Andalusien: Entdeckungen im Hinterland

Atemberaubende Ausblicke gibt es im Hinterland der südspanischen Provinz Andalusien, wie hier in Ronda.
Atemberaubende Ausblicke gibt es im Hinterland der südspanischen Provinz Andalusien, wie hier in Ronda. Foto: Thomas Brost

Abseits der üblichen Touristenroute offenbaren sich Perlen – Maurisches Erbe spiegelt sich auch in Kunst und Handwerk wider

Lesezeit: 4 Minuten
Anzeige

Von unserem Redakteur Thomas Brost

Bedeutungsschwanger wiegt sich José Alberto in die Hüften, lässt seinen Blick über die Fässer des Weingutes schweifen und verkündet eine überraschende Erkenntnis. Wie der Weinanbau nach Andalusien gekommen ist? Da spielen die Deutschen eine Rolle, besser gesagt ein deutscher Soldat, der Legende nach sogar ein Söldner. Der einfache Soldat habe allerhand im Gepäck gehabt, Erinnerungsstücke aus einer Heimat, dem Rheinland. „Da ist auch eine Rieslingrebe dabei gewesen. Das soll der Beginn des Weinanbaus hier bei uns gewesen sein“, beteuert Kellermeister Alberto und schmunzelt.

Freilich: Der Wein, der in Dutzenden schwarzer Fässer in einem ebenerdigen Lagerraum der Bodegas Delgado heranreift, hat mit Riesling wenig gemein. Er ist bräunlich, läuft die Kehle herunter wie süßer Honig – es ist ein sherryartiger Wein. In Puente Genil, einer Kleinstadt im Hinterland von Córdoba, treten die Kreszenzen aus dem Hause Delgado seit 1874 ihren Siegeszug an. Längst sind sie feste Bestandteile in den Regalen internationaler Vinotheken – warum Kellermeister Alberto an diesem Tag auch wenig Zeit hat: Eine Fuhre muss sendefertig gemacht werden. Aber er gewährt einen Blick ins Innerste der Bodegas. Die Wände sind drapiert mit großen Metallschildern. Szenen aus Stierkampf, dem Lifestyle vergangener Tage und aus dem Alltagsleben von früher sind zu sehen. Noch dunkler ist der edle Saft, der unweit des Naturparks Sierras Subbéticas in den Bergen gewonnen wird: Olivenöl. In der kargen Landschaft breiten sich weite Olivenhaine aus, sie gehören dem Familienbetrieb Almazara de Muela. Die Romantik bleibt außen vor, genauer gesagt bei Olivenbauer Xavier Hernandez. „Als Olivenbauer braucht man viel Geduld“, sagt er. Es dauert rund zehn Jahre, bis ein neuer Olivenbaum erstmals Früchte trägt. Die Früchte landen in der Ölmühle, die konzentriert und mit der neuesten Technik arbeitet. Der Mahlvorgang geht in großen Bottichen vonstatten, die Lagerung des Öls in bis zu zehn Meter hohen Stahltanks. Zu dritt leiten die Gebrüder Muela den Betrieb, sorgen für einen Ausstoß von zwölf Millionen Litern jährlich. „In den vergangenen drei Jahren gehörten wir zu den Top Ten in der Welt“, sagt Verkaufsleiter Rafael Muela.

Wer auf seinen Touren abseits der Mittelmeerküste Andalusiens nur Ronda im Blick hat, die Stadt mit der atemberaubenden Lage am Abriss eines Felsplateaus, der vergisst andere reizvolle Städtchen. Wie Priego de Córdoba. In der Kleinstadt treffen maurische und barocke Einflüsse aufeinander. Beeindruckende Kirchen und Paläste auf der einen Seite, das maurische Viertel Barrio de la Villa auf der anderen – ein ausgedehnter Fußmarsch lohnt sich. Im Herzen Andalusiens ist Priego de Córdoba ein Etappenziel auf der „Ruta del Califato“, dem Weg, der die maurische Vergangenheit der Bergregion widerspiegelt.

