Berlin

Handel: Wie deutsch sind unsere Klassiker?

Wie deutsch sind unsere Klassiker? Foto: picture alliance

Wenn ausländische Investoren eine deutsche Firma aufkaufen, führt das immer wieder zu Unruhe. Sind da Arbeitsplätze in Gefahr? So lautet dann eine der Fragen, eine andere: Geht deutsches Wissen verloren? Ein Blick auf die Realität im Handel zeigt hingegen, dass solche Übernahmen seit Langem Normalität sind. Einige Beispiele:

Lesezeit: 4 Minuten
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Von Wolf von Dewitz

1 Beck's: Die Bremer Brauerei ist 2002 von der belgischen Interbrew-Gruppe (Stella Artois, Hoegaarden) aufgekauft worden, die heute als AB Inbev firmiert. Immerhin 1,8 Milliarden Euro sollen dabei damals als Kaufpreis geflossen sein.

2 Flex: Das Verb „flexen“ steht längst im Duden, es bedeutet trennschleifen. Die Firma Flex geht auf einen vor knapp 100 Jahren gegründeten Schleifmaschinenhersteller aus Stuttgart zurück. Das Unternehmen war Teil des US-Konzerns Stanley Black & Decker, vor drei Jahren folgte die Übernahme der 250-Mann-Firma durch den chinesischen Elektrowerkzeughersteller Chervon.

3 Langnese: „Like Ice in the Sunshine“ – dieser Song wurde in den 1980ern zum Werbehit für die deutsche Eiscremesorte, die seit 1935 Teil des niederländisch-britischen Unilever-Konzerns ist. Produziert wird in Heppenheim, wo nach Firmenangaben die größte Eisfabrik Europas steht – pro Jahr werden dort 1,5 Milliarden Portionen Eis hergestellt.

4 Leitz: Der Aktenordner des traditionsreichen Stuttgarter Unternehmens ist nicht wegzudenken aus deutschen Büros, wenngleich der Bedarf wegen der zunehmenden Digitalisierung gesunken sein dürfte. Die Firma war in den 1990er-Jahren vom schwedischen Konzern Esselte gekauft worden, der wiederum Anfang des Jahrtausends an US-amerikanische Investoren ging. „Made in Stuttgart“ sind die Ordner seit gut einem Jahr nicht mehr. Grund für die Produktionseinstellung: gestiegener Kostendruck und hohe Lohnkosten. Ein Teil der Fertigung ging an einen Esselte-Standort im niedersächsischen Uelzen, andere Teile wurden nach Polen und Tschechien verlagert.

5 Knorr: Gewürzmischungen und Salatsoßen von Knorr sind seit 2000 Teil von Unilever, deutsche Knorr-Standorte gibt es aber noch in Auerbach (Sachsen) und Heilbronn (Baden-Württemberg).

6 Metabo: Elektrowerkzeuge stellt auch Metabo her, etwa Bohrer. Das Unternehmen aus Nürtingen hat einige Eigentümerwechsel hinter sich, so übernahm der französische Investor Chequers Capital 2012 die Mehrheit. Ende 2015 schlüpften die Schwaben unter das Dach des japanischen Branchenriesen Hitachi Koki. Metabo beschäftigt weltweit 1800 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von etwa 400 Millionen Euro (2015).

7 Monkey 47: Erst 2009 gegründet, schnellten die Absatzzahlen der Gin-Destillerie Black Forest Distillers nach oben. Anfang des Jahres wurde die Mehrheit des Schwarzwälder Unternehmens an den französischen Spirituosenriesen Pernod Ricard verkauft. In deutscher Hand ist die Firma aber insofern weiter, als Gründer Alexander Stein Firmenchef bleibt – er hält als Gesellschafter noch die Minderheit an dem Unternehmen. Stein betont die besseren weltweiten Vertriebsmöglichkeiten über das Pernod-Ricard-Netz. Die Produktion verbleibt ihm zufolge im Schwarzwald, das wurde vertraglich zugesichert.

8 Penaten: Die Creme zählt zu den bekanntesten deutschen Pflegeprodukten, auch in der Babypflege. Vor drei Jahrzehnten ging die Firma mit ihrem Werk in Bad Honnef (Nordrhein-Westfalen) an den US-Riesen Johnson & Johnson, zur Jahrtausendwende wurde die Produktion nach Italien und Frankreich verlagert.

9 Tempo: Deutschlands meistgekauftes Papiertaschentuch ist formal gesehen schwedisch – 2007 griff der Konzern Svenska Cellulosa (SCA) zu und übernahm das europäische Hygienepapier- und Taschentüchergeschäft des US-Unternehmens Procter & Gamble. Zu dem gehörte die 1929 geschaffene Marke seit den 90er-Jahren. Davon betroffen war auch das Tempo-Werk im nordhessischen Witzenhausen.

10 Uhu: Die Firmengeschichte des Klebstoffherstellers Uhu geht bis ins Jahr 1886 zurück, als ein Apotheker eine Chemiefabrik im badischen Bühl gründete. Seit 1994 gehört Uhu zum US-Konzern Bolton Group.

Quizfrage: Welches dieser Produkte ist deutsch? Alle, würden viele wohl antworten. So ganz eindeutig allerdings ist das nicht, schließlich sind alle längst Teil ausländischer Konzerne. Oftmals wird aber trotzdem noch in Deutschland produziert.

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pa/obs/Knorr

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Was sagen Experten?

Thomas Harms von der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) hält es für normal, dass deutsche Hersteller von ausländischen Konkurrenten gekauft werden. Er kann der Entwicklung sogar Positives abgewinnen: „Durch die Bündelung der Kräfte werden Kosten gespart und man nimmt am Konzernwachstum teil, was wiederum Arbeitsplätze auch in Deutschland sicherer macht.“ Zudem wird dem Experten Harms zufolge das Vertriebsnetz deutlich vergrößert.

Harms findet, dass man solche Übernahmen nicht national verklären darf. Bisweilen seien Firmen einfach zu klein, um auf Dauer im zunehmend globaleren Wettbewerb bestehen zu können – „es geht dann also eher um die Frage, ob man auf lange Sicht pleitegeht oder Tochter eines internationalen Großkonzerns wird.“

Der Markenwert eines Produkts wird aus Sicht des Experten dabei nicht beschädigt. „Beck's ist immer noch ein deutsches Bier mit Braumeistern in Deutschland, egal wer die Eigentümer sind.“