Weltbevölkerung schrumpft ab 2070 wieder – Ursache steigender Wohlstand

Noch viele Jahre wächst die Weltbevölkerung rasant, doch es wird einen Wendepunkt geben: Erstmals in der Geschichte der Menschheit soll die Weltbevölkerung in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zurückgehen.

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Noch viele Jahre wächst die Weltbevölkerung rasant, doch es wird einen Wendepunkt geben: Erstmals in der Geschichte der Menschheit soll die Weltbevölkerung in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zurückgehen.

„Über den Zeitpunkt gibt es verschiedene Berechnungen, meinen zufolge wird es um das Jahr 2070 sein“, sagt der Berliner Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg. „Aber einig sind sich alle, dass die Wende kommt. Schon von 2040 an wird die Kinderzahl pro Frau unter zwei sinken.“ Grund ist der weltweit steigende Wohlstand. „Vor 50 Jahren bekam jede Frau im Durchschnitt der Weltbevölkerung fünf Kinder, heute sind es noch zweieinhalb, Tendenz fallend“, erklärt Birg.

Deutschland nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. „Wir waren 1972 weltweit das erste Industrieland mit mehr Sterbefällen als Geburten. Seitdem gibt es das in vielen Ländern mit hohem Wohlstand, aber wir mussten diese Erfahrung zuerst machen.“ Das Ausland betrachtet mit Interesse, wie die Deutschen das Problem angehen, sagt Birg. „Aber was sie sehen, ist verheerend. Die Politik hat 40 Jahre geschlafen und wacht jetzt erst langsam auf.“ Für das Sozialsystem sei das eine Katastrophe: „Wir brauchen Kinder. Die Alterung lässt sich nicht durch Einwanderung Jüngerer stoppen. Dann müssten Hunderte Millionen Menschen in unser Land einwandern.“

Für Deutschland besteht laut Birg nur noch wenig Hoffnung: „Unsere Geburtenrate ist im Sinkflug und wird zwangsläufig in den Sturzflug übergehen. Denn Kinder, die nicht geboren wurden, können wiederum keine Kinder in die Welt setzen.“ Die Auswirkungen auf die Gesellschaft wären dramatisch: „In der Generation der heutigen Großeltern hatten nur 8 Prozent der Frauen keine Kinder. Heute sind es ein Viertel bis ein Drittel. Das führt zu sozialer Ungerechtigkeit.“ Das bisherige Renten- und Gesundheitssystem funktioniere nicht mehr. „Wir brauchen ein anderes System, in dem Kinderlose mehr zahlen als Menschen mit Kindern.“