Saatgut-Schatzkammer für die Weltbevölkerung

Der Eingang mutet unspektakulär an: „Svalbard Global Seed Vault“ steht auf der grauen Betonmauer des Schachts, der in den kargen Bergrücken hineinführt. Weltweiter Saatgut-Tresor auf Spitzbergen heißt das übersetzt. Und was hier, im ewigen Permafrost, seit 2008 konstant auf Minustemperaturen gelagert wird, ist nicht weniger als die Nahrungsschatzkammer für die Weltbevölkerung.

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Denn in den Stollen und Bunkerräumen kann der Samen von bis zu 4,5 Millionen Arten von Pflanzen gelagert werden – vornehmlich Weizen, Mais und Reis. Aus aller Herren Länder, von Aus-tralien bis Zimbabwe. Als Notreserve für den Katastrophenfall. Verantwortlich für die 130 über dem Meeresspiegel liegende Samenbank, die weder Überschwemmungen noch Gletscherschmelze gefährden können, ist der Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt mit Sitz in Bonn. Touristen wird allerdings ebenso wenig Zugang zum unterirdischen Saatgutlager gestattet wie den rund 2500 Bewohnern von Longyearbyen, dem gut einen Kilometer entfernt liegenden Hauptsiedlungsort auf Svalbard. Auf dem Archipel im arktischen Eismeer sollen übrigens die Eisbären in der Überzahl sein, weshalb überall rot-schwarze Schilder vor dem „König der Arktis“ warnen. Ohne Gewehr geht man auf Svalbard daher nicht vor die Tür.

Dirk Kurz

Dirk Kurz

Gegründet wurde Longyearbyen vor etwas mehr als 100 Jahren für den Bergbau, heute bevölkern nicht zuletzt mehr als 500 Studenten der arktischen Wissenschaften die farbig lackierten Holzhäuser. Das gesamte Straßennetz der Insel misst gerade mal 46 Kilometer, ohnehin gibt es aufgrund der langen Winter mehr Schneemobile als Autos. An der kurzen Hauptstraße des Ortes reihen sich Hotels, Geschäfte, Restaurants, ein Museum – und mehrere Kindergärten. Senioren gibt es auf Spitzbergen wenige. Die meisten Bewohner bleiben nur ein paar Jahre, arbeiten im Bergbau oder im Tourismus. Dann verlassen sie die Insel wieder, auf der es im Winter durchgängig stockdunkel, im Sommer ständig taghell ist. dk