Landau: Es grünt so grün

Klein, aber fein: Auf der Bachbühne sollen im kommenden Jahr Musikprogramme die Besucher der Landesgartenschau erfreuen. Foto: Michael Defrancesco
Klein, aber fein: Auf der Bachbühne sollen im kommenden Jahr Musikprogramme die Besucher der Landesgartenschau erfreuen. Foto: Michael Defrancesco

Die Pfalz rüstet sich für die Landesgartenschau 2015: Wir haben uns in Landau umgesehen im Jahr vor dem großen Ereignis.

Lesezeit: 4 Minuten
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Von unserem Redakteur Michael Defrancesco

Noch darf das Gelände der Landesgartenschau in Landau nur mit Sondererlaubnis betreten werden. Von Gärtnern, Bauarbeitern. Und vom Kampfmittelräumdienst – nein, lassen wir das. Es ist genug Spott über Landau ausgegossen worden, und es sind wahrlich genügend Bomben gefunden worden. So viele, neun an der Zahl, dass die komplette Gartenschau um ein Jahr auf 2015 verschoben werden musste, um das Gelände zu säubern. Jetzt – davon kann man ausgehen – dürfte es kaum ein bombenfreieres Gelände im weiten Umkreis geben.
Landau im Jahr vor der Gartenschau. Man schließt uns das Sicherheitsschloss auf, hebelt den Bauzaun aus der Verankerung – und da sind wir. Es ist heute schon eine Menge zu sehen; man kann sich gut vorstellen, was die Besucher im kommenden Jahr erwarten wird. Wunderschöne Wasseranlagen, in denen sich die Blumenbeete spiegeln. Liegeflächen und viele, viele Bänke zum Sonnen und Chillen, wie man das heute nennt. Ein Trimm-dich-Pfad für die ganze Familie. Wackelpodeste, die im Boden eingelassen sind – viel Gelegenheit zum Quatschmachen und Sachenausprobieren. Ein moderner Spielplatz.
Den Kirchenpavillon muss man sich noch in der Fantasie ausmalen, die Gärten der Pfalz hingegen sind so gut wie vollendet: Holz, Tabak oder Wein – der Besucher soll auf wenigen Metern die Pfalz erspüren und erriechen können. Und erschmecken; die nagelneue Design-Vinothek „Par Terre“ hat gerade erst eröffnet. 55 Weingüter der Südlichen Weinstraße bestücken die Vinothek gemeinsam mit edelsten Tropfen, sodass die Gartenschaubesucher auch genügend Gaumenfreuden erleben werden. „Früher war hier ein altes Kasernengebäude“, sagt Geschäftsführerin Christine Ludt, „während des Kriegs waren hier Panzer beherbergt – und heute trinken wir hier Wein.“ Und das in noblem Ambiente – die edelsten Flaschen sind in einem goldenen Pantheon ausgestellt.
Nicht nur der Wein, auch das Grün hat in Landau Tradition. Als die Franzosen im 18. Jahrhundert die „sicherste Festung der Christenheit“ hier errichteten, ahnten sie nicht, dass mit dem Ende der militärischen Nutzung aus dem Festungsgelände Parks entstehen würden. So wie sich die Festungsmauern dereinst in einem Ring um Landau schlossen, so legen sich heute Grünfläche um Grünfläche um den Stadtkern herum. Für Stadtführer Frank Hetzer ein Dorado der Erholung.
Vor 65 Jahren gab es schon einmal eine Gartenschau in Landau, weiß Hetzer zu erzählen, die Süwega. Am 16. Juli 1949 wurde die Schau seinerzeit eröffnet, der Goethe-, Schiller- und Tierpark sowie der Messeplatz wurden dafür neu gestaltet. Walter Rieger, seinerzeit Leiter des Gartenbauamtes, hatte die Idee einer Gartenschau durchgesetzt und viele Mitstreiter gefunden – für Landau der Beginn einer grünen Leidenschaft und für Rieger der Beginn einer steilen Karriere. Er wechselte später nach Baden-Baden, wo er für die Kuranlagen verantwortlich war.
