Rheinland-Pfalz

Terrorangst: Urlauber meiden Türkei

Die Türkei meldet leere Strände und leere Hotels – 40 Prozent weniger Buchungen verzeichnet die TUI, Europas größter Touristikkonzern. Seit vergangenem Sommer eskaliert die Gewalt in der Türkei, die Touristiker spüren jetzt die Folgen. Istanbul gehörte noch vor Kurzem zu den beliebtesten Zielen für Städtereisen. Nun überwiegt die Terrorangst, die Gäste bleiben aus. Davon profitiert besonders Spanien.

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Von unserem Reise-Chef Michael Defrancesco

Die Kanaren und Balearen steuern mit rund 35 Prozent mehr Buchungen auf ein Rekordjahr zu: „Aktuell verschieben sich die Reiseströme vom östlichen Mittelmeer ins westliche“, teilt TUI-Sprecherin Anja Braun unserer Zeitung mit. Davon wird auch das Last-Minute-Geschäft in Spanien profitieren, prophezeit TUI-Chef Fritz Joussen. „Und es werden nicht alle nach Mallorca kommen, die nach Mallorca wollen.“ In diesem Sommer werden rund 13,2 Millionen Gäste – die meisten davon Deutsche – in Palma de Mallorca landen. Das sind 16,5 Prozent mehr als in der Rekordsaison 2015. Ferienwohnungen auf „Malle“ gehören dieses Jahr zu den teuersten der Welt mit durchschnittlich 256 Euro pro Nacht. Das ist mehr als etwa in Paris, New York oder Tokio.

Hoch im Kurs stehen bei den Deutschen außerdem Italien und Portugal. Ägypten und Tunesien verzeichnen hingegen Buchungsrückgänge im zweistelligen prozentualen Bereich. Auch die Fernreiseziele spüren die Verschiebung: Das Umsatzplus für Kuba etwa beläuft sich laut einer Studie des Deutschen Reiserverbandes auf 46 Prozent. Urlaubsländer in Mittel- und Südamerika sowie die Karibik weisen ein prozentual zweistelliges Wachstum auf. Auch Thailand bleibt beliebt. Dies zeigt: Die Deutschen reisen trotz Terroranschlägen weiter – sie suchen sich einfach neue Ziele.

Und die liegen auch direkt vor der Haustür: „In Rheinland-Pfalz haben wir schon im fünften Jahr stetig steigende Zahlen von einheimischen Gästen“, sagt Stefan Zindler, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. „Wir sehen eine gesellschaftliche Veränderung des Reiseverhaltens.“ Für Zindler rentiert sich nun, dass Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren konsequent die eigenen touristischen Angebote ausgebaut hat. „Die politische Situation in Teilen der Welt mag dazu beitragen, dass diese Angebote nun auch Gästen ins Auge fallen, die ihre Heimat als Reiseziel vorher nicht primär in Erwägung gezogen haben.“

Die Türkei hingegen will die Urlauber noch nicht verloren geben. Der türkische Minister für Kultur und Tourismus hat angekündigt, dass die Treibstoffbeihilfen für Charterflüge, die Touristen in die Türkei bringen, noch bis September verlängert werden. Außerdem sollen sie auch für Linienflüge in die Türkei eingeführt werden. Die Tourismusindustrie ist ein wichtiger Faktor für die türkische Wirtschaft. In den vergangenen Jahren brachte die Tourismusindustrie jährlich knapp 32 Milliarden Euro ein.