London

Olympische Spiele 2012: London ruft die Jugend der Welt

Derzeit das größte Schmuckstück Großbritanniens neben dem jungen Ehepaar William & Kate: Das Olympiastadion für London 2012 liegt im Osten des Londoner Stadtzentrums und ist bereits ein Jahr vor den Sommerspielen fertiggestellt.
Derzeit das größte Schmuckstück Großbritanniens neben dem jungen Ehepaar William & Kate: Das Olympiastadion für London 2012 liegt im Osten des Londoner Stadtzentrums und ist bereits ein Jahr vor den Sommerspielen fertiggestellt. Foto: dpa

Auf dem grünen Rasen des Olympiastadions prangt eine riesige Zahl, sie leuchtet in die dunkle Nacht, die über London liegt. Es ist die „1“, noch ein Jahr bis zu den Olympischen Sommerspielen 2012, die am 27. Juli des kommenden Jahres beginnen und die britische Metropole bis zum 12. August in Atem halten werden. 365 Tage noch, London's calling, London ruft die Sportler aller Welt, sich fertig zu machen.

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London. Auf dem grünen Rasen des Olympiastadions prangt eine riesige Zahl, sie leuchtet in die dunkle Nacht, die über London liegt. Es ist die „1“, noch ein Jahr bis zu den Olympischen Sommerspielen 2012, die am 27. Juli des kommenden Jahres beginnen und die britische Metropole bis zum 12. August in Atem halten werden. 365 Tage noch, London's calling, London ruft die Sportler aller Welt, sich fertig zu machen.

In der Stadt sind die Spiele allgegenwärtig. Meterhoch türmt sich der Sand mitten im Herzen von London. Sogar an der Horse Guard Parade, wo normalerweise jeden Tag Tausende Touristen den Wechsel der königlichen Wache betrachten, wird gebaut. „Ein Jahr vor dem Start können wir sicher sagen: Wir sind bereit, die Welt willkommen zu heißen“, tönt Londons Bürgermeister Boris Johnson. Heute will er die 365-Tage-Marke mit einem Riesenfest auf dem Trafalgar Square feiern – und der Welt zeigen, worauf sie sich freuen darf. Die Acht-Millionen-Einwohner-Metropole ist die erste Stadt, die nach 1906 und 1948 zum dritten Mal die Sommerspiele ausrichtet.

Ein Jahr vor der Eröffnungsfeier wird in der Metropole an der Themse geschraubt, geschweißt, gehämmert. Wenn vom 27. Juli 2012 an für 17 olympische Wettkampftage und anschließend bei den Paralympics die Welt zu Gast ist, wird sich die englische Hauptstadt aufgehübscht haben. Zehn Milliarden Pfund, also gut 11,3 Milliarden Euro, lässt sich Großbritannien die Spiele kosten. Zwei Milliarden Pfund umfasst das Budget des Organisationskomitees Locog, das Geld kommt von privaten Sponsoren und vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC).

London scheint für das Sportfest der Superlative weitgehend gewappnet. Die Sportstätten für die mehr als 10 000 Athleten, die 302 Wettbewerbe in 26 Sportarten sind schon ein Jahr vor dem ersten Startschuss fast alle fertig. Heute werden die Medaillen präsentiert.

Als einziges Problem stellt sich der Transport dar. London hat seit der erfolgreichen Kandidatur im Sommer 2005 unfassbare 6,5 Milliarden Pfund in sein U- und Regionalbahnnetz gebuttert. Doch der ältesten Untergrundbahn der Welt ist die Verjüngungskur kaum anzusehen. Enge Tunnel, zu schmale Bahnsteige, zu kleine Züge. Täglich zwölf Millionen Fahrten werden in der „Tube“ absolviert, während der Spiele kommen drei Millionen dazu. „Wir sind schon an normalen Tagen an der Kapazitätsgrenze“, stöhnt Transportminister Hugh Robinson. Der letzte störungsfreie Tag war im Mai 2010.

Fast verzweifelt sucht Mark Evers, der bei „Transport for London“ für die Olympiaausrichtung zuständig ist, nach Alternativen zur U-Bahn. Der Bootsverkehr auf dem weitverzweigten Londoner Kanalnetz wurde wieder ins Leben gerufen, 2000 Leihfahrräder wurden angeschafft. „Wir haben eine Menge getan“, sagt der Australier. „Aber es wäre falsch, wenn ich sagen würde, wir haben nicht noch eine unglaubliche Menge zu tun.“

Brennpunkt der Spiele wird der nagelneue Olympiapark im Stadtteil Stratford – etwa sieben Kilometer östlich des Stadtzentrums. Auf der 2,5 Quadratkilometer großen, ehemaligen Industriebrache steht das Olympiastadion für die Leichtathletik sowie Eröffnungs- und Schlussfeier. Auch der Kubus der Handballarena, die an ein riesiges Marshmellow erinnernde Basketballhalle, das von der aus dem Irak stammenden Star-Architektin Zaha Hadid geplante futuristische Aquatics-Center und die Radsporthalle mit einer Bahn aus sibirischem Tannenholz haben ihre Heimat im Olympiapark direkt neben dem in moderner Architektur gehaltenen olympischen Dorf.

London ist bereits ein Jahr vor den Spielen herausgeputzt, besonders sportlich. Mit einem langfristigen Entwicklungsprogramm haben die britischen Verbände ihre Spitzenathleten in Form gebracht. Gerade Individualsportarten erleben derzeit eine englische Renaissance. Ob Ruderer oder Leichtathleten – Briten räumen ab. Extrem ist die Situation im Triathlon, die beiden Brüder Alistair und Jonathan Brownlee laufen ihrer Konkurrenz derzeit davon. In Peking hatte China 51 von 302 Goldmedaillen gewonnen, Britannien lag da bereits auf Rang vier der Nationenwertung mit 19 goldenen.

Das deutsche Team rangierte 2008 auf Platz fünf des Medaillenspiegels, doch Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Komitees (DOSB), sagt ein Jahr vor London: „Nie gab es größere Konkurrenz als heute.“ Mindestens 400 Athleten soll das deutsche Team bei den Spielen umfassen, und Bach möchte sie glänzen sehen: „Wir verfolgen das Ziel, unseren Platz in der Weltspitze erfolgreich zu verteidigen.“ Vor drei Jahren in Peking hatte die damals 440-köpfige Olympia-Mannschaft 16 Gold-, 10 Silber- und 15 Bronzemedaillen geholt.

Von Volker Boch und Michael Donhauser

Infos zu den Olympischen Spielen 2012 in London gibt es auf der offiziellen Seite der Spiele unter ku-rz.de/london2012