400 000 Besucher kamen seinerzeit zur Süwega – eine beachtliche Zahl, wenn man bedenkt, dass die Menschen damals kaum eigene Autos hatten. Von Juli bis Oktober dauerte die Schau – im Vergleich dazu wirken die heutigen Planungen eher bescheiden. Mit 600 000 Besuchern kalkuliert die Landesgartenschau 2015 – dann könnte man zufrieden ins Bilanzbuch blicken.
Bei der Wanderung durch Landaus Parkgürtel bricht der Gast immer wieder in Entzücken aus. Der Nordpark beispielsweise ist in Dreiecksform angelegt – passend zum Grundriss der Festungsform, auf der er errichtet wurde. Der Schillerpark ist eine Oase der Ruhe: Kiefern, Mammutbäume, Brunnen und wunderschöne Blumenbeete laden im Hochsommer zum Erholen ein, ein Irish Pub sorgt für die nötige Erfrischung. Ein paar Meter weiter, im Goethepark, warten riesige Rasenflächen auf den Besucher, die 1901 gepflanzte Kaisereiche erinnert an die goldenen Landauer Jahre, und überall liegen die Menschen in der Sonne, bräunen sich, lesen. Oder lernen für die Uni – die Studenten der Universität Koblenz-Landau senken den Altersdurchschnitt in den Parks merklich.
Immer wieder begegnet man in Landau dem Flüsschen Queich (für alle Fans des Spiels „Stadt – Land – Fluss“: Wer sich in der Heimat auskennt, der ist beim Buchstaben q klar im Vorteil!). Ein treuer Begleiter am heißen Sommertag.
Von der legendären Landauer Festung ist hingegen nichts mehr zu sehen – mit zwei Ausnahmen. Der Festungsbauverein gräbt derzeit die Lunette 41 aus (die verschiedenen Abschnitte der versunkenen Festung sind durchnummeriert), ein dreieckiges dickes Mauerwerk, das an die Zeiten von Belagerung und Verteidigung erinnert. Mehr zu sehen gibt es in unmittelbarer Nähe zum Landesgartenschaugelände: Dort graben die Archäologen der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz seit Juni ein weiteres vorgelagertes Fort der historischen Festung aus. Doch zur Besichtigung ist diese Ausgrabung nicht freigegeben; ein Investor hat das Gelände erworben und will eine Tiefgarage dort bauen, weshalb die Ausgrabungsstätte mit einem Bauzaun abgesperrt ist. Man kann bei der GDKE nachfragen, ob es spontane Termine für Führungen gibt, erfahren wir bei den Ausgrabenden. Ansonsten bleibt bald nur noch die Erinnerung – und wahrscheinlich ein Gedenkstein: Beim Ausgraben wurde ein Massengrab gefunden, Skelette, die kreuz und quer in ein Loch geworfen wurden und die Spuren von Musketenkugeln tragen. Womöglich stammen sie vom Sturm auf die Landauer Festung aus dem Jahr 1713, vermuten die ausgrabenden Archäologen.
Wären die Ausgrabungen Teil der Landesgartenschau, so könnten die Besucher eine spannende Zeitreise erleben. So bleibt ihnen dieser Genuss vorenthalten. Dafür gibt es Blumen- und Gärtnergenuss par excellence. Und: Sonne satt. Denn das sei schon einmal vorgewarnt: Das Landesgartenschaugelände fällt unter die Kategorie „schattenarm“. Die Besucher sollten also unbedingt für Kopfbedeckungen sorgen oder ein elegantes Sonnenschirmchen mitnehmen. So wie früher, als man sich zur Landpartie chic machte.

Weitere Infos unter www.gastlandschaften.de und www.pfalz.de

Informationen: Die Landesgartenschau 2015 wird vom 17. April bis 18. Oktober in Landau in der Pfalz stattfinden.

Dauerkarten: Kinder des Jahrgangs 2008 und jünger sind frei. Die Jahrgänge 1997 bis 2007 zahlen 35 Euro für die Dauerkarte, wenn sie in diesem Jahr gekauft wird, ab 1. Januar dann 40 Euro. Erwachsene zahlen 85 Euro (ab 1. Januar 90 Euro). Weitere Tarife für Familien unter lgs-landau.de. Tickets gibt es beim Büro für Tourismus Landau in der Pfalz, Marktstraße 50, 76829 Landau in der Pfalz, Tel. 06341/138 311; Fax 06341/138 309, touristinfo@landau.de, www.landau-tourismus.de