Heiße Drinks aus der Hosentasche

Es gibt Dinge, von denen man gar nicht wusste, dass man sie braucht – bis man sie hat. Selbst erhitzender Glühwein ist so eine Sache: ein Getränk, das sich ja vor allem an Menschen wendet, die winters gern in wattierten Westen vor Weihnachtsmarktständen rumstehen und sich die klammen Pfoten an Henkeltassen wärmen.

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Nicole Mieding testet selbst erhitzenden Glühwein

In denen dampft etwas vor sich hin, über das Weintrinker verächtlich die Nase rümpfen: erhitzter (!) Wein, mit Kräutern, Gewürzen und meist einer gehörigen Portion Zucker versetzt. Nein, das Gebräu ist nichts für Puristen. Aber es gibt Stimmungen, da schmeckt's! Und weil dieser Meinung offenbar eine Menge Leute sind, hat eine niederländische Firma den selbst erhitzenden Glühwein erfunden.

Verpackung: Die Handhabung ist ungefähr so anspruchsvoll wie das Öffnen einer Bierdose. Nur dass diese Büchse im Boden einen zweiten Verschluss hat, den man zuerst öffnen muss. Jaahaaa ... Die Reihenfolge ist aber auch wirklich das Einzige, was im fortgeschrittenen Trunkenheitsstadium zum Problem werden könnte. Unfälle sind aus dem Alltagstest jedenfalls nicht zu berichten: Nichts kocht über, nichts explodiert. Nach dem Öffnen des Büchsenbodens drückt man seinen Daumen in eine Kunststoffabdeckung, schüttelt kurz, stellt das Ding kopfüber auf feuerfesten Grund und wartet für drei Minuten.

Inhalt: Tatsächlich ist der Wein dann ordentlich warm. Aber auch nicht so heiß, dass man sich die Zunge versengt, wie das bei diesem Getränk ja leider üblich ist. Der Inhalt riecht wie Glühwein und schmeckt auch so: gut gewürzt, nicht zu klebrig und viel besser als viele seiner Kollegen im Tetrapack, die auf Märkten im Advent so gern unters Volk gebracht werden. Glaubt man dem Hersteller, stecken keine künstlichen Zutaten, Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe drin. Warm hält der Wein sagenhafte 25 Minuten und taugt damit auch locker zum Taschenofen.

Fazit: Schön, dass es jetzt Glühwein gibt, für den man sich in keine Schlange stellen muss. Für Wanderer, Extremsportler und Motorradfahrer ist diese Technik eine schlaue Alternative – zumal es im Sortiment auch selbst erhitzenden Kakao, italienische Tomaten- und orientalische Hühnersuppe gibt. Kein Stromanschluss, kein Besteck – und die Verpackung ist angeblich auch noch umweltfreundlich, weil der Kunststoff aus Bioplastik besteht, der auf der Basis von Mais gewonnen wird. Die Wärme in der Dose entsteht, indem sich Wasser mit Kalziumoxid, einer Art Bausand, mischt. Mit der Rezeptur haben angehende Sterneköche der Kochakademie in Amsterdam im vergangenen Jahr die Auszeichnung „Produkt des Jahres“ gewonnen.

Preis: 2,99 Euro muss einem dieser Spaß wert sein – pro Dose. Die fasst 200 Milliliter. Auf Weinflaschengröße umrechnen sollte man den Inhalt also besser nicht: Für 11,21 Euro gibt's vom konventionellen Wein schon ein ordentliches Stöffsche! Macht aber nix, ist ja schließlich nicht jeden Tag Weihnachten. Erhältlich ist der selbst erhitzende Glühwein bislang nur über's Internet (www. hotbooster.de).