Rheinland-Pfalz

Nürburgring: Land wollte sich von Kai Richter trennen

Die schnelle Attraktion vom Nürburgring, der "Ringracer", soll nun endlich im nächsten Sommer auf die Piste gehen.
Die schnelle Attraktion vom Nürburgring, der "Ringracer", soll nun endlich im nächsten Sommer auf die Piste gehen. Foto: Archiv

Die Skepsis ist groß, aber das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium glaubt an einen Erfolg des Nürburgrings. „Inzwischen haben wir die Selbstbedienungsmentalität am Ring beendet“, sagt Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD).

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Rheinland-Pfalz. Die Skepsis ist groß, aber das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium glaubt an einen Erfolg des Nürburgrings. „Inzwischen haben wir die Selbstbedienungsmentalität am Ring beendet“, sagt Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD).

Damit meint der Mainzer Ressortchef vor allem Geschäftspraktiken, wie sie der Rechnungshof dem Unternehmer Kai Richter für den Zeitraum bis zur konzeptionellen Neuordnung aller Firmen und Verträge bescheinigt hat. Der Düsseldorfer Projektentwickler hat nach Einschätzung der Speyerer Kontrolleure vor allem den Aufbau eines bargeldlosen Bezahlsystems dazu genutzt, um auf fragwürdige Weise Kasse zu machen.

Im Dezember 2010 wurde daher die Firmenstruktur rund um die Cash Settlement & Ticketing GmbH (CST), die für die sogenannte „ringcard“ verantwortlich zeichnet, komplett umstrukturiert. Einseitige Geschäfte zulasten des Landes sollen künftig nicht mehr möglich sein, ist man im Ministerium überzeugt.

In der Landesregierung gab es nach Informationen unserer Zeitung ernsthafte Überlegungen, sich von Richter zu trennen. Das war aber aufgrund bestehender Verträge höchst problematisch. Richter ist seit Mai 2010 am Ring erneut fest verankert. Er hat einen Vertrag, der ihn neben dem Hotelier Jörg Linder zum Pächter des Ring-Komplexes macht, während der nahezu landseigenen Nürburgring GmbH Gelände und Bauten gehören. In dem im Mai beschlossenen Konzept war zwischen Pächter und Besitzer getrennt worden.

Trotz der Hypothek Richter vertraut Wirtschaftsminister Hering auf eine gute Zukunft der Ring-Region in der Eifel. Der SPD-Politiker hält „rund 2300 Arbeitsplätze in vier bis fünf Jahren für realistisch“. Derzeit sorgt die Rennstrecke direkt oder indirekt für etwa 1600 bis 1700 Jobs.

Zudem geht Hering davon aus, „dass für das Invest von 330 Millionen Euro dauerhaft keine Steuergelder gebraucht werden“. Der Minister spricht nicht von Gewinnen. Aber zumindest die Kosten für den Freizeitpark können seiner Ansicht nach über einen längeren Zeitraum hinweg wieder erwirtschaftet werden. Die Altschulden von 80 Millionen Euro, die in den gut zehn Jahren bis 2010 durch Gesellschafterdarlehen und Verluste aus der Formel 1 eingefahren wurden, sind laut Wirtschaftsministerium hingegen vermutlich nicht mehr auszugleichen.

Von unserem Redakteur Dietmar Brück