Berlin/Hunsrück

„Panama Papers“: Wirbel auch um Ex-Agenten Mauss

Das Schwarzweißbild soll ungefähr 1983 entstanden sein und den Privatdetektiv und V-Mann Werner Mauss alias „Claude" zeigen. Das rechte Foto entstand 1998 nach der ZDF-Sendung „Eser und Gäste“ in Mainz.
Das Schwarzweißbild soll ungefähr 1983 entstanden sein und den Privatdetektiv und V-Mann Werner Mauss alias „Claude" zeigen. Das rechte Foto entstand 1998 nach der ZDF-Sendung „Eser und Gäste“ in Mainz. Foto: dpa (2)

Die „Panama Papers“ schlagen hohe Wellen – bis in den Hunsrück. Der im Kreis Cochem-Zell lebende Ex-Agent der Bundesregierung, Werner Mauss, taucht in den Dokumenten als Nutzer von einem Dutzend Offshorefirmen auf. Mauss erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass die Unternehmen über gar kein eigenes Konto verfügten. Sie hätten nur als Firmenhülle gedient – als Absendeadresse für Hilfsgüter, gegen deren Lieferung unter seiner Vermittlung etliche Geiseln freikamen.

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Die Firmen laufen über einen Tarnnamen von Mauss, so Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“. Einen entsprechenden Pass auf diesen Tarnnamen erhielt er im Mai 2014 im Hunsrückort Simmern – obwohl er seit dem Jahr 2000 nicht mehr für deutsche Geheimdienste gearbeitet hat. Diesen Vorgang prüft jetzt das Mainzer Innenministerium, wie es auf Anfrage unserer Zeitung bestätigte.

Tausende Isländer protestierten

Die Konsequenzen aus der Affäre um Briefkastenfirmen hat inzwischen Islands Premier Sigmundur David Gunnlaugsson gezogen: Er ist zurückgetreten und hat die Auflösung des Parlaments beantragt. Zuvor hatten Tausende Isländer gegen Gunnlaugsson protestiert. Er war 2007 mit seiner späteren Frau Anteilseigner einer Firma auf den Britischen Jungferninseln geworden. Dorthin seien Millionen von Dollar geflossen, die sie von ihrem Vater geerbt hatte. Erst 2013 hatten die Isländer Gunnlaugsson ins Amt gewählt, den jungen Mann aus wohlhabendem Elternhaus, als Kämpfer gegen soziale Ungerechtigkeit. Damals war der Liberale mit seinen nur 38 Jahren ein politischer Jungspund, der sein Land in die Zukunft führen sollte. Jetzt fühlen sich die Isländer von ihm betrogen. Auch in seiner eigenen Partei, der Unabhängigkeitspartei, sollen nicht mehr viele hinter Gunnlaugsson stehen.

Auch in Deutschland gibt es schwerwiegende Konsequenzen: Banken geraten wegen Geschäften mit Briefkastenfirmen ins Visier der Behörden. „Niemand wird sich dem nationalen Recht und auch den deutschen Fahndungsbehörden dauerhaft entziehen können“, sagte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD). „Wer sich da etwas zuschulden hat kommen lassen, der wird sich vor einem deutschen Gericht verantworten müssen.“ Die Finanzaufsichtsbehörde Bafin stellte nach Informationen aus Finanzkreisen einzelnen Banken Fragen zu ihren Offshoregeschäften. Weitere Untersuchungen seien möglich.

Nach den seit Sonntagabend bekannten Recherchen Dutzender Medien haben Banken eine Schlüsselrolle beim Vertrieb von Briefkastenfirmen gespielt, in denen Politiker, Prominente und Sportler Geld platziert haben sollen. Die Recherchen basieren auf einem Datenleck bei der Wirtschaftskanzlei Mossack Fonseca aus Panama. Ob ihre Geschäftstätigkeiten unrechtmäßig sind, ist bislang unklar. Darauf weisen auch die Medien ausdrücklich hin. Laut „Süddeutscher Zeitung“ haben mindestens 28 deutsche Banken die Dienste dieser Kanzlei genutzt.

Insgesamt haben allein die deutschen Banken bei dem Offshore-Dienstleister mehr als 1200 Briefkastenfirmen gegründet oder diese für ihre Kunden verwaltet. Weltweit sollen gut 500 Banken mithilfe der Kanzlei mehr als 15 600 Briefkastenfirmen an ihre Kunden vermittelt haben. Für die Deutsche Bank listet die „SZ“ 426 solcher Briefkastenfirmen auf. Die Bank wollte sich nicht dazu äußern. Das Institut verwies allerdings erneut auf ein inzwischen verbessertes „Kundenannahmeverfahren“.

Anwaltskanzlei wehrt sich

Mossack Fonseca bestreitet illegale Geschäfte. „Wir haben keine Angst – wir haben nichts Schlechtes getan“, sagte Mitgründer Rámon Fonseca Mora der „Financial Times“ und sprach von einer „Hexenjagd“. „Wir haben mehr als 250.000 Firmen eröffnet. Unsere Standards sind sehr hoch.“ Man räumte zwar ein, dass „statistisch gesehen“ auch problematische Offshorefirmen darunter sein müssten. Mossack Fonseca breche aber die Geschäftsbeziehungen bei Anzeichen eines Fehlverhaltens sofort ab. „Ich garantiere, dass es mehr schmutziges Geld in New York, London und Miami als in Panama gibt.“

us/dpa