Berlin/Köln

Terrorpaket machte Station in Köln/Bonn

Drehkreuz Köln/Bonn: Auf dem Flughafen am Rande der rheinischen Metropole machte das hochexplosive Paket aus dem Jemen Station. Doch die Terrorwarnung erreichte die Verantwortlichen zu spät. Da war die Maschine bereits wieder in der Luft. In England wurde sie dann gestoppt. 
Foto: dpa
Drehkreuz Köln/Bonn: Auf dem Flughafen am Rande der rheinischen Metropole machte das hochexplosive Paket aus dem Jemen Station. Doch die Terrorwarnung erreichte die Verantwortlichen zu spät. Da war die Maschine bereits wieder in der Luft. In England wurde sie dann gestoppt. Foto: dpa

Der Flughafen Köln/Bonn ist der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands. Jährlich werden dort 600 000 Tonnen Pakete umgeschlagen. Am Donnerstagabend war offenbar ein explosives darunter. Nach Informationen aus Regierungskreisen hatte ein Frachtflugzeug der US-Paketfirma UPS mit der Flugroute Jemen, Dubai, England und später USA am Donnerstagabend Station in Köln gemacht. Dort unterhält UPS sein europäisches Verladezentrum. Um 22.56 Uhr landete der Jet.

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Berlin/Köln. Der Flughafen Köln/Bonn ist der zweitgrößte Frachtflughafen Deutschlands. Jährlich werden dort 600 000 Tonnen Pakete umgeschlagen. Am Donnerstagabend war offenbar ein explosives darunter. Nach Informationen aus Regierungskreisen hatte ein Frachtflugzeug der US-Paketfirma UPS mit der Flugroute Jemen, Dubai, England und später USA am Donnerstagabend Station in Köln gemacht. Dort unterhält UPS sein europäisches Verladezentrum. Um 22.56 Uhr landete der Jet. Im Frachtraum lag ein Paket, das mit dem hochexplosiven Industriesprengstoff PETN versehen war, versteckt in einer Druckerpatrone.

Doch erst auf dem Flughafen East Midlands in England stellten Behörden das Paket schließlich sicher und entschärften die Bombe. Experten zufolge hätte die Zündung des Sprengstoffs, die über einen Handyanruf erfolgen sollte, ausgereicht, um die Maschine über den Wolken zum Absturz zu bringen. Adressiert war das Paket an eine jüdische Synagoge in Chicago. Eine weitere Bombe wurde in Dubai gefunden und entschärft.

Maschine in England gestoppt

Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte offenbar zuvor Warnhinweise des Geheimdiensts von Saudi-Arabien bekommen und daraufhin die Luftfahrtbehörden in Deutschland und in England informiert. Laut Angaben aus dem Innenministerium erreichten die Meldungen den Kölner Flughafen aber erst, als der Frachtflieger wieder in der Luft war. In England wurde die Maschine schließlich gestoppt und das explosive Paket entschärft. Sonst hätten die deutschen Behörden die Paketbombe in Köln sichergestellt, heißt es. Ein Sprecher des Flughafens Köln/Bonn wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern. Zwar war Deutschland nicht Ziel des geplanten Anschlags, doch die Bundesregierung war bemüht, keine Panik aufkommen zu lassen und Tatkraft zu demonstrieren.

Auf Anweisung von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) wurde der gesamte Luftfrachtverkehr aus dem Jemen gestoppt. „Wir lassen keinerlei Luftpostpakte und Fracht aus dem Jemen mehr nach Deutschland. Das Luftfahrtbundesamt wird die Fluggesellschaften, Expressdienstleister und andere Transportunternehmen entsprechend anweisen“, sagte Ramsauer. Betroffen sind die Paketdienstleister DHL, FedEx und UPS. Die deutschen Sicherheitsbehörden sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Kontrollen an allen Flughäfen, nicht nur an den Luftfracht-Drehkreuzen Leipzig und Köln, wurden verschärft.

De Maizière sagt Reise ab

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte eine Nahost-Reise „aufgrund der Ereignisse im Zusammenhang mit den verdächtigen Luftfrachtfunden aus dem Jemen“ ab. Der Innenminister räumte ein, dass die Luftfracht „bisher relativ wenig kontrolliert“ wurde. „Es gab auch wenige Hinweise, dass es jetzt Anschläge über die Luftfracht gibt. Dies ist ein neuer Vorgang“, sagte der CDU-Minister. Bisher ist europaweit ausschließlich der Flughafen, an dem die Fracht erstmals in das Flugzeug gelangte, für die Sicherheitskontrolle zuständig. „Wir müssen schauen, ob wir auch beim Umschlagplatz stärkere Kontrollen brauchen“, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), unserer Zeitung. „Alle möglichen Sicherheitslücken müssen identifiziert werden.“

Laut Bosbach ist der Luftverkehr bei Terroristen immer wieder Mittel und Ziel für Anschläge. „Daher ist es wichtig, dass die Sicherheitsstandards weltweit gelten und umgesetzt werden.“ In diesem Fall habe die Sicherstellung der Pakete aber gezeigt, dass die internationalen Absprachen funktionierten, lobte der CDU-Politiker.

Eine neue Bedrohungslage sieht de Maizière nicht. Seit einigen Wochen gibt es nach seinen Worten Hinweise auf Terrorgefahren. Diese hat die Bundesregierung sehr ernst genommen. Es gibt aber keine konkreten Hinweise auf ein Ziel in Deutschland.

Die „Bild“-Zeitung berichtete unterdessen, dass der deutsche Innenstaatssekretär Klaus-Dieter Fritsche vor dem Hintergrund der Terrorwarnungen vergangene Woche in die USA gereist sei. US-Anti-Terror-Behörden hätten um persönliche Kontaktaufnahme mit einem hohen deutschen Sicherheitsexperten gebeten, heißt es in dem Bericht weiter. Hintergrund waren angeblich Erkenntnisse von US-Geheimdiensten über angebliche Anschlagsplanungen von El Kaida in Deutschland. Dies hat sich jetzt bewahrheitet.

Von unserem Berliner Korrespondenten Michael Bröcker