Rheinland-Pfalz

Verkaufsprozess am Flughafen Hahn wieder offen – An KPMG flossen Millionen (Tabelle einsehbar)

Flughafen Hahn
Ein Schild warnt auf dem Vorfeld des Flughafens Frankfurt-Hahn. Foto: Fredrik von Erichsen/Archiv

Die Landesregierung arbeitet nach den geplatzten Verkaufsverhandlungen mit der Shanghai Yiqian Trading (SYT) unter Hochdruck an einem Rettungskonzept für den defizitären Flughafen Hahn. Dazu wird der Verkaufsprozess wieder geöffnet, erklärte Martin Jonas von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton AG gegenüber unserer Zeitung.

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Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Viel Zeit bleibt nicht mehr, da dem Hunsrück-Airport bereits im September das Geld ausgehen könnte. Ein staatliches Darlehen von 34 Millionen Euro darf nur fließen, wenn es eine greifbare wirtschaftliche und finanzielle Perspektive für den Flughafen gibt.

EU-Kommission ist einverstanden

Für die Öffnung des Verkaufsprozesses hat die EU-Kommission grünes Licht gegeben, wie der Wirtschaftsprüfer Jonas erklärte. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat den Professor eingeschaltet, um eine Gegenkontrolle zu KMPG zu haben. Deren Beratern wirft man vor, den Verkaufsprozess nicht gründlich genug begleitet zu haben. Von KMPG trennen will man sich aber auch nicht, da sich keiner auf die Schnelle ähnlich gründlich in den komplexen Verkaufsprozess einarbeiten kann, heißt es in Regierungskreisen.

CDU-Fraktionsvize Alexander Licht hat mehrfach insistiert, ob der Verkaufsprozess möglicherweise neu aufgelegt werden muss. Doch für einen derart aufwendigen Neustart fehlt die Zeit. Innerhalb eines begrenzten Zeitfensters sollen sich nun alte und neue Investoren bei KPMG melden können. Erste Interessenten sind offenbar bereits vorstellig geworden.

Zugleich laufen die Gespräche mit den beiden verbliebenen Bietern der Endrunde weiter. Die ADC GmbH um Ex-Wirtschaftsstaatssekretär Siegfried Englert (SPD) hat inzwischen Signale von dem chinesischen Luftfahrtkonzern HNA bekommen, dass dieser in die Verkaufsverhandlungen einsteigen will. Abzuwarten bleibt, wie belastbar dieses Interesse ist.

KPMG kassierte Steuergelder in Millionenhöhe

Das Innenministerium teilte mit, dass die KPMG für die Begleitung des gesamten Investorenprozesses vom Land seit 2012 rund 6,25 Millionen Euro erhalten hat. Davon sind gut 860.000 Euro allein auf die gescheiterten Verkaufsverhandlungen mit dem chinesischen Pseudoinvestor SYT entfallen.

Pauschalen Kosten Manntage Anzahl Manntage Auslagen/ Nebenkosten Summe der Kosten
Neuausrichtung und Vorbereitung bis März 2015 Transaktionsberatung 827.000 618.000 301 1.445.000
Rechtsberatung 2.105.000 845 76.000 2.181.000
Ausschreibungsphase bis Nov./2015 Transaktionsberatung 558.000 278 9.000 567.000
Rechtsberatung 771.000 294 27.000 798.000
Verkaufs- und Verhandlungsphase bis heute Transaktionsberatung 453.000 226 453.000
Rechtsberatung 393.000 147 15.000 408.000
Beratung im Zusammenhang mit Gesellschafterdarlehen 357.000 151 42.000 399.000

Ex-Ministerpräsident und Chinakenner Rudolf Scharping (SPD) übte derweil im „Handelsblatt“ harsche Kritik an KPMG. „Nur ein wenig tieferes Bohren in zugänglichen chinesischen Quellen hätte zu einer knallroten Ampel führen müssen.“ So werde SYT im frei zugänglichen chinesischen „Credit Report“ als eine „Briefkastenfirma ohne Glaubwürdigkeit und Kreditwürdigkeit“ beurteilt.

CDU-Generalsekretär Patrick Schnieder kritisierte die Mitwirkung Scharpings beim Hahn-Verkauf. Der Christdemokrat fragte, ob Scharping der Landesregierung „passende Statements“ liefern solle, „um ihr dabei zu helfen, die Schuld auf KPMG abzuwälzen“.