Wer sich zutraut, das Ganze per Muskelkraft zu erfahren, dem sei eine Radtour von Priego de Córdoba empfohlen. Touren beginnen im gemütlichen Landhotel Huerta de las Palomas und dürfen je nach Lust und Laune 100 Kilometer umfassen. Das Gepäck wird dabei bequem befördert, die Räder von Enrique Gonzalez vorbereitet. „Die Strecken sind gut zu bewältigen“, betont er.

In den Bodegas Delgado gibt es sherryartigen Wein zu verkosten.
In den Bodegas Delgado gibt es sherryartigen Wein zu verkosten.
Foto: Brost

Eine der unbekannten Perlen im Norden Andalusien ist Osuna. Das Städtchen, immerhin Sitz einer Universität aus der Renaissance, ist kunsthistorisch interessant. Das liegt auch an einer Cordobán-Lederwerkstatt. in der ein Handwerk ausgeübt wird, das aus dem Mittelalter stammt. In dem kleinen Betrieb wird alles von Hand gearbeitet: die Skizze für einen ledernen Wandschmuck, die Farbkomposition und Verzierungen. Nicht ohne Stolz betonen die Besitzer der Werkstatt, dass sie restlos ausgebucht sind. Die meisten Anfragen für Wandornamentik, Ledersitze oder Schuhe kommen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, das treibt den Preis für ein Unikat ganz schön in die Höhe.

Malaga, die Geburtsstadt Pablo Picassos, hat sich inzwischen zur Stadt der Museen gemausert. Im Frühjahr 2015 öffneten gleich zwei Museen ihre Pforten: ein Ableger des Pariser Centre Pompidou und das Museo Ruso Malaga, eine Filiale des Russischen Staatsmuseums. Im Centro Pompidou Malaga trifft man auf zeitgenössische Kunst, auf großflächige Installationen, Skulpturen und Videobotschaften, unter anderem von David Bowie. Eher traditionelles Ausstellungsgut wie Ikonenmalerei beherbergt das Museo Ruso Malaga, das in einer ehemaligen Tabakfabrik untergebracht ist.

Ganz zentral gelegen ist das Museo Picasso, das 200 Arbeiten des spanischen Malers und Bildhauers (1881-1973) zeigt. Wer sich in Picassos Geburtshaus an der Plaza de la Merced umschaut, wird allerhand Devotionalien vor allem aus dessen Jugend entdecken, Werke des Meisters sucht er hier vergebens. „Das hängt auch mit der Sicherheitslage hier im Geburtshaus zusammen“, betont José Maria Luna, der Generaldirektor von Malagas Kunstmuseen. Er genießt es sichtlich, seinen Schreibtisch im Geburtszimmer des weltbekannten Begründers des Kubismus zu haben. „Da muss das Kinderbett Picassos gewesen sein“, sagt Luna und malt strahlend mit beiden Händen dessen Umrisse aus.

Mit dem öffnen des externen Inhaltes erklären Sie sich einverstanden, dass Ihre Daten an Google übermittelt werden und Sie die Datenschutzerklärung gelesen haben.

Wissenswertes für Reisende

Anreise: Air Berlin bietet Flüge von Düsseldorf nach Malaga und zurück an. In ähnlicher Preislage ist dies mit Ryanair von Frankfurt-Hahn beziehungsweise Köln/Bonn aus möglich.


Zielgruppe: Die Reise ist geeignet für die ganze Familie, insbesondere für Aktivurlauber. 

Beste Reisezeit: ist im Frühjahr, wenn in Andalusien alles blüht

Unsere Ausflugstipps:
Die Altstadt mit ihren extrem engen Gassen von Priego de Cordóba erkunden
Ein Besuch der Villa Romana de Fuente Álamo nahe Osuna einplanen, die römische Villa enthält beeindruckende Mosaikböden
Ein Spaziergang durch das malerisch gelegene Ronda mit einem Abstecher zum Fluss
Ein Abstecher in die Cocktailbar des Bahnhotels Barcelo Málaga, per Rutsche aus dem ersten Stock

Unser Autor ist gereist per Flugzeug von Düsseldorf nach Malaga und hat übernachtet in den Hotels Barceló Málaga, Huerta de las Palomas in Priego de Córdoba, im La Casona de Calderón Hotel Museo in Osuna und im Kempinski Hotel Bahia Estepona.
Diese Reise wurde unterstützt von Air Berlin und dem Kölner Reiseveranstalter Olimar.