Stuttgart

Union hat Probleme in Metropolen: Alle vier Millionenstädte von SPD geführt

Am Tag nach der Wahlpleite suchen der von CDU, FDP und Freien Wähler unterstützte Kandidat Sebastian Turner (parteilos) und der Stuttgarter CDU-Kreischef Stefan Kaufmann nach Erklärungen. Und tun sich sichtlich schwer damit.

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Kaufmann vermutet, dass der Grund für die Niederlage nicht allein in Stuttgart zu suchen ist. Es bleibe das Problem der CDU, die „großstädtischen Milieus“ zu erreichen – die Alleinerziehenden, Kulturschaffenden und Menschen mit ausländischen Wurzeln.

Die Bundes-CDU trifft der Tiefschlag aus Stuttgart ein Jahr vor der Bundestagswahl an einer empfindlichen Stelle. Denn ihre relative Schwäche in Großstädten ist für die Volkspartei ein chronisches Problem. Aktuell haben wieder alle vier Millionenstädte der Republik – Berlin, Hamburg, München, Köln – SPD-Rathauschefs, und das teils schon seit Jahren. Erst im Frühling ging nach langer Zeit auch die Finanzmetropole Frankfurt am Main für die CDU verloren.

In Stuttgart konnte selbst ein persönlicher Wahlkampfeinsatz von Kanzlerin Angela Merkel das Blatt nicht wenden. Die Parteivorsitzende hat indes schon registriert, dass die CDU in Universitätsstädten „ein Manko“ hat. Sie habe den Eindruck, dass die Partei dort teils vom Lebensgefühl her bestimmte Dinge nicht wahrnehme, sagte Merkel, als sie kürzlich mit der Unions-Studentenvereinigung RCDS diskutierte.

Einen Masterplan für die Metropolen zieht die CDU nun aber nicht aus der Schublade. Es sei „eine bleibende Herausforderung“, Großstadtgesellschaften noch stärker anzusprechen, sagt Generalsekretär Hermann Gröhe. Der Hohenheimer Kommunikationsprofessor Frank Brettschneider analysiert: „Die CDU hat grundsätzlich ein Problem in Großstädten. Dort trifft sie den urbanen Lebensstil weiter Teile der Stadtbevölkerung nicht mehr.“ Der nächste Machtwechsel in einer Großstadt droht im Dezember dieses Jahres. In Karlsruhe ist die CDU seit 40 Jahren an der Macht. Umfragen sehen dort derzeit den SPD-Politiker Frank Mentrup vorne.

Von Sascha Meyer und Bettina Grachtrup