Des Moines

Wahlkampf im Feuerwehrhaus

Bernie Sanders
Bernie Sanders Foto: picture alliance

Der Bundesstaat Iowa macht den Auftakt zum Reigen von 100 Vorwahlen der beiden großen US-Parteien in 50 Bundesstaaten. Das Wahlsystem ist höchst kompliziert. Gewählt wird bei einem sogenannten „Caucus“ an 1700 verschiedenen Stellen.

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Den „Caucus“ als Instrument für die Bestimmung von Parteikandidaten gibt es in den USA seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es handelt sich um kleine Parteiversammlungen. Sie finden in Versammlungshallen, Feuerwehrhäusern oder – in besonders ländlichen Gegenden – durchaus auch in der Küche eines Bauernhofes statt. Es wird in unterschiedlichen Spielarten in ungefähr einem Viertel der 50 US-Bundesstaaten und in einigen Überseegebieten angewendet. In den meisten Staaten stimmen die Parteimitglieder und Sympathisanten dagegen per landesweiter Vorwahl (Primary) ab.

Die heißesten Kandidaten der Vorwahlen: Hillary Clinton

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Donald Trump und John Kasich

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Ted Cruz

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Wie das System des „Caucus“ funktioniert, kann am besten „Mr. Politics“ alias Steffen Schmidt. Der gebürtige Kolumbianer ist Professor für Politikwissenschaften an der University of Iowa und gilt als ausgewiesener Experte für das politische System in dem kleinen Bundesstaat im Mittleren Westen. Hier das Interview mit dem Experten im Wortlaut:

Was macht das „Caucus“-System so kompliziert?

Ein „Caucus“ ist keine einzelne große Wahl – es ist eine Sammlung vieler kleiner, sublokaler Wahlen. In Iowa wird an 1700 Orten gewählt. In den Städten wie Des Moines sind das große Versammlungshallen. Auf dem Land können es Feuerwehrhäuser oder Polizeistationen sein. Dort finden dann Versammlungen statt, bei denen die Kandidaten vorgestellt werden. Danach wird gewählt, und das Ergebnis an die Zentrale übermittelt.

Und wer die meisten Stimmen hat, hat die Wahl gewonnen?

Nicht unbedingt. Das Wahlergebnis muss erst noch von 99 Kreisparteitagen, zwei Bezirksparteitagen und einem Iowa-weiten Parteitag bestätigt werden. Das dauert gewöhnlich bis Juni. 2012 hatte bei den Republikanern zunächst Mitt Romney gewonnen, dann wurde das Ergebnis zu einem Sieg Rick Santorums korrigiert. Während der Parteitage bekam dann aber Ron Paul die meisten Delegierten.

Dann ist der Ausgang am Montag in Iowa eigentlich irrelevant?

Nein, keineswegs. Der Iowa-„Caucus“ ist die erste Vorwahl. Es geht eine enorme Signalwirkung von hier aus. Das ist so etwas wie eine Tradition. Die Aufregung ist diesmal größer als jemals zuvor. Seit dem Jahr 1976 ist kein Bewerber mehr ins Weiße Haus gewählt worden, der in Iowa nicht unter die ersten Drei seiner Partei gekommen ist.

Wie kam es zu dieser Tradition, was war der Auslöser?

Das Fundament liegt in der Schwarzenbewegung der 60er-Jahre begründet. Damals wollte man mehr Basisdemokratie schaffen und hat diese sehr lokale Art der Abstimmung eingeführt. Das System belohnt einen sehr volksnahen Wahlkampf. Jimmy Carter war der erste, der dies erkannt hatte und für sich nutzte. Dass er 1976 Präsident werden konnte, hat er Iowa zu verdanken. Er fuhr damals mit dem Fahrrad von Farm zu Farm – das mochten die Leute.

Die Fragen stellte Michael Donhauser