Panama-Stadt

Panama-Papiere: Der Einflüsterer des Präsidenten

Anwalt Ramón Fonseca Mora
Anwalt Ramón Fonseca Mora Foto: dpa

Der Anwalt bewegt sich normalerweise in der verschwiegenen Welt der Banker und Vermögensberater. Die Enthüllungen der Panama-Papiere haben seine Kanzlei Mossack Fonseca nun ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Der 63-jährige Ramón Fonseca Mora sieht sich als Opfer einer Hexenjagd und entscheidet sich für den Gegenangriff. Doch wer ist dieser Mann überhaupt?

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Von Denis Düttmann

Ramón Fonseca Mora kann man getrost als schillernde Persönlichkeit beschreiben. Auf seinem Twitterkonto stellt er sich als „Rechtsanwalt, Schriftsteller, Träumer“ vor. Das ist allerdings eine bescheidene Selbstbeschreibung für jemanden, der bis vor Kurzem als der einflussreichste Einflüsterer von Staatspräsident Juan Carlos Varela galt. Wegen Ermittlungen gegen eine Filiale seiner Kanzlei in Brasilien lässt er seine Beratertätigkeit derzeit ruhen. Um Schaden von der Regierung abzuwenden, wie er sagt.

In Panama ist der Anwalt bestens vernetzt: Bis vor Kurzem war Fonseca Mora stellvertretender Vorsitzender der Regierungspartei Partido Panameñista. Sein Bruder Alfredo ist Chef der Luftfahrtbehörde, sein Sohn Eduardo dient als Konsul in den Vereinten Arabischen Emiraten. Als Schriftsteller wurde er sogar zweimal mit dem nationalen Literaturpreis ausgezeichnet. Fonseca machte sich zudem in der Wahrheitskommission des Landes auch um die Aufarbeitung der Verbrechen des Militärregimes verdient.

So jemand lässt sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen. Am Montag sitzt er im Studio des Fernsehsenders Telemetro und erklärt selbstsicher, dass alles ganz anders ist. „Was wir tun, ist vollkommen legal“, sagt er. Und mehr: Die Offshorefirmen, die seine Kanzlei gründet und verkauft, seien das Schmiermittel des globalen Finanzkapitalismus. „Die Welt braucht Kapitalgesellschaften.“

Fonseca Mora wurde am 14. Juli 1952 in Panama-Stadt geboren. Wie die gesamte Elite des mittelamerikanischen Landes besuchte er die exklusive Schule Colegio La Salle und studierte später Jura an der Universität von Panama und an der London School of Economics. Sechs Jahre arbeitete er für die Vereinten Nationen in Genf. 1986 gründete er mit dem deutschstämmigen Rechtsanwalt Jürgen Mossack die Kanzlei Mossack Fonseca.

Dass die Geschäftsgebaren seiner sonst so verschwiegenen Branche nun ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, passt dem umtriebigen Anwalt natürlich gar nicht. Angesichts der enormen Datenmenge und der umfassenden Berichterstattung auf der ganzen Welt entscheidet sich Fonseca Mora zum Gegenangriff.

Seine Kanzlei legt ein komplettes Internetportal mit umfangreichen Informationen zu ihrem Geschäftsmodell auf, Fonseca Mora lädt Redakteure der großen panamaischen Zeitung „La Prensa“ zum Gespräch in seine Geschäftsräume, gibt der „Financial Times“ ein Interview und tingelt durch die Nachrichtensendungen des Landes. Seine Botschaft: Unser Geschäft ist sauber.

„Wir sind wie ein Messerhersteller. Wenn einer mit dem Messer jemanden umbringt, ist ja auch nicht der Fabrikant daran schuld“, sagt er. Dieses Bild bemüht Fonseca Mora in verschiedenen Abwandlungen immer wieder, um die Arbeit seiner Kanzlei zu veranschaulichen. Mossack Fonseca gründet Kapitalgesellschaften und verkauft sie an Banken und Vermögensberater, die sie dann an ihre Kunden weitergeben. Mit den Nutznießern der Offshorefirma habe seine Kanzlei nichts zu tun.

„Wir haben bislang über 240 000 Firmen gegründet“, sagt Fonseca Mora. „Da gibt es natürlich auch immer mal wieder Endkunden, die in Probleme geraten.“ Die Berichterstattung über seine Kanzlei wertet er als Teil einer Kampagne, um sich unliebsame Konkurrenz vom Hals zu schaffen. Mossack Fonseca sei das eigentliche Opfer. „Wir sind gehackt worden. Das ist ein Verbrechen“, sagt der Teilhaber. Mossack Fonseca meint zu wissen, wer hinter dem Datendiebstahl steckt. „Wir haben einen Verdacht. Wir können dazu aber nicht mehr sagen, weil wir keine Beweise haben.“

Auch die Bezeichnung „Panama Papers“ sei irreführend. Seine Kanzlei mache den Großteil der Geschäfte woanders wie auf den Britischen Jungferninseln und auf den Bahamas, sagt Fonseca Mora. Weltweit würden die meisten Kapitalgesellschaften in Großbritannien und den Vereinigten Staaten verkauft, nicht in Panama.

„Das größte Steuerparadies der Welt sind die USA. Die wollen keinen Wettbewerb. Sie wollen, dass die Leute ihr Geld in New York anlegen, nicht in Panama“, sagt Fonseca Mora. „Die Drogenhändler und Geldwäscher haben ihr Geld in London, New York und Miami.“ Mossack Fonseca geht inzwischen strafrechtlich gegen die Verantwortlichen des Datenlecks vor. „Niemandem gefällt es, bestohlen zu werden.“