Rheinland-Pfalz

Tipps vom Fachmann: Protokoll einer ganz normalen Hausbegehung

Bei einem Besuch vor Ort lässt sich am besten beurteilen, welche Schwachstellen Kriminelle für einen Einbruchsversuch nutzen könnten. Wir haben Thomas Schäfer bei einer typischen rund zweistündigen Besichtigung begleitet.

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Ergebnis: An mancher Stelle hat der Eigentümer bereits richtige Maßnahmen ergriffen. Doch an einigen Stellen hätten Einbrecher wohl ein leichtes Spiel. Hier das Fazit einer ganz normalen Hausbegehung:

Erdgeschoss: Hier findet Schäfer Gutes und Schlechtes. Die Haustür hat ein robustes Schließblech und zeigt sich insgesamt recht stabil. Dennoch empfiehlt der Fachmann eine zusätzliche Sicherung, weil das Standardeinsteckschloss wenig Widerstand bietet. Was hilft, ist zum Beispiel ein Zusatzschloss mit Sperrriegel – gut auch für den Fall, wenn es an der Haustür klingelt und man erst mal nachschauen will, wer da ist. Auch ein Hintergreifschutz am Türband ist empfehlenswert. Die Einbruchsattacke von vorn ist aber weniger wahrscheinlich als vom Garten aus. Dort findet Schäfer zwar moderne Alu-Fenster, aber mit wenigen und kleinen Rollzapfen. Sie sollten möglichst mit Aufsatzschlössern und einer Sicherung für die Scharnierseite verstärkt werden. Oder sie können, falls von Herstellerseite möglich, gleich mit neuen Beschlägen versehen werden, die mit möglichst vielen Pilzzapfen gesichert sind. Die sind schwerer zu knacken. Auch eine Sicherung mit einer Querstange ist möglich. Doch vor dieser martialischen Optik scheuen viele aus nachvollziehbaren Gründen zurück. Bei diversen Toiletten- und Badfenstern empfiehlt der Fachmann Querstangen oder Außengitter, damit man auch weiterhin unbeschwert bei gekipptem Fenster lüften kann. Denn: „Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster.“ Das kostet im Zweifel auch den Versicherungsschutz. Weniger Sorgen bereitet dem Experten die Terrassentür: Sie ist robust, mit drei festen Scharnieren versehen und mehrfach verriegelt. „Das wird für Einbrecher schwer“, urteilt Schäfer. Achtung: Wenn der Schlosszylinder zu weit nach draußen steht, kann man ihn mit einer Zange packen und zerstören. Eine aufgesetzte Rosette hilft.

Souterrain/Keller: Das Haus hat eine Hanglange, vom Souterrain führen zwei Terrassentüren nach draußen. Für sie gilt wie oben: Der Bauherr hat in weiser Voraussicht robuste Varianten gewählt. Auch bei den Fenstern hat der Eigentümer auf Sicherheit gesetzt: Vier Pilzzapfen machen es Einbrechern schwer. Den Plan der Eigentümer, die Fenster im Souterrain trotzdem mit Gittern zu versehen, begrüßt der Kripomann. Das ist nicht nur sicherer – es schreckt auch potenzielle Einbrecher ab. Für mehrere kleine Kellerfenster und Kellerschächte rät der Fachmann zu Teleskopstangen. Sind sie mit einem Rollmechanismus versehen, sägen sich Einbrecher daran die Zähne aus.

Garage: Dort sollte der Hauseigentümer auf jeden Fall etwas tun, rät Schäfer. Die Garage hat einen direkten Zugang zum Haus, dessen Tür kein ausreichendes Hindernis darstellt. Mit zwei speziellen Riegelschlössern in Boden oder Wänden macht man das nicht ferngesteuerte Garagentor sicher.

Dach: Statistisch gesehen, ist der Einstieg über das Dach höchst selten, erklärt der erfahrene Polizist. Dennoch prüfen gewiefte Einbrecher auch diesen Weg. Ein Spezialriegel kann verhindern, dass man über die klassische Zugtreppe vom Dachboden in das Haus gelangt.

Achtung: Die üblichen Kunststoff-Rollläden sind für Schäfer nur Zusatzsicherung. Der Einbruchschutz gehört an Türen und Fenster. Auch höher gelegene Fenster sollte man nicht vergessen. Schäfers Faustregel: Bis fünf Meter Fußbodenhöhe ist Einbruchbereich.

Und eine Alarmanlage im Haus? Schäfers Grundsatz bei Wohngebäuden lautet: „Mechanik geht vor Elektronik.“ Will sagen: Nur die Mechanik hilft, Einbrechern ihren Job schwerer zu machen. Die Elektronik meldet nur den Einbruch oder den Versuch. In einsamer gelegenen Wohnhäusern allerdings kann eine Alarmanlage durchaus adäquater zusätzlicher Schutz vor Einbrechern sein.

Fazit der Ortsbegehung: Das besichtigte Haus ist ein ganz normales Objekt mit ein paar Schwachstellen, die man absichern sollte. Aber es ist keine Einladung für Einbrecher. Jetzt heißt es für den Eigentümer: Er muss investieren. Und ein paar Tausend Euro dürften da zusammenkommen. Deshalb empfiehlt Fachmann Schäfer: „Machen Sie sich eine Prioritätenliste – aber tun Sie etwas.“mr

Informationen zum Schutz vor Einbrechern gibt es unter www.polizei-beratung.de. Kostenlose Beratung bieten sowohl das Polizeipräsidium Koblenz (Tel. 0261/103 1) als auch das Präsidium Mainz (06131/480 69 70) an.