RZ-KOMMENTAR: Jeder sollte jede Chance nutzen

Jörg Hilpert
Jörg Hilpert Foto: Jens Weber

Jörg Hilpert zur Lage älterer Arbeitsloser

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Da fühlen sich die einen viel zu früh als altes Eisen, weil scheinbar kein Arbeitgeber sie mehr braucht – und die anderen raufen sich die Haare, weil es ihnen nicht mehr gelingt, geeignete Kräfte für ihr Unternehmen zu finden. „Mismatch“ ist der englische Ökonomenbegriff dafür, dass es halt einfach nicht passt. Missstand ist das treffendste deutsche Wort dafür – und Missstände lassen sich beheben, wenn alle guten Willens sind.

Das betrifft zum einen die älteren Arbeitslosen: Ja, es ist schwer, sich immer wieder neu aufzuraffen. Aber es kann sich doch auszahlen, noch einen Versuch zu wagen. Möglicherweise hilft es, alte und fast vergessene Kontakte neu zu knüpfen. Immer stärker zugute kommt den Bewerbern dabei, dass es schlicht normal wird, sich auch als älterer Mensch noch einmal neu zu orientieren: Höhere Lebenserwartung und der demografische Wandel sorgen dafür.

Guten Willen müssen zum anderen die Unternehmer zeigen: Ja, es ist mühsam, ältere Menschen zu integrieren. Aber es kann sich doch auszahlen, wenn damit mittelfristig eine Position wieder ausgefüllt ist. Für die Firmenchefs heißt das beispielsweise, dass sie Gesundheit fördern sollten: Sie können selbst dazu beitragen, dass ältere Beschäftigte länger produktiv sind. Und möglicherweise wird sich auch das Bild in den Lehrwerkstätten ändern: Warum sollte es allein den Jüngeren vorbehalten sein, neue Qualifikationen zu erwerben? Es gibt viele Wege, den Missstand zu beheben – zum Nutzen aller.

E-Mail: joerg.hilpert@rhein-zeitung.net