertretende Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer.
Die Initiative der Rhein-Zeitung HELFT UNS LEBEN wird Michael Mallmann unterstützen. In seinem Zuhause besuchten den jungen Mann Geschäftsführer Hans Kary sowie die stellvertretende Vorsitzende Manuela Lewentz-Twer. Foto: Michaela Cetto

Michael Mallmann ist im Grunde ein lebensbejahender Mensch – ein kritischer, wissbegieriger, starker junger Mann. Seine Mutter Iris Eberth dagegen musste erst lernen, stark zu sein. Michael kam mit einem genetischen Defekt auf die Welt.

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Von unserer Redakteurin Michaela Cetto

Die Missbildungen ihres Babys trafen die junge Mutter nach der Geburt völlig unerwartet. Michael leidet an einer Diastrophischen Dysplasie, einer speziellen Art des Kleinwuchses, der Knochen und Knorpel betrifft und sich während des Wachstums verschlimmert. Seit 26 Jahren pflegt Iris Eberth ihren körperlich schwer behinderten Sohn. Heute ist das Normalität für sie, auch wenn sie mehr als einmal an die Grenzen des Erträglichen gestoßen ist.

Aufwendige Operationen in den Vereinigten Staaten

Große Hoffnungen setzte die Familie Anfang der 1990er-Jahre in einen Spezialisten in Baltimore, USA, der schon viele Patienten mit Diastrophischer Dysplasie behandelt hatte. Mit einer groß angelegten Hilfsaktion sammelten Freunde und Verwandte Geld für die Reise und die aufwendigen OPs zusammen. „Damals war Michael gerade vier Jahre alt“, erinnert sich Iris Eberth. In zwei Eingriffen, die mehrere Stunden dauerten, operierte der Facharzt die Halswirbelsäule, Hüfte, Knie und Füße des Jungen. Ein halbes Jahr lang lag der kleine Michael bewegungslos im Gipsbett, Metallschrauben steckten in seinem Kopf, die in regelmäßigen Abständen fester gedreht wurden. „So wurde er gestreckt.“ Michael Mallmann erinnert sich heute noch genau an die Schmerzen, die er dabei empfand.

Behandelnder Spezialist an Hirntumor gestorben

Nachdem er endlich vom Gips befreit war, lernte der Junge sogar laufen. Er besuchte wie alle Kinder seines Alters Kindergarten und Grundschule. „Etwa sechs Jahre lang konnte ich selbstständig gehen“, sagt Michael. Dann schlug die Krankheit wieder erbarmungslos zu. „Man hätte nachoperieren müssen“, räumt seine Mutter ein. Doch diverse Schwierigkeiten stellten sich der Familie in den Weg. Das Hauptproblem: Der Arzt, der Michael einst auf die Beine geholfen hatte, war an einem Hirntumor gestorben.

Ausbildung zum Bürokaufmann absolviert

Michael hat sich mit seinem Leben mit Schwerstbehinderung arrangiert. Er machte trotz allem seinen Realschul-Abschluss und absolvierte erfolgreich eine Ausbildung zum Bürokaufmann, machte Praktika bei der Kreisverwaltung und dem Statistischen Landesamt in Bad Ems, um Erfahrungen zu sammeln. 1300 Bewerbungen hat er geschrieben, zu einem einzigen Vorstellungsgespräch hat man ihn eingeladen – und ihm den Job dann nicht gegeben. Seit acht Jahren ist er jetzt schon arbeitslos.

Lebenssituation wird immer schwieriger

Auto und Rollstuhl sind schon sehr ramponiert und sollen ausgetauscht werden.
Auto und Rollstuhl sind schon sehr ramponiert und sollen ausgetauscht werden.
Foto: Michaela Cetto

Und das ist der eigentliche Grund, der ihn zur Verzweiflung bringt. „Ich bin nicht doof“, betont er. „Ich interessiere mich für so viele Sachen und ich habe alles versucht.“ Weil die Situation immer schwieriger wird, wandte sich Iris Eberth schließlich an die Rhein-Zeitung, die Mutter und Sohn mit ihrer sozialen Initiative HELFT UNS LEBEN unterstützen wird. Manuela Lewentz-Twer, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, und Geschäftsführer Hans Kary besuchten die beiden in Michaels kleiner Wohnung in Bad Ems, die einige Barrieren für den Rollstuhlfahrer birgt. Flur- und Wohnungstür sind für ihn schwer und nur unter enormem Kraftaufwand zu öffnen, den kleinen Balkon kann er nicht nutzen, weil eine Rampe fehlt, das Drehen im Bad oder im kleinen Wohnungsflur ist Millimeterarbeit. Michaels arg ramponierter Rollstuhl ist eine Spezialanfertigung, der nicht nur auf die kleine Körpergröße des jungen Mannes abgestimmt ist, sondern auch per Knopfdruck in die Höhe gefahren werden kann. „Wenn dieser Stuhl kaputt geht, bin ich völlig hilflos“, sagt er.

Spenden können Lichtblick bringen

Auch das Auto der Mutter ist eine teure Spezialanfertigung – und fällt nach mehr als 16 Jahren sichtbar auseinander. Doch schon kleine Anschaffungen sind eine große Hürde für Mutter und Sohn, die von Hartz IV leben. „Wir wollen wieder ein bisschen Sonne in das Leben von den beiden bringen“, sagt Manuela Lewentz-Twer und meint damit nicht nur die praktischen Hilfen für den Alltag. Neben einem passenden Auto, das HELFT UNS LEBEN für Iris Eberth organisieren möchte, einem neuen Rollstuhl und kleineren Dingen für die Wohnung, wird die Initiative auch einen Kurs an der Volkshochschule und einen kleinen Urlaub für die beiden finanzieren. Ein Lichtblick für eine aufopfernde Mutter und einen jungen Mann, der sich nichts mehr wünscht als eine Chance.

  • HELFT UNS LEBEN hat für Michael ein Spendenkonto eingerichtet. Das Geld wird 1:1 weitergegeben. Die Bankverbindung lautet: HELFT UNS LEBEN, Sparkasse Koblenz, BIC: MALADE51KOB, IBAN: DE72 5705 0120 0000 0013 13, Betreff: Michael Mallmann.
  • Arbeit gesucht: Wer einen Job für Michael Mallmann hat oder ihn zu einem Vorstellungsgespräch einladen will, kann sich unter der Telefonnummer 0261/892287 melden. Ideal wäre Arbeit, die er von Zuhause aus, also in einem Home Office, erledigen könnte. Allerdings kann er durch die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit seiner Arme keine Gegenstände zusammenschrauben. Computerarbeit aber geht gut.