Mehr als 38 Medaillen vor der großen Reform

Ricarda Funk
Ricarda Funk Foto: dpa

Die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro werden zur letzten Kraftprobe des bisherigen Leistungssportsystems in Deutschland vor der großen Reform. „Wir haben den Zielkorridor aktualisiert und sind auf 38 bis 68 Medaillen heruntergegangen“, sagte Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

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Eine Neuaufstellung des Spitzensports ist unabhängig davon notwendig. Denn in den vergangenen 24 Jahren hat sich die Zahl der olympischen Medaillen halbiert. Nach der Wiedervereinigung kehrten die deutschen Sportler 1992 aus Barcelona mit 82 Medaillen zurück. 2004 in Athen holten sie 49 und 2008 in Peking nur 41 Medaillen. Erst in London wurde die Talfahrt mit 44 Medaillen (11 Gold/19 Silber/14 Bronze) gestoppt.

Wie weit man aber von den Großmächten des Sports entfernt ist, zeigt die 2012er-Bilanz der besten Nationen: USA (103), China (88), Russland (82) und Großbritannien (65). Wie viele Medaillen das Resultat allein sportlichen Talents gewesen sind, bleibt ungewiss. Welche Dimension der Doping-Betrug hat, wird vor den Rio-Spielen offenkundig. Die Doping-Enthüllungen in Russlands Leichtathletik scheinen nur die Spitze eines Eisberges zu sein.

Bei den Zielvereinbarungen zwischen den Spitzenverbänden und dem DOSB ist vor drei Jahren ein Zielkorridor von 40 bis 70 Medaillen ermittelt worden. Der DOSB wird wohl nicht deutlich mehr Medaillen gewinnen, aber mehr Sportler als vor vier Jahren in London (391) nach Brasilien schicken. „In Rio werden wir rund 450 Athleten am Start haben, weil sich bisher fünf Mannschaften qualifiziert haben, zwei mehr als 2012“, sagte Vesper.

Besonders erfreulich: Nach dem Tief in London sind je zwei Fußball- und Hockeyteams sowie die Handball-Europameister in Rio dabei. Bei den Individualsportarten gab es positive und weniger positive Nachrichten. So schlugen sich die Turner ebenso stark wie die Slalom-Kanuten – mit einer Ausnahme: Die Bad Breisiger Hoffnungsträgerin Ricarda Funk (KSV Bad Kreuznach) verpasste im Kajak-Einer das Rio-Ticket.

Bei den Fechtern, einst die großen Medaillenlieferanten, lief es besonders schlecht: Erstmals seit 1956 qualifizierte sich kein Team. Nur vier Einzelstarter, darunter der viermalige Weltmeister Peter Joppich (Coblenzer Turngesellschaft), überstanden die Ausscheidung.