Oslo

Müll für die Ewigkeit: Wal verhungert qualvoll mit 30 Plastiktüten im Bauch

Forscher untersuchen den toten Wal an der norwegischen Küste. Sie fanden später 30 Plastiktüten in dem Magen des Schnabelwals.
Forscher untersuchen den toten Wal an der norwegischen Küste. Sie fanden später 30 Plastiktüten in dem Magen des Schnabelwals. Foto: Christoph Noever/ Universität Be

Als norwegische Forscher einen Cuvier-Schnabelwal an Land ziehen, freuen sie sich über eine Sensation: Die Tiere verirren sich sonst nicht in den hohen Norden. Dann machen sie eine gruselige Entdeckung.

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Forscher der norwegischen Universität Bergen haben 30 Plastiktüten und jede Menge Mikroplastik im Magen eines Wals gefunden. Das Tier musste am Wochenende auf der Insel Sotra westlich von Bergen getötet werden, weil es immer wieder in Richtung Land schwamm. „Es war offensichtlich, dass der Wal krank war und Schmerzen hatte“, sagte der Zoologe Terje Lislevand der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. „Wir mussten ihn töten, um seinem Leid ein Ende zu setzen.“

Forscher untersuchen den toten Wal an der norwegischen Küste. Sie fanden später 30 Plastiktüten in dem Magen des Schnabelwals.

Christoph Noever/ Universität Bergen / dpa

Zahlreiche Plastiktüten sind in dem Magen des Schnabelwals bei der Obduktion in der marinebiologischen Station der Universität Bergen (Norwegen) gefunden worden.

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Traurige Momente: Zu Jahresbeginn 2016 strandeten immer wieder Pottwale an der Nordsee. Woran sie starben, ist unklar.

dpa

Da ein Cuvier-Schnabelwal in nördlichen Gewässern eigentlich nicht vorkommt, sollte der über zwei Tonnen schwere Kadaver für das Naturhistorische Museum in Bergen aufbereitet werden. Bei der Obduktion in der marinebiologischen Station der Universität machten die Forscher aber eine gruselige Entdeckung: Im Magen des Wals befanden sich große Mengen Plastikmüll.

„Der Magensack war voll mit Plastiktüten und Verpackungen mit unter anderem dänischer und englischer Aufschrift“, sagte Lislevand. Die Speckschicht des Wales sei sehr dünn und sein Darmsystem fast völlig leer gewesen. Das sei ein Zeichen dafür, dass der Meeressäuger abgemagert war. Das Plastik hatte vermutlich einen Pfropfen im Magen gebildet. Der Zoologe nimmt an, dass der Wal ziemlich gelitten hat und deshalb flache Gewässer aufsuchte.

Zu Jahresbeginn 2016 strandeten immer wieder Pottwale an der Nordseeküste. Insgesamt 30 verendeten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, den Niederlanden, Großbritannien und Frankreich. In den Mägen der Tiere fand sich jede Menge Plastikmüll. Experten gehen aber davon aus, dass viele Faktoren bei ihrem Tod eine Rolle spielten.

Jedes Jahr verschmutzen Millionen Tonnen Plastikmüll die Ozeane. Für Seevögel und Meeresbewohner, die den Müll fressen, ist das eine erhebliche Gefahr. Die Tierschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation schreibt, dass die giftigen Inhaltsstoffe im Plastik unter anderem Immunschwächen hervorrufen und die Fruchtbarkeit der Meeressäuger beeinträchtigen können. Auch der norwegische Forscher meint: „Der Müll im Meer ist ein globales Problem.“ dpa