Los Angeles

Beben und Vulkanausbruch: Katastrophenszenarien haben Konjunktur

Eine Serie kleinerer Erdbeben und ein gefälschtes Video nähren im Westen der USA die Angst vor den Urgewalten der Erde.

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Von unserem Redakteur Lars Wienand

Zwei stärkere Beben in kürzerer Zeit in Los Angeles, ein Video, das Bisons zeigen soll, die um ihr Leben laufen: In den USA, wo eine der aktivsten Erdbebenregionen der Welt lange vergleichsweise ruhig ist und mit dem Yellowstone einer der größten Supervulkane schlummert, bekommen Katastrophenprediger Auftrieb. Die Erdbebengefahr ist dabei um ein Vielfaches realistischer als die Katastrophe durch einen gewaltigen Vulkanausbruch.

Wann immer die Erde an der US-Westküste wackelt, taucht die Frage nach dem „Big One“ auf, nach dem befürchteten großen Beben. Am Freitagabend Ortszeit trat nun bei Los Angeles ein Beben der Stärke 5,1 auf – und es könnte Vorbote sein. Wie es fast immer der Fall sein könnte. Bei „5 Prozent“ liege die Wahrscheinlichkeit, dass das Ereignis ein Vorbeben für ein größeres Beben sei, zitiert die Los Angeles Times die Seismologin Lucy Jones. „In den nächsten Stunden oder in den nächsten Tagen könnte es ein größeres Beben geben.“

Das 5,1er-Beben hatte kaum Schäden angerichtet, wie die Seite earthquake-report.com dokumentiert. Am meisten Furore machte noch das Foto kaputter Weinflaschen in einem Supermarkt:

Klar ist aber, dass Kalifornien extrem erdbebengefährdet ist: In der Erdkruste schiebt sich die pazifische Platte nach Nordwesten und reibt sich am nordamerikanischen Kontinent. Dabei bauen sich gewaltige Spannungen in der Erdkruste auf, die sich in Erdbeben entladen können. Teile der San-Andreas-Verwerfung haben sich länger nicht mehr bewegt. Nach einer derartigen Ruhephase ist bald mit einer schweren Erschütterung zu rechnen, prophezeien Erdbeben-Forscher seit Jahren. Gefährdet ist vor allem die Gegend zwischen San Francisco und San Diego.

Im Jahr 1994 gab es in Los Angeles ein Beben mit einer Stärke von 6,7, mehr als 60 Menschen starben. Beim schlimmsten Beben in der Geschichte der USA im Jahr 1906 kamen 3000 Menschen ums Leben, mehr als die Hälfte der Bevölkerung von San Francisco wurde obdachlos, als die Erde mit einer Stärke von 7,9 gebebt hatte.

Wer Katastrophenszenarien herbeireden will, dem passt auch eine Meldung aus dem Februar in den Kram: Da war offiziell bestätigt worden, dass sich der Boden im Yellowstone-Nationalpark seit dem Sommer an einer Stelle um 3,5 Zentimeter gehoben hatte. Darunter schlummert ein riesiger Vulkan. Dazu kommt eine Reihe kleinerer Beben in jüngster Zeit, ein Erdbebenschwarm. Und dann dieses Video:

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Bisons, die angeblich aus dem Park flüchten, Tiere, die Gefahr früher erkennen? Bei dem Video handelt es sich offenkundig um eine Fälschung, die Schatten der Bisons passen nicht zum Rest der Szenerie. Verbreitet hat das Video das Turner Radio Network, eine Seite, die sich für „free speech“ rühmt – und seit der Jahreswende mit Katastrophenmeldungen enorm erfolgreich ist. „Is the Super Volcano ready to blow?“, fragte die Seite für ihre Verhältnisse vergleichsweise vorsichtig. Hinter der Seite steckte ein Holocaust-Leugner und weißer Nationalist mit „Internetverbot“ bis 2015, wer sie aktuell betreibt, ist unklar. Das Video ist aber in der Welt und findet ebenso verunsicherte wie wohlig gruselnde Zuschauer. Wenn der Vulkan ausbrechen würde, hätte das katastrophale Auswirkungen, im Umkreis von Hunderten Kilometern würde sich die Landschaft verändern, ganz Nordamerika wäre zentimeterdick mit Asche bedeckt, das Klima würde stark beeinflusst.

Dabei ist die Gefahr – ähnlich wie beim Laacher See-Vulkan in der Eifel, dessen baldiger Ausbruch prophezeit worden war – nicht konkret. In den Wirbel um die Bisons hinein veröffentlichte der Geologie-Professor Ilya Bindeman einen Text, wonach das nicht „bald“ dazu kommen wird – zumindest in den nächsten 1 bis 2 Millionen Jahren wahrscheinlich nicht. Nach dem letzten Ausbruch vor 630.000 Jahren befinde sich der Vulkan noch im abklingenden Modus, baue noch kein neues Magma auf.

Der Yellowstone-Vulkan ist einer von Dutzenden Super-Vulkanen weltweit, die in den vergangenen 5 Millionen Jahren Supererupionen verursacht haben, Ausbrüche der Stärke 7 oder acht des Vulkan-Explositiväts-Index. Der Ausbruch des Laacher-See-Vulkans kam dabei nur auf eine Stärke von 6, deshalb wird er nicht als Super-Vulkan geführt:


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Autor:
Lars Wienand
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