Vergessenes iPhone: Bierstube sieht Publicity nüchtern

Deutsche Bierseeligkeit oder doch eiskaltes amerikanisches Marketing? Der „Fund“ eines vermeintlich vergessenen iPhones – und was er in einer deutschen Bierstube in Kalifornien auslöst, die ihren Namen von Auswanderer aus dem Westerwald hat.

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Deutsche Bierseeligkeit oder doch eiskaltes amerikanisches Marketing? Der „Fund“ eines vermeintlich vergessenen iPhones – und was er in einer deutschen Bierstube in Kalifornien auslöst, die ihren Namen von Auswanderer aus dem Westerwald hat.

Der technische Leckerbissen hatte auf keiner Karte gestanden im Gourmet Haus Staudt & Beer Garden Staudt, wo sonst eine große Bandbreite echter oder vermeintlicher deutscher Köstlichkeiten angeboten wird. Die Gaststätte am Broadway von Redwood City war der Ort, wo das neue iPhone 4G aufgetaucht ist. Redwood City, muss man wissen, ist auch der Sitz von Spielegigant Electronic Arts, eine Ecke, wo sich viele technikbegeisterte Menschen herumtreiben. Und deshalb war auch ganz schnell der Verdacht aufgetaucht, dass das ebenfalls nicht weit entfernt sitzende Apple auch ein bisschen spielen wollte – mit der Publicity, die das angeblich von einem schusseligen Mitarbeiter vergessene Smartphone auslöst.

Rund um den Biergarten des Gourmet Haus Staudt, das schnell als Schauplatz enttarnt war, ist die Begeisterung allerdings bislang nicht überschäumend. Zwar erwähnen Medien in aller Welt das Spezialitätengeschäft mit dem Biergarten und der weißblauen Hofbräuhaus-Fahne an der Straße, das seinen Namen von deutschen Auswanderern aus dem Westerwaldörtchen Staudt haben dürfte. Das sei aber die falsche Art Publicity, heißt es auf der Facebook-Seite. „Ich wünschte, das Telefon wäre bei uns als abgegeben worden, damit wir es an seinen Eigentümer hätten zurückgeben können“. Dann wäre allerdings der Plan nicht aufgegangen, den nach der Erfahrungen der Vergangenheit viele Beobachter Apple zutrauen: Mit gezielten Indiskretionen Produktpräsentationen vorab anheizen – vorgestellt worden soll das neue iPhone in zwei Monaten… Teil einer Legende könnte es da auch sein, dass der angebliche Finder sogar versucht haben soll, das Gerät an Apple zurückzugeben – ergebnislos. Erst dann, so stellen es die Macher des Technikblogs Gizmodo da, haben sie es von ihm für 5000 Dollar gekauft und dann darüber berichtet. Gizmodo hat inzwischen Nachricht von Apple – dort will man das Gerät haben. Damit wären dann auch die letzten Zweifler überzeugt, dass das Gerät echt ist – und die Marketingstrategie wäre aufgegangen. Und wenn der als Verlierer des Geräts benannte Apple-Mitarbeiter Gray Powell tatsächlich nach übermäßigem Genuss des deutschen Bieres – zehn Sorten bietet die Bierstube Staudt, auch Maibock ist schon im Ausschank – jetzt einen bösen Kater haben und sogar seinen Job verlieren sollte:

Ein Gast des Gourmet Haus Staudt & Beer Garden Staudt ist zumindest begeisterter als Steve Jobs in diesem satirischen Video und würde sich schon auf ihn freuen: „Vielleicht solltet Ihr den armen Kerl anstellen und ihn seine Geschichte jedem Gast erzählen lassen“, ist auf der Facebook-Seite zu lesen. Und an dem Stuhl, auf dem das von manchen fast religiös verehrte Gerät herz- und gedankenlos zurückgelassen worden ist, prangt dann ein Schild: „Hier wurde das erste iPhone 4G sitzen gelassen.“ Lars Wienand